Regeln pauken für den Straßenverkehr

Neunkirchen/Nahe · Sechs Flüchtlinge absolvierten auf dem Gelände der Jugendverkehrsschule Nohfelden ein Fahrsicherheitstraining.

 Leiter Frank Schwenk macht es vor, die ihm nachfolgenden Kinder Ola und Omar Mousa (rechts) passen genau auf und machen es ihm nach. Fotos: C. Gerecht

Leiter Frank Schwenk macht es vor, die ihm nachfolgenden Kinder Ola und Omar Mousa (rechts) passen genau auf und machen es ihm nach. Fotos: C. Gerecht

"Jetzt Schulterblick nach hinten", ruft Frank Schwenk. "Arm raus, dann erst einordnen", weist der Leiter der Verkehrsschule Nohfelden seine Schüler an. Das sind dieses Mal sechs Flüchtlinge aus der Gemeinde Nohfelden, die auf dem Gelände der Jugendverkehrsschule ein Fahrsicherheitstraining absolvieren. Denn für viele Flüchtlinge stellt das Rad das Verkehrsmittel Nummer eins dar. Das führte schon mehrfach zu Problemen. Etwa wenn Neubürger mit einem Fahrrad auf Autobahnen unterwegs waren. "Die Zuwanderer sind mit der Verkehrslage in Deutschland sichtlich überfordert, weil hier eine viel größere Bevölkerungsdichte herrscht", erzählt Christian Keller, Leiter der Verkehrsschulen im Saarland.

Verkehrserziehung sei ein wichtiger Faktor, zumal insgesamt mehr Todesfälle von Radfahrern im Straßenverkehr zu verzeichnen seien, führt Keller weiter aus. "Wir haben den Bedarf erkannt und Möglichkeiten ausgeschöpft, um Schulungen speziell für Flüchtlinge anzubieten", sagt Keller. In der Gemeinde Nohfelden wurden allein im Jahr 2016 in 15 Veranstaltungen 171 Menschen geschult, gibt Schwenk an. Diese recht hohe Zahl an zugewanderten Verkehrsschülern sei nicht zuletzt auf die gute Zusammenarbeit zwischen der Gemeinde Nohfelden und der Bezirksverkehrswacht Obere Nahe zurückzuführen, lobt Rosalinde Barth, Organisatorin der Flüchtlingshilfe der Gemeinde.

Bevor es auf Rädern der Verkehrsschule auf den Übungsplatz geht, werden die zwei Kinder und vier Erwachsenen zuerst theoretisch geschult. "Wir gehen die Verkehrsregeln für Radfahrer durch, teilweise auch in arabischer Schrift. Die Fahrschüler haben das alles gut verstanden", erklärt Schwenk. Das bestätigt Alkour Jehad: "Es sind viele neue Regeln für uns. Die meisten Verkehrsschilder kennen wir. Nur manche sind neu", meint Jehad und zeigt auf das Schild "Ende der Vorfahrtstraße".

Der Platz zum Üben bietet im Miniaturformat alles, was auch im normalen Straßenverkehr zu finden ist - beispielsweise einen Kreisel. Auch die Regel "rechts vor links" muss beachtet werden. Hierauf legt Schwenk besonderen Wert, denn diese Regel ist neu für die Flüchtlinge. Trotz neuer Schilder und Regeln sind sich die Erwachsenen einig, dass sie sich sicher fühlen, wenn sie auf dem Fahrrad sitzen. Das bestätigt Baaj Ezzat. "Wir fahren oft von zu Hause in den Supermarkt", so Ezzat.

Die quirlige Erstklässlerin Ola Mousa fürchtet sich vorm Fallen. "Aber jetzt habe ich ein bisschen weniger Angst", sagt sie sichtlich begeistert. Sie und ihr jüngerer Bruder Omar nehmen ebenfalls an dem Training teil, in dem darauf hingewiesen wird, wie wichtig es ist, einen Fahrradhelm zu tragen. Wenngleich gilt: "Die motorischen Fähigkeiten der Kinder sind insgesamt gut", wie Keller feststellt.

 Wie im richtigen Straßenverkehr gilt auch hier: Vorfahrt beachten.

Wie im richtigen Straßenverkehr gilt auch hier: Vorfahrt beachten.

Da die Flüchtlinge meist ihre eigenen Räder besitzen, hat Siegmar Fritsch in Sötern eine kleine Fahrradwerkstatt eröffnet. Unter seiner Leitung reparieren ein Syrer und ein Afghane defekte Räder. Fritsch achtet darauf, dass die Räder die Garage in verkehrssicherem Zustand verlassen. Bisher wurden die Reparaturen durch Spenden finanziert. Das soll sich aber ändern. "Wenn zum Beispiel ein Schlauch ausgetauscht werden muss, soll in Zukunft etwas bezahlt werden. Wir wollen so die Eigenverantwortung der Menschen stärken", erklärt dazu Fritsch.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort