Fachsimpeln, genießen, Winzer treffen

Serrig/Kanzem/Konz · 14 Winzer zwischen Konz-Filzen und Serrig haben drei Tage lang den Saarriesling-Sommer gefeiert. Der Auftakt war im Weingut Schloss Saarstein. Den Galaabend 2014 organisiert das Weingut von Othegraven. Dann präsentieren auch Roman Niewodniczanski und Egon Müller ihre Weine.

Auf dem Teller liegt ein Stück marinierter Saibling. Dazu gibt es ein süßsaures Nudelrisotto und einen Chicorée-Currysud. Aber welchen Wein trinkt man dazu? Christiane Beyer aus Saarburg philosophiert darüber mit Dieter Schmidt und Dorothée Lorreng-Schmidt aus Siersburg (Saarland).

Solo oder zum Essen?

So recht können sie sich nicht auf einen der beiden zudem Gericht gereichten Weine einigen. Für Claus Piedmont, Winzer aus Konz-Filzen, ist das keine Frage: "Die feinherbe Riesling-Spätlese des Weinguts Dr. Wagner trinkt sich besser solo, die des Weinguts Peter Mertes aus Kanzem besser zu dem Essen." Zum Auftakt des zweiten Saarriesling-Sommers im Weingut Schloss Saarstein in Serrig erwartete die 150 Gäste ein Vier-Gang-Menü des Sternekochs Harald Rüssel aus Naurath (Verbandsgemeinde Hermeskeil). 14 Winzer servierten den Gästen ihre Weine, die Rüssel und Christian Ebert, Inhaber des Weinguts Schloss Saarstein, ausgesucht hatten. Bis in die frühen Morgenstunden fachsimpelten die Gäste miteinander und mit den Winzern über die Weine. Getanzt wurde zur Musik der luxemburgischen Bluesband Crossroads. Samstag und Sonntag hatten zehn Weingüter zwischen Konz-Filzen und Serrig ihre Pforten geöffnet. Sie präsentierten 22 Winzer von der Saar, aber auch von der Mosel und aus dem Anbaugebiet Baden. Peter Heisig aus Trier ist im Kanzemer Weingut von Othegraven mit Freunden unterwegs: "Das ist ein tolles Angebot. Und es ist schön, dass wir beim Besuch dieses Weinguts dieses Mal die Weine verkosten dürfen."

Das versöhnt Heisig mit dem Weingut, denn vor einigen Jahren konnte er nur den Park besichtigen, während der Weinkeller verschlossen blieb. Zwischen den Besuchern treibt sich Thea Sihler-Jauch rum, die immer wieder mit ihren Gästen spricht.

300 Jahre lange Geschichte

Vom Ambiente unterscheidet sich das Weingut von Claus Piedmont. Er steht im Wohnzimmer auf knarzenden Parkettboden des mehr als 300 Jahre alten Barockhauses am Ortseingang von Konz-Filzen: "Wenn es nicht ein Wein von mir wäre, hätten die Weinprüfer diesen nach Schwefel-Wasserstoff riechenden Kabinett sicherlich durchfallen lassen", sagt der Winzer beim Ausschenken. "Aber ich liebe solche spontan vergorenen Weine, die erst im Alter ihr wahres Bukett entfalten." Auf der Terrasse erzählt Piedmonts Frau den Gästen die Geschichte des Hauses und der Familie. Nebenan ist das Weingut Reverchon, das von Hans Maret vor sechs Jahren aus der Insolvenz herausgekauft wurde. "Ich träume davon, das Weingut wieder auf die Qualitätsstufe zu heben, die es einst hatte." Dafür geht der Seiteneinsteiger wenige Kompromisse ein. "Ich musste erst lernen, dass sich Veränderungen im Weinbau nur nach und nach einstellen." Aber er ist überzeugt, dass die Saarrieslinge noch längst nicht ihren Höhepunkt erreicht haben. Und er freut sich, dass der Saarriesling-Sommer 2014 fortgesetzt wird: "Eröffnet wird er im Weingut von Othegraven. Mit dabei sind dann wohl auch Roman Niewodniczanski (van Volxem) und Egon Müller (Scharzhofberg)."

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HintergrundDer Saarriesling erlebt zurzeit eine Renaissance. Noch Anfang des 20. Jahrhunderts gehörte er zu den teuersten Weinen der Welt. Inzwischen erzielen die Weine bei Auktionen wieder Höchstgebote. Seit 30 Jahren gab es in der Region keinen wirklich schlechten Weinjahrgang mehr. Begünstigt vom sogenannten "cool climate" kann die Traube lange reifen. Durch die Betriebsgrößen, die in der Regel über zehn Hektar liegen, rechnet sich der Weinanbau für die Betriebe auch betriebswirtschaftlich. itz

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