Schwätze, wie de Schnawwel gewachs iss

Homburg · Viele Absprachen und Teamwork waren dafür nötig: Die Klasse 8d des Homburger Saarpfalz-Gymnasiums hat im Kunstunterricht ein großes Röhrenlabyrinth aus 22 Einzelteilen gebastelt und montiert.

 Sheila Raahimi aus der 8d des Homburger Saarpfalz-Gymnasiums zeigt in ihrer Zeichnung die Tücken des gemeinsamen Autofahrens. Fotos: Eberhard Jung/SChule

Sheila Raahimi aus der 8d des Homburger Saarpfalz-Gymnasiums zeigt in ihrer Zeichnung die Tücken des gemeinsamen Autofahrens. Fotos: Eberhard Jung/SChule

 Ehrung der vier Mundartpreisträger des Saarpfalz-Gymnasiums Ende November 2013 im Saarländischen Rundfunk: (v.l.) Dominik Russy (10b), Erwin Baier (8d), Cara Thiel (10b), SR-Intendant Thomas Kleist, Hazal Petroff (8d) und Lehrer Eberhard Jung.

Ehrung der vier Mundartpreisträger des Saarpfalz-Gymnasiums Ende November 2013 im Saarländischen Rundfunk: (v.l.) Dominik Russy (10b), Erwin Baier (8d), Cara Thiel (10b), SR-Intendant Thomas Kleist, Hazal Petroff (8d) und Lehrer Eberhard Jung.

 Die Projektklasse 8d des Homburger Saarpfalz-Gymnasiums mit ihrem Kunstlehrer Andreas Golczewski vor dem Gemeinschaftsbild „Röhrenlabyrinth“.

Die Projektklasse 8d des Homburger Saarpfalz-Gymnasiums mit ihrem Kunstlehrer Andreas Golczewski vor dem Gemeinschaftsbild „Röhrenlabyrinth“.

Zum vierten Mal wurden vor einiger Zeit Autoren mit dem saarländischen Mundartpreis ausgezeichnet, der im Zwei-Jahres-Rhythmus von SR 3 Saarlandwelle, der Stadt Völklingen und dem Landkreis St. Wendel ausgeschrieben wird. 253 Teilnehmer hatten 426 Prosatexte, Gedichte, Kurztexte und Cartoons zum Thema "Miteinander" eingesandt. Darunter waren auch 147 Schüler. Bei der Feierstunde im großen Sendesaal des Saarländischen Rundfunks führten die SR 3-Moderatoren Susanne Wachs und Michael Friemel durch das Programm. Sie stellten auf der Bühne die Preisträger des Jahres 2013 vor. Die einzigen Homburger Gewinner waren zwei Schülerinnen und zwei Schüler des Saarpfalz-Gymnasiums, darunter auch ich. Wir wurden von unserem Deutschlehrer Eberhard Jung betreut und erhielten von den insgesamt acht Preisen für Jugendliche vier - mit jeweils Geldprämien im Wert von 150 bis 500 Euro. Mein Mundarttext war eine Erzählung mit dem Titel "Wie ma besser Fisch fangt". Darin geht es um zwei leidenschaftliche Angler, die sich "uffm Hemweh" über ihre schlechte Ausbeute unterhalten. "Hasche aach nix gefang?", ist die leidvolle Frage. Sie angeln dann "am näckschde Morje" gemeinsam. Dabei kritisiert der eine: "O leck, Alder, was haschn du do fa e läbscher Angelhooke? (...) Mit dem fangsche jo nie ebbes!". Mit gegenseitiger Hilfe gelingt es ihnen dann, "e Haufe große Fisch se fange" und "am Enn ware se sich eenisch, dass es Angele mettnanner viel besser iss als alleen.". Aus meiner Klasse 8d gewann außerdem Erwin Baier einen Preis für seine Bildergeschichte mit zwei Eseln, die aneinander gebunden sind und erfolglos in verschiedene Richtungen ziehen. Völlig erschöpft gelangen sie dann zur Einsicht, dass ein gemeinsames Vorgehen in dieselbe Richtung erfolgreicher sei. Cara Thiel aus der Klasse 10b war die Dritte im Bunde. Sie hatte zwei lustige Fledermäuse gemalt, die ihre Abenteuerlust auf Saarländisch zum Ausdruck bringen: "Wolle mir mo nommo metsamme abhänge?". Dominik Russy, ebenfalls aus der Klasse 10b, wurde für sein Gedicht "Mettnanner läwe" ausgezeichnet, in dem er gemeinsame Lebenswege aufzeigt, zum Beispiel: "(...) sesamme uff die Schnerr gehn, / mettnanner maye, scheese, / mettnanner das Läwe läwe.".

