Polizei und Staatsschutz ermitteln Unbekannte schänden jüdischen Friedhof in Gonnesweiler

Gonnesweiler · Unbekannte haben den jüdischen Friedhof in Gonnesweiler geschändet und dabei zwei Grabsteine und einen Sockel umgestürzt. Einer der Grabsteine ist dabei zerbrochen. Polizei und Staatsschutz ermitteln.

 In Gonnesweiler haben Unbekannte den jüdischen Friedhof geschändet.

In Gonnesweiler haben Unbekannte den jüdischen Friedhof geschändet.

Foto: Rupert Schreiber/ Landesdenkmalamt

Die Friedhofsschändung wurde bei wissenschaftlichen Katalogarbeiten des Freundeskreises zur Rettung jüdischen Kulturguts im Saarland am vergangenen Montag, 30. April, entdeckt (wir berichteten). Polizei und Staatsschutz haben die Ermittlungen aufgenommen. Der Sachschaden beläuft sich auf etwa 1200 Euro.

Kultusminister Ulrich Commerçon macht deutlich, dass unsere Gesellschaft solche Angriffe nicht akzeptieren wird. „Egal, ob oder an wen oder was man glaubt: Orte, an denen wir unsere Verstorbenen beerdigen, sind besonders schützenswert. Angriffe wie der in Gonnesweiler treffen uns daher alle.“ Commerçon weiter: „Wer sich aber an einem jüdischen Friedhof vergeht, der will uns mehr zeigen. Er will deutlich machen, dass er das, was unsere Gesellschaft ausmacht, hasst und verachtet. Die Schändung von jüdischen Stätten, die Angriffe auf Juden, die Verharmlosung von Antisemitismus wie bei der Echo-Verleihung sind erbärmliche Taten. Wir werden das nie akzeptieren.“ Das bestärke ihn in dem Bemühen, an den Schulen die Erinnerungsarbeit weiter zu stärken.“

Richard Bermann, der Vorstandsvorsitzende der Synagogengemeinde Saar, zeigte sich tief bestürzt über den Vorfall in Gonnesweiler. Nahezu jährlich komme es im Saarland und in der unmittelbaren Nachbarschaft zu vergleichbaren antisemitischen Anschlägen auf jüdische Bestattungsorte, so zuletzt 2015 in Sarre-Union und in Tholey, 2016 in Merzig und 2017 in Waldwisse. Der Friedhof in Gonnesweiler sei in der Vergangenheit bereits mehrfach Ziel von Verwüstung gewesen: 1973, 1974 und 1997.

Zusammen mit dem Landesdenkmalamt und den jeweiligen Gemeinden versucht die Synagogengemeinde Saar, die jeweiligen Schäden so rasch wie möglich zu beheben und die Friedhöfe wieder in einen würdigen Stand zu versetzen.

Die beiden umgeworfenen Stelen sind die Grabsteine zweier Frauen. Die eine bezeichnete das Grab der 1867 verstorbenen Karoline Baum geborene Eisenkrämer, eine Tochter des Simmertaler Lehrers Marcus Eisenkrämer. Die andere, die nun zerbrochen ist, kennzeichnet das Grab der 1895 im Alter von 75 Jahren verstorbenen, ledig gebliebenen Viehhändlerstochter Rosa Kahn. Die für sie verfasste hebräische Inschrift ist in wissenschaftlicher Hinsicht bemerkenswert, da sie Jugend und jungfräulichen Stand betont, wie für ein jung verstorbenes Mädchen: „Noch in ihrer Blüte, pflückte sie der Tod“ lautet die Übersetzung eines zentralen Satzes.

>>> Weitere Polizeimeldungen finden Sie auf der Homepage der Saarbrücker Zeitung unter: Blaulicht

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort