Rapper Drehmoment in Sötern Wenn aus dem Reim ein Rap wird

Sötern · Musiker Markus Trennheuser alias Drehmoment gibt einen Workshop an der Söterner Grundschule. Die Schüler üben sich im Sprechgesang über ihre liebsten Freizeitbeschäftigungen.

 Markus Trennheuser alias Rapper Drehmoment zeigt den Schülern, wie Sprechgesang funktioniert – inklusive cooler Bewegungen.

Markus Trennheuser alias Rapper Drehmoment zeigt den Schülern, wie Sprechgesang funktioniert – inklusive cooler Bewegungen.

Foto: B&K/Bonenberger/

Es ist Ferienzeit, alles ruhig an der Söterner Grundschule. Eigentlich. Denn an diesem Morgen wummern Bässe aus einem der Klassensäle. Am Lehrerpult sitzt Markus Trennheuser alias Rapper Drehmoment. Vor ihm steht ein Laptop, an dem ein Mikrofon angeschlossen ist. „Mit Rap kann man sich die Zeit vertreiben, sich die Blödheiten von der Seele schreiben“, spricht der 34-Jährige akzentuiert, passend zum Rhythmus der Musik. Die Blicke der mehr als 20 Schüler sind auf den Gast gerichtet, ihre Hände wippen im Takt. Auf dem Ferienplan steht ein Rap-Workshop.

Betreut werden die Erst- bis Viertklässler vom Team der St. Wendeler Initiative für Arbeit und Familie (WIAF gGmbH). Sie sind an der Dependance der Nohfelder Grundschule für die Freiwillige Ganztagsschule zuständig. In einem der Klassenräume hängt an der Wand ein Schild mit entsprechenden Regeln. Markus Trennheuser wirft einen Blick darauf und lächelt. „Bei mir gibt es während des Workshops nur eine Regel und die lautet: Wir lachen nicht übereinander.“ Stattdessen setzt der Musiker bei den Nachwuchsrappern auf Motivation. Mit dem hippen Schlachtruf „Ahhh Uhhh“ feiern die Kinder gegenseitig gute Leistung.

Trennheuser hat schon Rap-Workshops an Gemeinschaftsschulen und in vierten Klassen an Grundschulen gegeben. Dieses Mal wartet eine neue Herausforderung auf ihn: Denn die Schüler sind gemischt – von der ersten bis zur vierten Klasse. Zu Beginn steht Theorie auf dem Plan. Denn Rapper Drehmoment möchte etwas über die Stilrichtung Hip Hop, die Teil der Popkultur ist, vermitteln. „Seinen Ursprung hat Hip Hop in der Diskriminierung gegenüber Menschen mit dunkler Haut. Sie packten ihre Wut und Traurigkeit in Texte. Und so wurde etwas Kreatives daraus, statt Gewalt“, erklärt der Rapper. Er weiß um die Vorurteile gegenüber des Musikstils, in dem es derbe Wortwahl und auch Sexismus gebe. Es werde hier eben durch Diskriminierung Kritik an Diskriminierung geübt. „Hip Hop ist ein Spiegel der politischen und sozialen Welt“, sagt Drehmoment.

Außerdem eigne sich Rap dazu, sich selbst in der Welt zu verorten. Er erlaube das Reflektieren des eigenen Daseins. Individualität, Authentizität, Perfektion und Originalität – das sind laut Trennheuser die vier Säulen des Hip Hops. Mit Hilfe des Musikstils ließe sich Schülern das Prinzip der Metapher erklären und ihre Sprachentwicklung fördern.

„Es ist gut, so wie es ist“, rappt Trennheuser vor. Die Nachwuchsmusiker wiederholen. Sie sollen ein Gefühl für den Sprechgesang bekommen. Vor den Schülern liegen Zettel und Buntstifte. Darauf haben sie Stichworte notiert – zum Thema Freizeit. Denn darüber sollen sie selbst rappen. „Jetzt brauchen wir noch den passenden Rhythmus“, sagt Trennheuser und spielt den Kindern verschiedene Beats vor. Sie entscheiden sich für ein Instrumentalstück, das fröhlich klingt. Dann machen sie sich daran, Vierzeiler zu reimen. Der Rapper geht durch die Reihen und hilft. Sascha schreibt über Pokémons. Mit dem Spiel fürs Smartphone vertreibt er sich gerne die Zeit. Ihm gefällt der Workshop „richtig gut“, wie er sagt.  Privat hört er ab und an mal Rapmusik. Während seine Schulkameraden noch an ihren Versen feilen, spricht er seine Zeilen zur Musik vor sich hin. Cool wippt er dabei im Takt.

Erstklässlerin Kiara zeigt dem Rapper ihren Text. Ihr Thema: das Reiten. Es ist eines ihrer Hobbys. Aber in ihrer Freizeit schreibe sie auch gerne Gedichte. Und an diesem Morgen eben ein Lied. „Das finde ich schön. Auch, dass uns so viele Ideen einfallen“, sagt Kiara. Wenn sie allerdings daran denke, dass sie ihre Zeilen gleich rappen müsse, werde sie nervös.

Nervosität gehört dazu. Das weiß auch Rapper Drehmoment. Doch er beruhigt die Nachwuchsmusiker. „Wir probieren es so lange, bis es klappt.“ Erstklässler Konstantin ist so mutig und macht den Anfang. Selbstbewusst tritt er ans Mikrofon. Trennheuser nimmt den Sprechgesang auf und demonstriert den Kindern kurz, wie er die Aufnahmen später zurechtschneidet. Denn zum Andenken an den Rap-Workshop gibt es eine CD. Trennheuser klatscht mit Konstantin ab. Außerdem gibt es ein „Ahhh Uhh“ von den Mitschülern. Lächelnd setzt sich der Erstklässler wieder auf seinen Platz. Der Nächste, bitte.

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