KV-Chef: Immer mehr Patienten suchen Bereitschaftsdienst auf

Saarbrücken · Knapp 360 Gäste waren zum Neujahrsempfang von Ärztekammer und Kassenärztlicher Vereinigung gekommen. Dort ging es unter anderem um die Zukunft des Berufs. Vor allem im Nordsaarland droht ein Ärztemangel.

Der Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) im Saarland, Gunter Hauptmann, hat vor einem bevorstehenden Ärztemangel im Saarland gewarnt. "Wir steuern darauf zu", sagte Hauptmann am Mittwoch beim Neujahrsempfang von KV und saarländischer Ärztekammer in der Saarbrücker Congresshalle. Gleichzeitig sei die Zahl der Patienten gestiegen, die zu Randzeiten den Bereitschaftsdienst aufgesucht hätten.

In den vergangenen beiden Jahren hätten saarlandweit 14 Hausarzt-Praxen ohne Nachfolger geschlossen, skizzierte der KV-Chef die Lage. Bis Ende dieses Jahres werde es in der Region weitere 100 Hausärzte und genauso viele Fachärzte geben, die das Rentenalter von 65 erreicht oder schon überschritten hätten. Der Rückgang vor allem bei den Hausärzten falle je nach Region unterschiedlich aus. Während beispielsweise Saarbrücken noch gut dastehe, würden in Teilen des Nordsaarlands die Mediziner bereits knapp, sagte Hauptmann. Über zum Teil massive Wartezeiten hatten sich zuletzt Patienten beklagt, die in den Tagen von Weihnachten bis Neujahr eine Bereitschaftspraxis aufgesucht hatten (die SZ berichtete). Dass dies die Folge von Missmanagement oder einem mangelnden Ärzteangebot gewesen sei, wies Saar-Gesundheitsminister Andreas Storm (CDU) am Mittwoch zurück. An den Tagen "dieses besonderen Jahreswechsels" seien teilweise Patienten zum Bereitschaftsdienst gekommen, die dort eigentlich nichts verloren gehabt hätten, etwa, weil sie nur Bescheinigungen gebraucht hätten, begründete Storm die monierten Wartezeiten.

Insgesamt nahmen zuletzt die Besuche beim Bereitschaftsdienst zu, wie KV-Chef Hauptmann am Rande des Empfangs beschrieb. Im Jahr 2012 hätten alle Bereitschaftspraxen zusammen noch pro Quartal rund 16 000 Patienten gezählt, 2013 seien es bereits über 18 000 Patienten gewesen. Bisher gibt es nur Anhaltspunkte, die die Zunahme erklären könnten. "Patienten sagen, sie gehen lieber am Wochenende, weil sie dann keinen Termin brauchen und direkt an die Reihe kommen", berichtet Hauptmann. Berufstätige suchten mitunter den Wochenend- oder Feiertagsdienst auf, weil es besser in den persönlichen Zeitplan passe. Derzeit ist die KV laut Hauptmann dabei, die steigende Nachfrage in den Bereitschaftspraxen genauer zu überprüfen, um, falls notwendig, darauf zu reagieren.

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