„Die Bewohner sind offen und ehrlich“

Nohfelden · Mitglieder des Fotoclub Tele Freisen erzählen was die Ausstellung „Alltag“ der Lebenshilfe auszeichnet.

 Tele-Fotografen dokumentieren den Alltag in der Lebenshilfe. Foto: Monika Schmidt

Tele-Fotografen dokumentieren den Alltag in der Lebenshilfe. Foto: Monika Schmidt

Foto: Monika Schmidt

Die Fotoausstellung "Alltag" der Lebenshilfe St. Wendel und des Fotoclubs Tele Freisen ist bis Freitag, 30. Juni, in der Galerie Rathaus Nohfelden zu sehen. Fotografen des Fotoclubs Freisen waren drei Jahre lang, immer mal wieder, in Einrichtungen der Lebenshilfe St. Wendel unterwegs, besuchten Veranstaltungen und nahmen am Alltag der Menschen mit Behinderung teil. Mehr als 4000 Fotos wurden geschossen. Was das Besondere an den Bildern ist, erzählen Michael Dorscheid und Franz Rudolf Klos vom Fotoclub.

"Alltag" ist für den Fotoclub eine besondere Ausstellung. Warum?

Michael Dorscheid: Es war auch für die Fotografen eine Herausforderung, zum ersten Mal so eng im Kontakt mit behinderten Menschen zu kommen und an deren Alltag teilzunehmen. Und das Projekt, welches ursprünglich für zwölf Monate geplant war, dauerte bis zur Vernissage dann doch fast drei Jahre.

Franz Rudolf Klos: Wir waren schon immer an Projekten mit außergewöhnlichen Situationen, die nicht alltäglich sind, interessiert.

Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit der Lebenshilfe?

Dorscheid: Hermann Scharf kam vor etwa drei Jahren auf Franz Rudolf Klos zu und fragte, ob der Fotoclub Tele Freisen sich vorstellen könne, dieses Projekt zusammen mit der Lebenshilfe in Angriff zu nehmen. Als Fotoclub aus der Region war es für uns selbstverständlich, eine Institution wie die Lebenshilfe bei einem solchen Vorhaben zu unterstützen.

Und wie sah die Zusammenarbeit konkret aus?

Dorscheid: Die Fotografen begleiteten die Bewohner der Lebenshilfe beim Frühstück, Füttern, Spazierengehen, Eis essen, spielen und die Kleinen auch im integrativen Kindergarten oder auf dem Spielplatz. Und auch bei besonderen Anlässen wie dem Musikprojekt mit den Young Americans, Weihnachtsfeiern oder anderen außergewöhnlichen Aktivitäten.

Klos: Zuerst mussten wir uns in die einzelnen Gruppen bei der Lebenshilfe einfügen, vorstellen und Vertrauen aufbauen. Danach war es wie ein Selbstläufer. Nach mehrmaligen Besuchen waren wir in die Gruppen fast integriert und konnten so diese aussagekräftigen Fotos mit den Bewohnern machen.

Welche Gefühle kamen bei den Fotografen hoch, als sie die Behinderten begleiteten?

Klos: Es waren überwiegend Fotografinnen und Fotografen im Einsatz, die schon Erfahrung mit Behinderten hatten, sodass es keine großen Hemmschwellen gab.

Und umgekehrt: Wie haben die Lebenshilfe-Bewohner es aufgenommen, dass sie mit der Kamera begleitet wurden?

Klos: Bei einigen Bewohnern war anfangs etwas Skepsis, danach waren sie offen und kooperativ.

Wie bewerten Sie das Ergebnis Ihrer Arbeit? Was ist das Besondere an diesen Bildern?

Dorscheid: Die ausgestellten Fotos wurden von der Lebenshilfe ausgewählt. Die Fotos zeigen Impressionen besonderer Menschen, ihre Gefühle, aber auch ein Stück weit ihren Alltag. Und die Bewohner der Lebenshilfe sind offen und ehrlich und zeigen ihre Gefühle.

Klos: Ich finde, es ist eine sehenswerte Arbeit, die vor allen Dingen Fotos zeigt, die nicht alltäglich sind, da das Umfeld für die meisten Leute nicht unbedingt zugänglich ist. So zeigen wir mit den Fotos den ganz normalen Alltag der etwas mehr oder weniger gehandicapten Menschen.

Wie waren die Reaktionen der Besucher bei der Ausstellungseröffnung?

Dorscheid: Alle Besucher der Vernissage zeigten sich beeindruckt von der Vielzahl unterschiedlicher Fotomotive und den Emotionen, die diese Fotos wecken. Es gab viele positive Reaktionen und einige brachten ihre Hoffnung zum Ausdruck, dass diese Ausstellung noch an anderen Orten gezeigt wird. Eine besondere Ausstellung aus dem Alltag besonderer Menschen.

Klos: Die Besucher waren von den aussagekräftigen Fotos sehr angetan und lobten die Koordination zwischen der Lebenshilfe St. Wendel und dem Fotoclub Tele Freisen, dass solche Fotos auch mal der Öffentlichkeit vorgestellt werden.

Die Fragen stellte Melanie Mai

Die Ausstellung kann während den Rathaus-Öffnungszeiten besichtigt werden: montags bis donnerstags von 8 bis 16 Uhr, jeden zweiten und vierten Donnerstag bis 18 Uhr und freitags von 8 bis 12 Uhr.

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 Ein weiteres Exponat. Foto: Kathrin Klos

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 Zur Vernissage in der Galerie im Rathaus Nohfelden kamen auch Vertreter der Lebenshilfe und prominete Förderer. Foto: Krass

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Foto: Krass
 Tele-Fotograf Michael Dorscheid. Foto: Klos

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Foto: Klos
 Franz Rudolf Klos. Foto: Reinhardt

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 Auch Sport und Spiel gehören zum Alltag. Foto: Klos

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Foto: Klos

Diese Fotografen von Tele Freisen gestalteten die Ausstellung "Alltag" im Rathaus: Monika Schmidt, Werner Schmidt, Karola Maurer, Ingrid Neu, Kathrin Klos und Franz Rudolf Klos.

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