Vom Wandertag zum Chaostag

Bosen · Laut Polizei marschierten am Freitag rund 2500 Wanderer zum Bostalsee, den viele am Abend torkelnd verließen. Die Vergehen nahmen am Nachmittag mit steigendem Alkoholpegel gegenüber dem Vorjahr zu.

 Am Türkismühler Bahnhof trafen laut Bundespolizei 250 überwiegend jugendliche Bostalsee-Pilger ein. Fotos: Frank Faber

Am Türkismühler Bahnhof trafen laut Bundespolizei 250 überwiegend jugendliche Bostalsee-Pilger ein. Fotos: Frank Faber

Noch am Morgen schien der 1. Mai ein entspannter Tag für Polizei , Nohfelder Ordnungsamt und Kreisjugendamt zu werden. Die Bundespolizei , die per Zug anreisende Wandergruppen bis zum Türkismühler Bahnhof begleitet hatte, zeigte sich entspannt.

Gegen 15 Uhr stellte sich ein völlig anderes Bild dar. Aus dem Wandertag machten mittlerweile enthemmte Jugendliche einen Chaostag. "Sie haben Unmengen an Alkohol in den Bollerwagen mitgeführt", schilderte Türkismühles Polizeichef Gernot Müller. Was er da gesehen habe, sei ein Spiegelbild der Gesellschaft. In rasantem Tempo nahmen die Aussetzer der Angetrunkenen zu, die Zwischenfälle überstiegen das Maß des Vorjahres.

"Wenn wir den Alkohol in der Öffentlichkeit nicht verbieten können, kriegen wir die Sache nicht in den Griff", sagte Müller. Den ersten, den die Polizei abführte, war ein 17-Jähriger aus Baumholder. Er soll ein Messer gezückt haben. Damit hat er eine Anzeige am Hals, er hat laut Polizei gegen das Waffengesetz verstoßen. Sein Alkoholpegel: 1,61 Promille.

Kurz darauf suchte ein Wildpinkler vor der Polizei das Weite. Der zugedröhnte Nohfelder war zu langsam. Die Beamten fingen ihn ein. In seiner Hosentasche fanden die Ordnungshüter eine Tüte mit Marihuana sicher. Er landete ebenfalls auf der Wache. In beiden Fällen ließ die Polizei die Wohnungen durchsuchen.

"Wir hatten vorläufig drei Vergehen gegen das Betäubungsmittelgesetz und diverse Verstöße gegen das Jugendschutzgesetz", vermeldete Müller am Abend. Des Weiteren bildeten sich Müllberge - trotz der zwölf von der Gemeinde aufgestellten Container. Besonders unansehnliche Flecken: die Söterner Straße in Gonnesweiler und der Feldweg aus Richtung Oberthal.

Ein Bosener muss sich demnächst wegen Körperverletzung verantworten. Ihm wird sein Ausraster zum Verhängnis. Der Hausbesitzer war mit einem Baseballschläger auf einen Jugendlichen losgegangen, der an sein Haus pinkelte. Auch vor dem Gebäude der Seeverwaltung musste ein Volljähriger dringend. Als seine Personalien festgestellt werden sollten, beleidigte er einen Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes und spuckte ihn an. Als er sich massiv zur Wehr setzte, wurde der Fassadenpinkler in die Zelle nach St. Wendel gebracht.

Dann meldeten Sicherheitsmitarbeiter noch, dass Taschendiebe unterwegs seien. Es handle sich um zwei Männer zwischen 30 und 40 Jahren.

Nach 18 Uhr hielt Polizeichef Müller die Lage weiter für angespannt. Er ließ alle Kräfte im Einsatz. Anders als im Vorjahr, als es sich bereits am Nachmittag beruhigt hatte. Ähnliches beim Deutschen Roten Kreuz (DRK). 15 völlig betrunkene Jugendliche landeten im Zelt auf den Feldbetten, für einen weiteren ging's ins Krankenhaus. Es sollte geklärt werden, was das Opfer überhaupt intus hatte. "Die Situation ist sehr angespannt", bestätigte DRK-Sprecher Raimund Finkler. Und Müller sorgt sich: "Mir graut es schon vor dem Vatertag".

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort