Rescue Days am Bostalsee Hollywoodreif für die Retter inszeniert

Bosen · Drei Tage ist Action am Bostalsee angesagt. Die Feuerwehr übt bei spektakulären Unfallszenarien, Besucher können zuschauen.

 Für den Unfalleinsatz präpariert. Ein Auto knallt aus einer Höhe von 45 Metern auf den Boden.

Für den Unfalleinsatz präpariert. Ein Auto knallt aus einer Höhe von 45 Metern auf den Boden.

Foto: Frank Faber

Nach der Funktion als Servicepark bei der Deutschland-Rallye und Open-Air-Gelände für Punkrock-Bands ist mittlerweile aus der Festwiese am Bostalsee ein großer Schrottplatz geworden. 135 plattgemachte Autos, ein Omnibus, 25 neue Wagen, die zu Testzwecken gebaut werden (so genannte Null-Fahrzeuge) und Lastwagen-Führerhäuser stehen auf dem abgeriegelten Areal. Aber nein, die kultigen Westwälder Schrott-Brüder Ludolf haben im Landkreis keine neue Recyclingfläche angemietet. Von Freitag bis Sonntag finden hier die Rescue Days, die weltgrößte Ausbildungsveranstaltung für technische Hilfeleistung, statt. Und das im Programm der Feuerwehrtage des Landkreises St. Wendel.

„So etwas war noch nie hier“, schwärmt Kreisbrandinspekteur Dirk Schäfer. Ohnehin werden Feuerwehrtage in dieser Größenordnung saarlandweit seit 2012 nur im St. Wendeler Land veranstaltet. „Bei den vorherigen Feuerwehrtagen haben wir selbst geübt, jetzt wird es international, die Rescue Days sind erstmalig im Saarland“, freut sich Schäfer. 600 Teilnehmer aus mehr aus 30 Nationen haben sich für die Action unter realen Bedingungen am Wochenende angemeldet.

Und darum geht’s. Schwerste Verkehrsunfälle, verletzte Menschen in Pkw, Lkw und Bussen – immer häufiger müssen sich Feuerwehrleute diesen Situationen stellen. Am Bostalsee trainieren sie mit neuester Technik Herausforderungen bei Notfällen, die eigentlich niemand erleben möchte. An neun verschiedenen Stationen werden Szenarien wie ein spektakulärer Massenunfall auf der Autobahn dargestellt, bei denen die Feuerwehrleute technische Hilfe leisten müssen.

Für die Wehren ist das nicht billig. Bis zu 800 Euro müssen sie für einen Teilnehmer an die Firma Weber-Hydraulik, ein Hersteller für Rettungstechnik, überweisen. Dafür wird nicht nur eine Crew an Ausbilder und neues Gerät gestellt, sondern auch neben den Schrottkisten 25 fast neue Null-Fahrzeuge. „Wir sind froh, dass die Hersteller uns die Autos zur Verfügung stellen. Denn an der neuesten Fahrzeugtechnik zu üben, ist für die Feuerwehrleute ganz wichtig“, meint Weber-Hydraulik-Verkaufsleiter Reiner Stuber.

Der schaulustige Besucher kann alle Übungsszenarien aus der Nähe beobachten. „Mit jeder einzelnen Übung wollen wir zeigen, wie die Arbeit der Feuerwehr unter Zeitdruck im Ernstfall funktioniert“, erklärt Schäfer. Gleichermaßen sei es auch Werbung für die Feuerwehr und Hilfsorganisationen. „Mit der Veranstaltung wollen wir unser Image aufwerten und für die Gewinnung von Nachwuchs werben oder den Quereinsteiger ansprechen“, sagt der Kreisbrandinspekteur.

Filmreif sind bereits zahlreiche Fahrzeuge für die Ausbildungsveranstaltung geschrottet worden. Damit die Unfallautos echt aussehen, hat ein Kran sie zunächst 45 Meter in die Höhe gezogen, dann losgelassen, so dass die ausgemusterten Schlitten anschließend inklusive einem Dummy hinter dem Lenkrad krachend auf den Asphalt prallen. „Das entspricht einer Aufprallgeschwindigkeit von 80 Stundenkilometern“, so Schäfer, der noch betont: „Alle flüssigen Stoffe sind zuvor aus den Autos entfernt worden“. Weitere Karossen werden mit schwerem Gerät unfallgerecht demoliert.

Neben der Action gibt es eine große Fachausstellung, in der sich der Besucher auch über den häuslichen Brandschutz informieren  kann. „Wir wollen ausführlich unsere Tätigkeit näherbringen, die technische Hilfe und andere Themen werden in der Ausstellung ebenfalls noch mit abgedeckt“, teilt Schäfer mit. Die gesamte Veranstaltung mit rund 1000 Hilfskräften auf dem Gelände der Festwiese soll zudem den Austausch über die international unterschiedlichen Erfahrungen im Rettungsdienst fördern. „Eine Feuerwehr in Nigeria ist ja anders aufgestellt, als wir bei uns im Landkreis“, vergleicht Schäfer scherzend.

 Der Ford wird für seinen letzten Einsatz, an der Ausbildungsstation für Feuerwehrleute, demoliert.

Der Ford wird für seinen letzten Einsatz, an der Ausbildungsstation für Feuerwehrleute, demoliert.

Foto: Frank Faber

Nach den Übungseinheiten wird am Abend das Festzelt zum Treffpunkt für die Hilfsorganisationen aus aller Herren Länder. Party ist angesagt, wenn am Freitag Die Büddenbacher und am Samstag die Band Inflagranti Hits und Stimmungsmucke spielen.

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