Wenn die Motive eine Eigendynamik entwickeln . . .

Neunkirchen · Nach einer Pause stellt die Schiffweiler Künstlerin Fränzi Herrmann erneut im Künstlerkreis Neunkirchen aus. Unter dem Titel „Neue Ausblicke“ sind ihre Bilder und Fotos noch bis 3. Mai in der Galerie am Oberen Markt zu sehen.

"Wir haben unsere Winterpause beendet", begrüßte Annelie Scherschel-Freudenberger, Vorsitzende des gastgebenden Künstlerkreises Neunkirchen, die knapp 30 Gäste am Sonntagmorgen in der ehemaligen Metzgerei Merscher freudestrahlend. Das mit dem Wetter, so die Vorsitzende, habe man ja gut hinbekommen. Und die Ausstellung sowieso. Schließlich ist Fränzi Herrmann keine Unbekannte, nach einer Zeit des Rückzugs präsentiert die 82-jährige Künstlerin nun erneut ihre Arbeiten beim Künstlerkreis, darunter farbintensive Acrylbilder, Tuschearbeiten und experimentelle Fotografien."Ich bin immer wieder erstaunt, wie fit Sie sind und wie viel Sie noch arbeiten", sprach Brigitte Quack in ihrer Einführung aus, was sicher viele angesichts des modernen, vielschichtigen Werks der Künstlerin dachten. Wobei ja einiges familiär veranlagt sei: "Sie wuchs in einem inspirierenden Umfeld auf. Schon ihre Mutter hat viel und gern gezeichnet und gemalt". Fränzi selbst erreichte das, was ihrer Mutter noch verwehrt geblieben war. Die junge Frau aus Schiffweiler studierte 1949 bis 1951 an der Schule für Kunst und Handwerk in Saarbrücken bei Professor Boris Kleint, Karl Kunz und Bauhausschüler Hannes Neuner. Nach einer Schaffenspause, in der Fränzi Herrmann heiratete und fünf Kinder aufzog, wendete sie sich vor etwa 40 Jahren wieder intensiv der Kunst zu.

Anfänglich beschäftigte sie sich mit Schwarzweiß-Fotografie, da hier, so Brigitte Quack, "Linien, Strukturen und Kontraste hervorgehoben werden können." Verloren hat Fränzi Herrmann den Bezug zur Fotografie nie, wovon "Spielereien mit Gaze und Zeitungspapier" zeugen - und von ihrer Fähigkeit, sich digitaler Bildbearbeitung zu bedienen. Nicht nur die Digitalfotos, auch Tuschezeichnungen und Acrylbilder "kommen spielerisch leicht und stark bewegt einher, sind stark reduziert und wirken abstrakt". Wie Fränzi Herrmann im Vorgespräch verriet, zeichnet sie liebend gern. Wobei zu Beginn fast immer Momentaufnahmen mit der Kamera stehen - die später oft nicht mehr als Motiv erkennbar sind. Vielmehr entwickelt das Motiv eine Eigendynamik, ein Prozess, den die Künstlerin immer wieder als "spannend" erlebt.

Bis zum fertigen Ergebnis wird, so Brigitte Quack, "manches verworfen, übermalt und im eigenen Wohnzimmer in Heiligenwald an die Wand gehängt, bis in stetiger Begegnung der letzte Schliff erfolgt". Am Ende steht stets eine hohe Qualität und Ausdrucksstärke, wie es etwa die Birkenwald- und Gräser-Bilder mit ihren starken Farbkontrasten belegen. Fakt ist, wie es eine Besucherin beim Gang durch die Ausstellung anerkennend murmelte: "Die Fränzi hat was weg."

Geöffnet ist die Ausstellung in der Galerie des Künstlerkreises, Oberer Markt 1, bis 3. Mai jeweils donnerstags, 17 bis 19 Uhr.

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