Vanessa Mai am Bostalsee Vanessa Mai ließ den VIP-Bereich entern

Bosen · Nur etwa 500 Anhänger wollten den Schlagerstar am Wochenende auf dem Festival-Gelände am Bostalsee live sehen. Mai gab dennoch alles.

 Einlasskontrolle im Schneckentempo: Bis zu 90 Minuten standen die Besucher im Regen, um auf das Gelände zu gelangen.

Einlasskontrolle im Schneckentempo: Bis zu 90 Minuten standen die Besucher im Regen, um auf das Gelände zu gelangen.

Foto: Frank Faber

Kühl, regnerisch und windig war es am Samstag, als die Schlagerpop-Sängerin Vanessa Mai in Hotpants und Netzstrümpfen über den verlängerten Laufsteg der Bühne flippte. Kaum 500 Besucher waren zum Konzert der 25-Jährigen auf der ähnlich wie im ZDF-Fernsehgarten bestuhlten Festwiese am Bostalsee gekommen.

Auf dieses fast anonym anmutende Ambiente — langer Laufsteg, davor ein spärlich mit Gästen besetzter VIP-Bereich und dahinter stählerne Absperrgitter, an denen die Menschen drängelten — schien sie wenig Lust zu verspüren. Nach dem dritten Song löste die Sängerin eigenmächtig die steife Sitzordnung auf. „Der Veranstalter wird mich killen dafür, und ich weiß gar nicht, ob ich das darf, aber das ist doch doof, wenn ihr so weit weg steht. Kommt alle nach vorne an die Bühne“, forderte sie das Publikum auf. Besucher krabbelten sofort, unterstützt von Sicherheitskräften, über die Gitter und bevölkerten den geenterten VIP-Bereich. Mai gefiel die Publikumsnähe, warnte die Fans jedoch vor jederlei Körperkontakt, weil sie einen ansteckenden Magen-Darm-Virus mit sich rumschleppte.

Ihre keyboardgeschwängerte Musik, ein Mix aus Schlagermucke von der Stange, rhythmischem Discofox und Ibiza-Klubgeräuschen gab es knappe 90 Minuten. Bekannte Lieder wie „Wolke 7“ oder „Mein Herz schlägt Schlager“ verpulverte sie als Startnummern. „Ich habe auch viele neue Songs dabei“, kündigte sie an. Und packte ein paar Tracks aus dem von Pop-Titan Dieter Bohlen produzierten neuen Tonträger „Regenbogen“ aus. „Ihr habt das Album in euer Leben gelassen und die Texte auswendig gelernt“, lobte Mai die Textsicherheit ihres Publikums. Oft richtete sie gar längere Ansprachen an die nicht allzu zahlreich versammelte Zuhörerschaft, in dem sie ihr Glück für einen gelungenen Abend am Bostalsee zum Ausdruck brachte.

Als zur Konzerthalbzeit eine heftige Regenschauer niederprasselten, traten die ersten Besucher eilig den Heimweg an. Die durch einen Virus angeschlagene Sängerin dagegen zog ihre Jacke aus und düste unter der herbstlich temperierten Himmelsdusche den Laufsteg rauf und runter. Als Zugabe sang Vanessa Mai ein zweites Mal die aktuelle Single „Nie wieder“, und am Ende hatte sie das Optimale aus dem Konzert rausgeholt.

Nur das eigene Stück „Glaubst du noch“ präsentierte David Ceylan während seines Playback-Auftrittes im Vorprogramm. Der Rest waren gängige Coverversionen, die auf jedem Stadtfest rotieren.

Für die Idar-Obersteiner Agentur Riverflow Entertainment ist die Veranstaltungspremiere am Bostalsee gründlich ins Wasser gefallen. „Das mit dem Wetter ist schon bitter für uns. Es ist das erste Mal, dass wir so etwas in dieser Größe auffahren“, meinte Tristan Logiewa ernüchtert. Das ist aber nicht alles. Bereits am Mittwoch teilte die Agentur zähneknirschend mit, dass die Auftritte der Zugpferde Lena und Lukas Rieger beim Summer-Fade-Out-Festival am Sonntag aus „organisatorischen Gründen“ abgesagt werden mussten. Der verpflichtete Rapper Kay One soll bei der Veranstaltung als Ersatzmann für Lena fungieren. Aus beiden Konzerten wurde dann eins, indem die Veranstalter die Gültigkeit der Tickets jeweils für beide Open-Airs ausdehnten.

 Nachdem sie den VIP-Bereich kurzerhand aufgelöst hatte, war Sängerin Vanessa Mai beim Auftritt am Bostalsee mitten unter den Fans.

Nachdem sie den VIP-Bereich kurzerhand aufgelöst hatte, war Sängerin Vanessa Mai beim Auftritt am Bostalsee mitten unter den Fans.

Foto: Frank Faber
 Vanessa Mai präsentierte am Bostalsee die komplette Bandbreite ihres Könnens und trotzte dabei dem Regen.

Vanessa Mai präsentierte am Bostalsee die komplette Bandbreite ihres Könnens und trotzte dabei dem Regen.

Foto: Frank Faber

Mit dem Regen hagelte es am Samstag zusätzlich Kritik an der Organisation der Veranstaltung. „Der Einlass war eine Katastrophe. Wir haben mehr als 90 Minuten in der Schlange im Regen gestanden“, beschwerte sich ein Besucher. Ein weiterer Gast war über die Auflösung des VIP-Bereiches verärgert. „Warum zahlt man dann über 110 Euro für die unterschiedlich kategorisierten Karten im Vorverkauf, dann hätte ich mir ja das billige Ticket für 40 Euro holen können. Das war nicht in Ordnung“, bemängelte er das eigenmächtige Handeln der Sängerin. Das Angebot, sich am Sonntag Kay One und Co. zum Nulltarif anzusehen, kam für beide nicht in Frage.

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