Versicherungsagenten ergaunerten sich 14,2 Millionen Euro

Saarbrücken · Die Wirtschafsstrafkammer des Landgerichts verhandelt seit gestern einen Fall gewerbs- und bandenmäßigen Betruges. Angeklagt sind zwei Inhaber einer Saarbrücker Versicherungsagentur. Einer der Angeklagten hat die Vorwürfe eingeräumt, der zweite kommt am Montag zu Wort.

Zwei Saarländer, 61 und 51 Jahre alt, stehen seit gestern als Angeklagte vor der Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts. Vorgeworfen wird ihnen gewerbs- und bandenmäßiger Betrug in 394 Fällen. Der 61 Jahre alte Angeklagte hat die Vorwürfe im wesentlichen gestanden, der 51-Jährige kommt an einem späteren Verhandlungstag zu Wort.

Die zwei Männer betrieben in Saarbrücken eine Versicherungsagentur. In einer finanziellen Flaute ersannen sie ein System, um an millionenschwere Provisionen für den Abschluss privater fondgebundener Rentenversicherungen zu kommen. Und das ging so: Bestandskunden der Agentur wurden angesprochen, eine private Rentenversicherung abzuschließen. Die Prämien wurden den Versicherten von der Agentur monatlich zurück überwiesen, denn es ging ja nicht um eine Sicherung des Lebensabends sondern um die Provisionen für den Abschluss der Versicherung.

Damit die Provision der Agentur erhalten bleibt, muss die Versicherung zwischen drei und fünf Jahren bestehen. Danach wurde gekündigt und der Rückkaufswert floss an die Agenten, die Kunden durften 15 Prozent behalten. Es wurden richtig fette Versicherungen abgeschlossen. Mehr als 14 Millionen Euro zahlten zwei Versicherungen an die Agenten. Unter Abzug der während der Provisionshaftulngszeit gezahlten Beiträge machten die Agenten einen Gewinn von vier Millionen in weniger als vier Jahren.

Die Versicherten hatten zu keinem Zeitpunkt ein wirkliches Interesse an einer Versicherung. Die monatlichen Beiträge überstiegen in vielen Fällen das Haushaltseinkommen der Kunden. In einem Fall betrug die monatliche Prämie 8 000 Euro. Es sei nicht schwierig gewesen, neue Kunden zu gewinnen. Von 100 Angesprochenen hätten 90 mitgemacht.

Mit ihren Einnahmen führten die Versicherungsagenten ein luxuriöses Leben, zum Beispiel ein Urlaub in Marbella für 30 000 Euro oder Eine Armbanduhr für 65 000. Doch seit Mitte vergangenen Jahres sitzen beide in Untersuchungshaft. Am kommenden Montag wird der Prozess fortgesetzt.

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