Nationalpark Refugium für eine bedrohte Tierart

Birkenfeld · Nationalpark-Akademie stellt aktuelle Forschungsergebnisse zu Wildkatzen im Nationalpark Hunsrück-Hochwald vor.

 Schleicht auf Samtpfoten: Den Besuchern des Nationalparks zeigt sich die  scheue Wildkatze nur äußerst selten.

Schleicht auf Samtpfoten: Den Besuchern des Nationalparks zeigt sich die  scheue Wildkatze nur äußerst selten.

Foto: Konrad Funk

() Die Wildkatze ist das Wappentier des Nationalparks Hunsrück-Hochwald. Dort leben besonders viele Exemplare der bedrohten Wildtierart. Aktuelle Ergebnisse einer Untersuchung zum Wildkatzen-Bestand im Nationalpark Hunsrück-Hochwald zeigen, dass der Nationalpark ein Hot-Spot für Wildkatzen ist. Auf der Nationalpark-Akademie stellte die Nationalparkverwaltung jetzt zusammen mit Fachleuten erste Forschungsergebnisse eines Wildkatzen-Monitorings aus dem vergangenen Jahr vor.

Dr. Harald Egidi, Leiter des Nationalparkamtes, Annina Prüssing, Wildtierökologin im Nationalparkamt, Cornelia Ebert von der Technischen Universität Kaiserslautern, Institut für Immunologie und Genetik sowie Diplom-Biologin Charlotte Reutter vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) präsentierten am Umweltcampus Birkenfeld die Ergebnisse und erläuterten Methodik und Auswertung.

Aktuelle Forschungsergebnisse haben ergeben, dass 102 Wildkatzen in dem 100 Quadratkilometer großen Gebiet des Nationalparks Hunsrück-Hochwald nachweisbar sind. Daraus lässt sich ableiten, dass etwa 65 Wildkatzen im Gebiet leben. Für die bedrohte Wildtierart ist der Bereich ein wichtiges Refugium und laut BUND für den weltweiten Erhalt von herausragender Bedeutung. „Der Nationalpark Hunsrück-Hochwald liegt mitten im Hauptverbreitungsgebiet der Wildkatze in Deutschland. Ein Netz von wichtigen Wanderkorridoren verläuft unmittelbar dort. Für das weltweite Überleben der Europäischen Wildkatze ist er in allerhöchstem Maße verantwortlich“, erklärt Charlotte Reutter vom BUND.

Im vergangenen Jahr wurde zum ersten Mal in diesem Gebiet ein systematisches Wildkatzen-Monitoring durchgeführt. Vorab waren lediglich Totfunde und Findlinge junger Wildkatzen dokumentiert worden. Von Januar bis März waren Ranger im Nationalpark unterwegs und haben über das gesamte Gebiet verteilt 270 Lockstöcke ausgebracht. Diese waren angeraut und mit Baldrian präpariert worden. Katzen werden vom Duft angezogen und reiben sich an den Lockstöcken. Hierbei hinterlassen sie Haare an den rauen Holzlatten. Regelmäßig wurden diese Haarproben mit Pinzetten eingesammelt. Die Lockstöcke wurden danach mit einem Brenner abgeflammt, mit einer Stahlbürste angeraut und erneut mit Baldrian besprüht. So wurden mehr als 600 Haarproben gesammelt und bislang rund 250 genetisch ausgewertet. Hierbei war es wichtig, einzelne Individuen nachzuweisen und zwischen Wild- und Hauskatzen zu unterscheiden. Was nicht jeder weiß: Hauskatzen stammen nicht von der europäischen Wildkatze ab, sondern von deren Verwandten, der Falbkatze. Diese kommt in Afrika vor und wurde vor sehr langer Zeit von den Römern nach Europa gebracht. Es ist dennoch nicht sehr einfach, eine getigerte Hauskatze von einer Wildkatze zu unterscheiden. Das verwaschen aussehende Fell und der buschige Schwanz mit den auffallend abgesetzten Ringen an der unteren Hälfte sind aber Indizien für eine Wildkatze. Jedoch nur eine genetische Untersuchung lässt eine eindeutige Bestimmung zu.

 Wildkatze, aufgenommen von der Wildtierkamera: Über das gesamte Gebiet wurden mit Baldrian präparierte Lockstöcke ausgebracht. Die Tiere hinterließen daran Haare, die einer genetischen Untersuchung dienten.

Wildkatze, aufgenommen von der Wildtierkamera: Über das gesamte Gebiet wurden mit Baldrian präparierte Lockstöcke ausgebracht. Die Tiere hinterließen daran Haare, die einer genetischen Untersuchung dienten.

Foto: Nationalpark

Bis ins 20. Jahrhundert waren Wildkatzen in den europäischen Wäldern verbreitet. Doch ihre Bestände haben durch die Zersiedlung der Landschaft und die Dichte der Straßennetze abgenommen. Die Wildkatze braucht naturnahe und strukturreiche Waldgebiete, die möglichst unzerschnitten, vielfältig und wenig vom Menschen beeinflusst sind. Windwurfflächen, liegendes oder stehendes Totholz bieten der Wildkatze Unterschlupf und dienen als Versteck für Jungtiere. In hellen Lichtungen und verborgenen Wiesen geht die Wildkatze auf die Jagd. Der Nationalpark Hunsrück-Hochwald wird all diesen Ansprüchen gerecht. Den Besuchern des Nationalparks zeigt sich das scheue Wildtier äußerst selten. Nur wer sehr leise ist, hat in ganz seltenen Fällen vielleicht das Glück ein Exemplar in freier Wildbahn zu sehen. Die Wildkatze ist nachtaktiv. Tagsüber schläft sie häufig in Totholzhöhlen. Aber der Nationalpark Hunsrück-Hochwald möchte Besuchern sein Wappentier in den Erlebnis- sowie Umweltbildungsangeboten nahebringen. Auf den Touren der Ranger des Nationalparks erfahren die Teilnehmer wichtige Informationen zum Lebensraum der Wildkatze. Kindergarten- und Grundschulkinder können mit „Felix der Wildkatze“ und einem Ranger auf Spurensuche im Nationalpark gehen. Für Familien mit Kindern bietet die Junior-Wildkatzen-Tour eine spezielle Rangertour zu dem Thema an, die am Wildfreigehege mit seinem Wildkatzen-Zentrum an der Wildenburg endet.

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