Ein nüchterner und beherzter Heiliger

Merzig · Noch immer hat die Geschichte um den heiligen Josef nichts von seiner Faszination eingebüßt. So strömten auch gestern wieder hunderte Pilger nach Merzig, um der Josefswallfahrt beizuwohnen.

 Die alte Josefskapelle in Merzig. Fotos: Bistum Trier

Die alte Josefskapelle in Merzig. Fotos: Bistum Trier

 Zu Ehren des Heiligen fand ein festlicher Gottesdienst statt.

Zu Ehren des Heiligen fand ein festlicher Gottesdienst statt.

Hunderte Pilger haben gestern an der Josefswallfahrt in Merzig teilgenommen. Darunter auch Weihbischof Robert Brahm, der zur 170. Wallfahrt gekommen war. Auch zum festlichen Gottesdienst mit dem für das Saarland zuständigen Weihbischof, mit Dechant Manfred Thesen, Pfarrer Professor Dr. Albert Dahm und weiteren Geistlichen war die Pfarrkirche übervoll. Musikalische Mitgestaltung des Gottesdienstes übernahm der Mendelssohn-Chor aus Saarlouis-Roden.

Eine lange Tradition

Pfarrer Dahm aus dem Merziger Priesterteam begrüßte die Gläubigen, die von "Mosel, Saar, Rhein, Hunsrück und aus Lothringen" gekommen seien, um den Heiligen Josef zu verehren. Die Tradition der Josefswallfahrt bestehe in Merzig seit dem 19. Jahrhundert und sei nach einem "wunderbaren Ereignis" entstanden. Demnach ist ein Merziger Bürger, der "Krumme Nekla", am Josefstag 1843 beim Gebet in der Josefskapelle von seiner Gicht geheilt worden. "Von diesem Tag an strömten die Menschen, um den Heiligen Josef zu verehren", so Dahm. Heute erwarteten die Gläubigen von dem Pilgertag "Ermutigung und die Erfahrung der Freude unseres gemeinsamen Glaubens".

Heiliger des zweiten Konzils

Weihbischof Brahm stellte in seiner Predigt den Heiligen Josef als den Patron des Zweiten Vatikanischen Konzils vor. Papst Johannes XXIII. habe in seinem Apostolischen Schreiben vom Josefstag 1961 das von ihm einberufene Konzil unter den besonderen Schutz des Heiligen gestellt. Ein Konzil, das die Aufgaben für die Kirche in der Welt von heute finden wollte, "brauchte den Beistand des Heiligen Josef", sagte der Weihbischof. So befinde man sich bei der Wallfahrt in Merzig in guter Gesellschaft.

Josef gelte in der Überlieferung als jemand, der überlegt bevor er handelt und der dann aber mit Gottvertrauen bei seiner Entscheidung bleibt. Der Heilige Josef sei ein "Hüter", er wisse "mit Realismus die Ereignisse zu deuten und verstehe es die klügsten Entscheidungen zu treffen", sagte Brahm und bat um den Beistand des Heiligen auch für den Weg der aktuellen Diözesan-Synode im Bistum Trier.

Auch hier gehe es darum, "nüchtern, aber beherzt" wie der Heilige Josef für die Menschen zu arbeiten. Bei Veränderungen gelte es, zu vermitteln und zu versöhnen. Dazu brauche man Menschen, die ihre Gaben immer wieder einsetzen und die aus Verantwortung zu ihrer Kirche stehen und mit ihrem Bischof ihre Kirche in eine neue Zeit führen wollen.

Viele der Pilger machten sich nach den Messen in der modernen Pfarrkirche auf den Weg zur alten Josefskapelle an der Gabelung Triererstraße und Waldstraße, um dort zu beten. Einen Kreuzweg von der Josefskapelle an die Kreuzbergkapelle hoch über Merzig bildete traditionell den Abschluss des Wallfahrtstages.

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