Hochkarätiges Konzert mit leisen Misstönen

Neunkirchen. "Und wieder betritt ein anonymer Alkoholiker die Bühne. Es ist unglaublich, was uns auf dieser Tournee zugemutet wird" - mit dieser erstaunlichen Aussage begrüßte Siegmund Nimsgern (Foto: SZ) sichtlich enttäuscht und verärgert am vergangenen Donnerstagabend die Gäste der Benefiz-Gala "Wir sind ganz Chor für Unicef" im Neunkircher Bürgerhaus

Neunkirchen. "Und wieder betritt ein anonymer Alkoholiker die Bühne. Es ist unglaublich, was uns auf dieser Tournee zugemutet wird" - mit dieser erstaunlichen Aussage begrüßte Siegmund Nimsgern (Foto: SZ) sichtlich enttäuscht und verärgert am vergangenen Donnerstagabend die Gäste der Benefiz-Gala "Wir sind ganz Chor für Unicef" im Neunkircher Bürgerhaus. Zugegeben, für einen, der in der Mailänder Scala, in London, Paris, New York und Wien vor vollen Rängen gesungen hat, musste die Kulisse im Bürgerhaus - milde gesprochen - ernüchternd wirken. Immerhin waren etliche Angehörige der Chormitglieder da und der Saal nicht ganz leer - auch wenn nur wenige zahlende Gäste erschienen waren. "Wir haben das Konzert ebenso beworben wie unsere anderen Veranstaltungen", erklärte Peter Bierbrauer, Chef der Neunkircher Kulturgesellschaft. Man habe Pressearbeit gemacht, plakatiert und den Druck der Plakate und Programmhefte für die Tournee (siehe Info) organisiert. Umso mehr Respekt war den Mitwirkenden der Barbara-Ikas Chöre zu zollen, die den größten Teil des Abends bestritten und professionell und engagiert ihr (leicht gekürztes) Programm vortrugen. Der Kinderchor begeisterte mit "Alle Kinder dieser Erde" von Hans-Dieter Kuhn. Der Komponist war sogar selbst anwesend, um die Aufführung seines Werkes zu erleben. In seinen Liedern hat er die Lebenswelt von Kindern verarbeitet, einfühlsam, humorvoll und mit scharfem Blick auch für die kleinen Dinge, die Kinder beschäftigen: das Gerangel um den Fensterplatz beim Busfahren, ständig von den Erwachsenen ermahnt zu werden oder auch das Gefühl, immer abseits zu stehen.Umrahmt von den Beiträgen des Frauenchors (Volkslieder von Johannes Brahms und Stücke aus "My fair lady"), war das Herzstück des Abends die "Schulmeisterkantate" von Georg Philipp Telemann für Bariton-Solo, Kinderchor und Orchester. Unterstützt vom Götz Hartmann-Ensemble bewies Nimsgern nicht nur sängerische Klasse, sondern auch komisches Talent, wenn er mit seinen Buben Tonleitern exerzierte, das hohe C übte und voller Inbrunst verkündete: "Wer die Musik nicht liebt und ehret, wer diese Kunst nicht gerne höret, der ist und bleibt ein Asinus (Esel) - iah!". Mit Udo Jürgens' "Uns're Lieder", das von Kinder- und Frauenchor gesungen wurde, und einem freundlichen Schlussapplaus des Publikums fand der Abend dann doch noch zu einem versöhnlichen Abschluss. jen

HintergrundSiegmund Nimsgern ist Unicef-Botschafter für das Saarland. Mit "Wir sind ganz Chor für Unicef" war er auf Tournee im Saarland. Letzte Station ist am 14. Mai, um 20 Uhr im Saalbau Homburg. Der Reinerlös ist für das Projekt "Schulen für Afrika". jen

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