Kleiner Mars im Rampenlicht

Tholey · Mars, Hund, Priester, Vogel, Trinkbecher, gefälschte und echte Münzen: Im Wareswald haben die Ausgräber in der noch jungen Saison schon erstaunliche Funde gemacht. Meist Opfergaben für den römischen Gott Mars. Gezeigt werden diese beim Grabungsfest am Sonntag, 29. Juni.

 Ganz vorsichtig säubert die Restauratorin Nicole Kasparek die Marsfigur aus Bronze. Sie leitet die Restaurierungswerkstatt des Landesdenkmalamtes im ehemaligen Bergwerk Reden. Fotos: Henz

Ganz vorsichtig säubert die Restauratorin Nicole Kasparek die Marsfigur aus Bronze. Sie leitet die Restaurierungswerkstatt des Landesdenkmalamtes im ehemaligen Bergwerk Reden. Fotos: Henz

 Der so genannte Trierer Spruchbecher aus dem Wareswald.

Der so genannte Trierer Spruchbecher aus dem Wareswald.

 Der bronzene Kopf, die Putto, aus Bronze gegossen.

Der bronzene Kopf, die Putto, aus Bronze gegossen.

 Detailgetreu ist dieser Molosserhund gearbeitet.

Detailgetreu ist dieser Molosserhund gearbeitet.

Er hat lockige Haare, trägt einen Helm mit Federbusch. Er ist schlank, muskulös. Und völlig nackt. So sieht er also aus, der junge römische Gott Mars . Klaus-Peter Henz holt die olivfarbene Bronzefigur vorsichtig aus einem kleinen Kästchen. Sie ist nur sechs Zentimeter groß. Die Marsfigur ist eines von mehreren Schmuckstücken, die Henz und seine Mitarbeiter in der noch jungen Grabungssaison im Wareswald zwischen Tholey und Oberthal gefunden haben.

"Wir waren schon sehr erfolgreich", freut sich der Projektleiter der Ausgrabungsgesellschaft Terrex. Er zeigt beim Besuch im Wareswald weitere Funde der vergangenen Wochen: einen kleinen Kampfhund, einen so genannten Molosserhund. Ein pausbäckiges Figürchen, eine Putto. Beide sind aus Bronze. Darüber hinaus einen Trierer Spruchbecher aus Keramik, dessen Scherben mittlerweile zusammengesetzt sind. "So einen Fund hatten wir noch nie", freut sich Henz. Den Becher ziert ein Trinkspruch, der aber noch nicht entziffert wurde.

Damit nicht genug. Ausgegraben haben Henz' Mitarbeiter auch ein zentimetergroßes Fußstück einer bronzenen Statue, einen kleinen vergoldeten Brustschmuck und ein Relief aus Sandstein, das wohl einen Priester zeigt, der einen Vogel auf dem Arm hält. Nicht zu vergessen eine ganze Reihe von Münzen . "Darunter sind auch antik gefälschte Münzen ", erklärt der Archäologe. Silbermünzen mit einem Kern aus Bronze und einer hauchdünnen Silberschicht. So konnten die Römer ihrem Gott opfern, ohne zu viel Geld auszugeben.

Alle neuen Funde stammen aus dem Bereich des gallo-römischen Tempels im Wareswald. Auf diesen konzentrieren sich die Grabungen seit dem vergangenen Jahr. "Den Grundriss des Tempels haben wir vollständig freigelegt", berichtet Klaus-Peter Henz. "Jetzt erforschen wir das Umfeld. Da sind noch mehr Gebäude. In welchem Zusammenhang diese zum Tempel stehen, kann man noch nicht sagen." Die Funde in der Tempelanlage sind Opfergaben. Die Gläubigen verehrten den jungen Mars als Kriegs- und Fruchtbarkeitsgott über drei Jahrhunderte vom 1. Jahrhundert nach Christus bis zum 4. Jahrhundert.

Münzen als Zeitmesser

Münzfunde liefern laut Henz auch Indizien, dass das Heiligtum noch 50 Jahre länger genutzt wurde als die Siedlung Wareswald. Die Schlussfolgerung: Der Tempel hatte ein größeres Einzugsgebiet. Übrigens: Mutwillig zerstört wurde das Gebäude wohl nicht. Dafür gibt es keine Spuren. Vermutlich verlor es seine Bedeutung und verfiel mit der Zeit.

Der Platz selbst wurde schon in der Keltenzeit genutzt. Darauf weist ein Grab mit einem Schwert hin, dass die Forscher entdeckt haben. Es stammt aus der Zeit um 200 bis 250 vor Christus.

Seit 2001 laufen die Grabungen im Wareswald. Die römische Siedlung an der Kreuzung zweier Römerstraßen umfasste insgesamt 15 mal 20 Hektar. "Das war schon eine große Siedlung", sagt der Wissenschaftler, in der die Menschen seit dem frühen ersten Jahrhundert nach Christus lebten. Bis etwa 350.

Neun Bürgerarbeiter unterstützen Henz in diesem Jahr bei der Grabung. Sie hoffen wie Henz auf weitere schöne Funde. Diese sind übrigens auch beim Grabungsfest im Wareswald am Sonntag, 29. Juni, zu sehen, verspricht der Projektleiter. Das Grabungsfest beginnt um 10 Uhr und dauert bis 18 Uhr. Eine Attraktion wird die digitale 3-D-Visualisierung des Mars-Tempels sein, ein Projekt der Grabungsgesellschaft Terrex mit der Hochschule der Bildenden Künste (wir berichteten). Erstmals wird ein römischer Triumphwagen, von Pferden gezogen, zu bewundern sein. Ebenso die historische Reitkunst der Gruppe Eporedes um 11.30 Uhr und 16 Uhr. Den ganzen Tag über gibt es einen römischen Handwerkermarkt, sind römische Legionäre und die Keltengruppe Treveromagos vor Ort. Zudem gibt es ein Spielprogramm für Kinder, eine Schnuppergrabung und Führungen.

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