Von unserer Schule stammten die meisten Einsendungen, darunter viele wunderschöne Cartoons aus meiner Klasse, die ebenfalls einen Preis verdient hätten. Sheila Raahimi fertigte ein Bild mit der Überschrift "Mitsamme im Audo" an, auf dem eine Frau als Beifahrerin in einem Sportwagen darauf aufmerksam macht, dass die Ampel rot ist, worauf ihr Mann erwidert: "Fahrscht Du oda fahr isch?!". Von Maria Minacapilli stammt das Bild "Metsamme sinn mir glicklich", worauf man eine Frau sieht, die ein Paar Schuhe anprobiert und denkt: "Dass kann nur eh Fraa verstehen.". Fabienne Ebert aus der 9a hat das Bild "Vadder unn Sohn an de Saarschleif" gemalt, wobei der Vater sagt: "Gugg emol, mei Knecht, das iss de saarländische Grand Canyon!".

In der Kategorie Kurztext schrieb Lea Karrenbrock aus der 10b: "Singe, danse, lache, alles kamma selwer mache. Nur alleen kisse, das geht nedd. Dodefür muss ma sinn se zwett.". Celina Pirrung aus derselben Klasse meinte: "Ich hann die Idee. Du hascht es Werkzeisch. De Näckschde kanns. Unn zamme kriehn mass hien!". Mira Brookes aus der 9a kritisierte: "Sellemols war alles noch anerschd, do hat's kenn Sau gesteert, wenn mo enns ausgesiehn hat wie's Gretel im Herbschd unn de Juppe vesaut hot odda sonschd ebbes. (...) Heitsedaa muss de een schenner sinn wie de anner. Uff die innere Werte werd kaum noch geguggt, nur es Aussiehn zählt. Wer hat die neischde Klamotte, die deierschde Schuh uns beschde Handy? Unn wehe, enner kann sich das net leischde, dann werda nur gehänselt! Wenn ich bei de Alde zuheere, geht's ah nur drum, wer's greeschde Haus hat, es deierschde Auto und wer's meischde vedient. (...) Jeder denkt nur an sich unn macht sei eischenes Ding.".

Thomas Kleist, der Intendant des SR, lobte den großen Einfallsreichtum der Teilnehmer und ließ sich gerne mit den Siegern des Saarpfalz-Gymnasiums fotografieren. Zum internationalen Tag der Muttersprache am 21. Februar, erhielten wir sogar eine Einladung zur zentralen Veranstaltung in Saarbrücken, bei der ich meinen Text vortragen durfte.

Kürzlich haben wir im Kunstunterricht ein Röhrenlabyrinth als Gemeinschaftsbild unserer Klasse 8d angefertigt. Wir sind 11 Schülerinnen und 11 Schüler, und jeder hat an dem 22-teiligen Bild mitgearbeitet, das verschieden große und kleine, dicke und dünne Röhren miteinander verbindet. Um jedes Einzelbild malen zu können, mussten wir uns absprechen, damit die Röhren auch richtig zu den angrenzenden Bildern passten. Wir erkannten sofort, dass so ein Projekt sehr die Kommunikation und die Teamfähigkeit in der Klasse fördert. Interessant ist außerdem, wie die verschiedenen Muster und Formen der Röhren die unterschiedlichen Geschmäcker und Charaktere der Schüler widerspiegeln. Zu den bunten Röhren haben wir einen schwarzen Hintergrund gemalt, der sich optisch ganz deutlich von der hellen Wand abhebt. Der Klassenraum, dessen hintere Wand zuvor sehr monoton wirkte, wurde durch dieses Kunstwerk aus 22 DIN-A4-Bildern spürbar verschönert. Dieses Erfolgserlebnis hat aber einige Stunden mühsamer und exakter Arbeit gekostet. Dafür erhielten wir sogar viel Lob. "Was für ein farbenprächtiges Bild habt ihr denn da gemalt?", staunte unser Deutschlehrer Eberhard Jung beim Eintreten in die Klasse und machte uns eine Woche später für das Projekt "Zeitung macht Schule" vor diesem Wandbild ein Klassenfoto mit unserem Kunstlehrer Andreas Golczewski.

Damals ahnten wir noch nicht, dass es ein Foto mit Seltenheitswert wird, denn ein paar Tage danach löste sich unser Gemeinschaftsbild "plötzlich und unerwartet" wie ein Puzzle in seine Einzelteile auf und ließ sich nicht mehr reparieren.

Es war wohl nicht gut befestigt und verklebt, hing im Durchzug und hat während unserer Abwesenheit das Zeitliche gesegnet. Unser Kunstwerk hielt nur kurz, und wir machten lange Gesichter.

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