Von der Auferstehung mitten im Leben

Ostern feiern Christen in aller Welt die Auferstehung Jesu von den Toten. Der Tod am Kreuz ist nicht das Ende für Jesus.

Nach drei Tagen, so erzählen die Evangelien, hat Gott ihn von den Toten auferweckt. Das ist Ostern: Der Tod ist besiegt! Christen feiern an Ostern das Leben!Aber kann man das wirklich glauben, dass Jesus aus dem Grab auferstanden ist? Ein bekannter Bibelforscher, Rudolf Bultmann, hat bereits zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts die Auferstehung als historisches Ereignis angezweifelt: "Man kann nicht elektrisches Licht und Radioapparat benutzen, in Krankheitsfällen moderne medizinische und klinische Mittel in Anspruch nehmen und gleichzeitig an die Geister- und Wunderwelt des Neuen Testaments glauben." Ist die Auferstehung etwa eine Erfindung? Die Auferstehung Jesu lässt sich gewiss nicht beweisen. Sie ist auch mit dem Verstand nicht zu begreifen. So heißt es treffend in einem österlichen Lied: "Zu Ostern in Jerusalem da ist etwas geschehen, das ist noch heute wunderbar, nicht jeder kann's verstehn." Die Auferstehung und damit Ostern sind eine Sache des Glaubens. Die vier Evangelien aber erzählen übereinstimmend davon, dass Frauen am Ostermorgen das Grab, in das Jesus gelegt wurde, leer vorfinden. Frauen sind also die ersten Zeugen für die Auferstehung. Warum sollte man ihre Aussagen anzweifeln?Sie sind doch ganz nahe an Jesus dran gewesen. Sie sind Jesus in seinem Leben treu nachgefolgt. Sie haben Jesus schließlich auf seinem Weg ans Kreuz begleitet und haben ihn sterben sehen. Ihre Tränen und ihre Trauer sind genauso echt gewesen wie ihr Erstaunen über das leere Grab. Eher ängstlich und zaghaft haben die Frauen ihre Entdeckung weiter erzählt. Sie haben keine Sensationsmeldung daraus gemacht. Doch ihre Nachricht hat sich schnell ausgebreitet: "Jesus ist auferstanden! Er lebt!" Diese Osterbotschaft wird seit mehr als 2000 Jahren verkündigt. Die Anhänger von Jesus haben sie von Anfang an verstanden. Was Jesus wollte, sollte weitergehen. Seine "Sache" war längst nicht zu Ende. Das leere Grab hat die christliche Geschichte erst richtig ins Rollen gebracht. Menschen stellen sich in die Nachfolge von Jesus und leben seinen Geist weiter. So wie Jesus gehen sie auf andere zu, helfen, trösten, ermutigen und stiften Versöhnung unter Menschen. Auferstehung ist keine Erfindung und kein Märchen aus der Bibel, sondern wird im konkreten Handeln von Christinnen und Christen verständlich.So gibt es die Auferstehung mitten im Leben! Wenn sich einem Menschen, der total am Tiefpunkt angelangt ist, plötzlich irgendwo eine Tür auftut und die Freude am Leben wiederkehrt, dann ist es, als sei er wieder neu zum Leben auferstanden. Und ein Blick in die Natur zeigt, wie aus totem Holz neues Leben wächst. Ist das nicht ein Fingerzeig dafür, dass der Tod nicht das Letzte ist? Ostern jedenfalls erinnern Christen daran: "Jesus ist auferstanden. Er lebt!" Das Leben siegt auch über den Tod!In diesem Sinne ein fröhliches und gesegnetes Osterfest.

Uwe Schmidt, 51, ist seit 1997 Pfarrer in Neunkirchen. Der gebürtige Völklinger ist verheiratet und hat zwei Kinder.

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