Heringsessen Kramp-Karrenbauer bereit für Berlin

Walhausen · Die scheidende Ministerpräsidentin ließ sich trotz Terminhetze nicht aus der Ruhe bringen und plauderte mit ihren Parteifreunden.

Noch-Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer gab sich am Dienstag gut gelaunt beim Heringsessen in der Köhlerhalle in Walhausen.

Noch-Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer gab sich am Dienstag gut gelaunt beim Heringsessen in der Köhlerhalle in Walhausen.

Foto: Frank Faber

Am Montag war ihr künftiger Umzug von der Saar an die Spree wegen eines neuen Arbeitsplatzes der Aufmacher in allen Nachrichtensendungen im Fernsehen. Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte Saar-Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer als Nachfolgerin von Generalsekretär Peter Tauber vorgeschlagen.

„Wir haben gezittert, ob sie wegen der vielen anstehenden Termine überhaupt zum Heringsessen nach Walhausen kommen kann“, berichtete Nohfeldens CDU-Gemeindeverbandsvorsitzender Michael Dietz. Und dann kam sie am Dienstagabend lächelnd zur Walhausener Köhlerhalle herein, nahm Glückwünsche entgegen, schüttelte Hände und winkte in jede Ecke des Saales. „Und das nach so vielen Turbulenzen, das zeichnet sie aus. So kennen wir Dich Annegret“, begrüßte sie Dietz, begleitet vom Applaus der 100 Parteifreunde, die Noch-Ministerpräsidentin des Saarlandes. Am kommenden Montag, 26. Februar, soll die 55-Jährige beim Bundesparteitag der CDU als Generalsekretärin gewählt werden.

Hinter dem Rednerpult drehte Kramp-Karrenbauer die Zeit zunächst ein Jahr zurück. „Vor der Landtagswahl hat die SPD aufgeholt, die bei einem Wahlsieg dann die Groko beendet hätte“, musste sie damals befürchten. Doch alle Christdemokraten hätten die Nerven behalten und gekämpft bis zum Tag der Wahl. „40,7 Prozent der Stimmen, das war mehr als ein Kreuz, denn die Menschen haben uns ihr Vertrauen entgegengebracht“, betonte sie. Doch genau dieser Wahlsieg und die 40,7 Prozent hätten ihr in den vergangenen Tagen bei der Entscheidung, den Regierungssessel in Saarbrücken zu verlassen, arg zu schaffen gemacht. Nun hinterlässt sie einen Laden, der läuft, und ein Land, das laut der Chefin gut aufgestellt sei und enorme Fortschritte gemacht habe. Beim Länderfinanzausgleich hatte sie es geschafft, mit dem früheren Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) eine Sonderzahlung ab 2020 von jährlich einer halben Milliarde Euro auszuhandeln. „Das Saarland steht ganz gut da, wir haben gut ausgesät und müssen nun ernten“, meinte Kramp-Karrenbauer.

Die Ernte wird nun Tobias Hans einfahren müssen. „Für die  Nachfolgelösung habe ich mit Stephan Toscani und Tobias Hans zusammengesessen. Wir hatten ein Luxusproblem, weil wir zwei solche Kandidaten hatten“, meinte sie. Besonders der 40-jährige Fraktionschef Hans passe vom Profil als neuer Ministerpräsident in die Generation einiger seiner künftigen Amtskollegen, die unlängst von der CDU installiert worden seien. Alles daheim so weit geklärt, bis auf die Frage, warum sie nun nach Berlin geht? Kramp-Karrenbauer: „Es geht einem nach, wenn man sieht wie eine große Volkspartei unter Druck gerät.“ Dem gewaltigen Abrutschen der SPD begegne sie nicht mit Schadenfreude, viel mehr sei es ihr eine Mahnung. „Wenn die CDU diesen Weg nimmt, mache ich mir große Sorgen“, so Kramp-Karrenbauer. Sie habe gespürt, dass sie derzeit in der Bundespartei „gebraucht werde“. „Und wenn ich mir Sorgen mache, kann ich nicht auf andere zeigen, damit sie was tun. Dann ist es Zeit, reinzuspringen und selbst Verantwortung zu übernehmen“, klärte sie auf. Wenn sie jetzt den Sprung ins Berliner Konrad-Adenauer-Haus vollzogen hätte, dann seien Teile der Regierung, Partei und Fraktion in saarländischer Hand. „Das kann sich sehen lassen“, hob Kramp-Karrenbauer heraus. Während ihrer Ausführungen empfahl sie Peter Altmaier in einer Groko für den Posten des Wirtschaftsministers.

„Im Saarland müssen wir nun ganz unten und im Kleinen anfangen, damit wir eine gute Basis für die Kommunalwahl im nächsten Jahr haben“, erklärte Kramp-Karrenbauer. Die Püttlingerin ergänzte abschließend noch, dass sie demnächst zwischen Saarland und Berlin pendele und „weiterhin Landesvorsitzende der CDU bleibt“. Das freute die Parteifreunde in Walhausen und Kramp-Karrenbauer freute sich auf die Portion Heringe.

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