Erinnerung an die 80er Jahre

Saarwellingen „ · Wieder vor ausverkauftem Haus hat das „Krisch-Quartett“ bei den Saarwellinger Jazzwochen im Alten Rathaus gespielt – und zwar Highlights aus seinem Programm der 80er Jahre.

 Die Krisch-Brüder (hier Claus, links, und Dizzy) treten schon seit 50 Jahren gemeinsam auf; ihr Konzert bei den Saarwellinger Jazzwochen war ausverkauft. Foto: Gerhard Alt

Die Krisch-Brüder (hier Claus, links, und Dizzy) treten schon seit 50 Jahren gemeinsam auf; ihr Konzert bei den Saarwellinger Jazzwochen war ausverkauft. Foto: Gerhard Alt

Foto: Gerhard Alt

Das Haus am Kanal" heißt der Film nach einem Roman von Georges Simenon. Die Filmmusik dazu hat Dizzy Krisch komponiert und jetzt im Alten Rathaus Saarwellingen wieder aufgeführt. Beim Zuhören sieht das innere Auge Nebelschwaden über dem Wasser. Dazu gehört eine geheimnisvolle Story und eine Gemengelage von Gefühlen - vielleicht noch dazu die herabgezogenen Mundwinkel von Jeanne Moreau. Die Musik vermittelt eine Stimmung von einiger Dramatik, dennoch mit einer Art von C'est-la-vie-Gelassenheit.

So betrachtet ist dieses Stück typisch für das Konzert im Rahmen der Saarwellinger Jazzwochen, betitelt "50 Jahre Krisch Quartett - Erinnerung an die 80er Jahre". "Wir sind noch keine 80", schickt Claus Krisch (Saarlouis) voraus. Doch die "50 Jahre" sind schon richtig, denn auf großen Jazzfestivals spielten die Krisch-Brüder aus dem Schwarzwald schon als Teenager. Mal charmanter schwäbischer Plauderer, mal saarländischer Flappes, führt Claus Krisch durch das Programm. Vor allem überzeugt er am Flügel. Er spielt sozusagen "wohltemperiert", in bester Bebop-Manier flott und variantenreich Akkordsequenzen, improvisationsstark, doch nie auf Alleingänge aus. Kongenial gibt er zusammen mit Bruder Dizzy den Ton an.

Wesentlich am Groove beteiligt ist der Bassist Thomas Stabenow (Heidelberg). Er entlockt seinem Kontrabass - gelegentlich auch mit dem Bogen - wunderbare Melodien. Aus der Swingtradition kommend, doch mit allen Jazzwassern gewaschen, komplettiert wie mehrfach in den fünf Jahrzehnten des Bestehens Uwe Heitz (Karlsruhe) am Schlagzeug das Krisch-Quartett. Der Star ist jedoch, und dies nun schon seit Jahren bei den Saarwellinger Jazzwochen, das Vibrafon. Seinen vibrierenden Tönen ist der besondere Sound dieses Konzerts zu danken: heiter wie der Frühling. Dizzy Krisch (Tübingen) spielt sauber, vom Blatt oder auch mit so "blinder" Sicherheit wie ein Meisterkoch Karotten hackt. Und dabei bedient er ein, zwei, drei oder vier Schlägel, mal für dezent gesetzte Klangeffekte, mal für die kompliziertesten Akkorddurchgänge. Diese Musik zeichnet sich stets durch bestarrangierte Harmonik, klar strukturiertes Wechselspiel und gut erkennbare Melodien aus - dies auch bei den Stücken aus den 80er Jahren mit Anleihen bei Rockmusik und Bossanova. Dizzy Krisch spielt nicht nur die ganz schnellen Passagen, sondern lotet gerade bei den lyrischen Momenten ruhiger Balladen das Klangspektrum des Vibrafons aus. Das große Publikum ist begeistert.

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