Hier schlägt der Mai nicht, sondern er treibt aus Patrick Schmitt: De Mai

Bosen. Die Bosener Gruppe hat den Text "De Mai" von Patrick Schmitt im dazu passenden Monat als "Mundarttext des Monats" prämiert. Darauf einigte sich auf ihrer Frühjahrstagung das Kolloquium der Bosener Gruppe

Bosen. Die Bosener Gruppe hat den Text "De Mai" von Patrick Schmitt im dazu passenden Monat als "Mundarttext des Monats" prämiert. Darauf einigte sich auf ihrer Frühjahrstagung das Kolloquium der Bosener Gruppe. Die Gruppe, deren Mitglieder in Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Lothringen, Elsass und dem Saarland beheimatet sind, will so die Aufmerksamkeit einer breiten Öffentlichkeit auf die Ausdrucks- und Aussagekraft der jeweiligen Regional-Sprache lenken. Über das prämierte Gedicht, das auch in der vielsprachigen Literatur-Zeitschrift Paraple N° 15 zu finden ist, sagt der Schriftsteller Gérard Carau: "Im Mai, heißt es, schlagen die Bäume aus. Patrick Schmitt aus dem lothringischen Götzenbrück hat den alten poetischen Topos semantisch nicht unerheblich verändert." Bei ihm werde der Mai selbst aktiv, und er "schlägt" nicht, sondern er "treibt". Als würde (ein) Gott persönlich mit seiner Geißel die Natur zur Aktivität (an)treiben. Carau: "Die Bewegung geht von innen nach außen: Laub treibt aus dem Holz, das Blut treibt aus der Haut, die Träne treibt aus dem Auge. Man staunt: Passen denn diese eher Schmerzen assoziierenden Bilder zu unserer Vorstellung des Mai? Ist der Mai nicht mehr der Monat der Liebe und ihrer Wonnen, des Glücks, des Wohlbefindens? Eher passiv als aktiv?" Da klinge als Negativfolie vielleicht Goethes "Mailied" durch und der Germanist, der Patrick Schmitt auch sei, findet daher rasch den Übergang zum Poeten: "Aufgabe des Dichters ist es, Wörter zu veräußern, sich zu artikulieren. Der Mai treibt ihn dazu an. Aber warum sollte er es lieblich haben wie bei Johann Wolfgang und Fredericke?", fragt Carau. Schicksal des Menschen ist seine Vertreibung aus dem Paradies. Der Mai, als Monat des Neubeginns im Jahresrhythmus, erinnere daran. Patrick Schmitt finde schöne, ganz ungewöhnliche Bilder für die "Leidenschaften", die diese Jahreszeit freisetzt, so Carau. Erwartungsvoll sei die Würdigung der Leistungen des Mai in der zweiten Strophe: "Die Natur verausgabt sich. Die Welt wird farbig und festlich durch die austreibende/ausgetriebene Kraft." Das schöne Bild der "Deck iwer de Sundasdisch" fasse alles zusammen. Carau: "An diesen Tisch setzen wir uns doch alle gerne. Der blauweiße Himmel muss ja nicht unbedingt nur der über Bayern sein."Zur Bosener Gruppe gehören Autorinnen wie Gisela Bell, Hildegard Driesch, Ursula Kerber, Relinde Niederländer, Helga Schneider und Ute Zimmermann, Autoren wie Peter Eckert, Georg Fox, Bruno Hain, Jean-Louis Kieffer, Heinrich Kraus, Johannes Kühn, Thomas Liebscher, Wolfgang Ohler, Norbert Schneider, Harald Ley und Günter Speyer, sowie Liedermacher und Bühnenkünstler wie Marcel Adam, René Egles, Günther Hussong, Hans Walter Lorang, Walter Liederschmitt, Jo Nousse und Mannfred Pohlmann. red De Mai trèibt `s Laab àus'm Holz wie `s Blut àus de Hàut wie Dräne àus de Aue Waerder àus'm Sinn Vaerse àus'm Dichter de Mensch àus'm Paradies De Mai verschwendt sich Er lèit sèi Farwe iwer's Lànd wie e Deck iwer de Sundasdisch Er breit sèi grin un gèhli Hànd iwer Dèicht un Hiwwel Un underem blàwèiße Himmel wachst e nàui Welt Vun de sichtbar Midde bis zum èißerschde Rànd

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