Umwelt-Campus Campus-Urgestein geht in den Ruhestand

St. Wendel · Als Gründungsprofessor hat Michael Eulenstein die Entwicklung des Umwelt-Campus von Beginn an geprägt. Jetzt legt er die Lehrbücher beiseite.

 Professor Michael Eulenstein im Bild von 1998.

Professor Michael Eulenstein im Bild von 1998.

Foto: bonenberger

Für Professor Michael Eulenstein aus Alsfassen hat sich noch nicht viel verändert, seit er zum 1. September in den Ruhestand gewechselt ist. Noch immer hat er ein Büro am Umwelt-Campus in Neubrücke. Dort stehen jede Menge Unterlagen zur Gründerzeit der Fachhochschule. „Die versuche ich zu ordnen“, sagt Eulenstein im SZ-Redaktionsgespräch. Eulenstein ist einer der drei Gründerprofessoren und langjähriger Aufbauausschussvorsitzender des Umwelt-Campus Birkenfeld. Offiziell verabschiedet wird er während der Nacht der Wissenschaft am Mittwoch, 15. November (siehe Info).

Noch bevor er so richtig ins Gespräch einsteigt, fällt ihm eine Anekdote aus den Anfangsjahren ein.  Von Beginn an habe der Umwelt-Campus, der auf dem Gelände eines ehemaligen US-Lazaretts entstanden ist, mit Universitäten in Amerika zusammengearbeitet. Eine der ersten Schülerinnen, die für ein Semester an die Partnerschule in South Carolina  ging, kam aus St. Wendel. Damals sprach man an deutschen Hochschulen noch vom Diplom, die Studentin kam mit dem Bachelor zurück aus den USA. Ein Jahr später hat sie in Neubrücke ihr Diplom, später ihren Master wieder in den USA gemacht. „Heute ist sie verheiratet und lebt in Californien“, weiß Eulenstein. Es sei ein schönes Beispiel, dass der Bezug zur USA, aber auch das typische Campus-Feeling von Anfang an funktioniert hätten.

„Für mich war es eine Rückkehr nach 20 Jahren“, erzählt Eulenstein. Als junger Mann war er bei der Luftwaffe in Birkenfeld. Und das in einer deutsch-amerikanischen Einheit, die auch im Lazarett in Neubrücke zu tun hatte. Er hatte gleich ein gutes Gefühl bei diesem Konversionsprojekt: „Ich hatte nie Zweifel, dass das was wird.“ Im Gegensatz zu Kritikern. Diese, so Eulenstein, sahen keinen Bedarf einer Hochschule auf dem flachen Land.  Außerdem waren sie der Meinung, dass abseits der Großstädte kein Studentenleben möglich sei. Wie sich herausstellte, irrten sie. Es habe sich ein eigenes Campus-Leben entwickelt. „Es gab einen Kraftraum, ein Theater, Musik- 
räume — die Studenten organisierten alles selbst.“ Eulenstein weiter: „Die  Anfänger-Studenten von 1996 erzählen noch heute, wie toll das war, dass sie sich austoben durften.“

Los ging es 1996 mit 550 Studenten – drei Mal so viele wie geplant.  Da war für Eulenstein die zeitintensivste Arbeit bereits erledigt. Als Mitglied im Gründungsausschuss  und später als Vorsitzender des Aufbauausschusses hatte er die Aufgabe, gemeinsam mit Partnern die baulichen und organisatorischen Voraussetzungen zu schaffen, damit ein Studienbetrieb möglich ist.  Dabei war er nicht nur für Bau- und Studienpläne zuständig, er erinnert sich auch an die Werbung in Zeiten ohne Internet und Facebook. „Wir haben tonnenweise Werbematerial an Schulen geschickt, Infotage organisiert.“

In dieser Zeit des Aufbaus war Eulenstein meist schon um 8.15 Uhr im Büro, oft hat er abends um 23 Uhr noch eine Zigarette geraucht und die Aufgaben für den nächsten Tag besprochen. Manchmal kam seine Familie vorbei, um ihn wenigstens mal zu Gesicht zu bekommen. „Mein Sohn hat auf dem Campus Fahrradfahren gelernt“, erzählt der 65-Jährige.  „Ich stand von morgens bis abends unter Strom“, erinnert er sich weiter.  „Aber damals in den Vierzigern, da ging das.“ Heute blickt Eulenstein mit Stolz auf diese Zeit zurück: „Eine solche Aufgabe bekommt man nur einmal im Leben — wenn überhaupt.“  Diese Erfahrung sei nicht zu bezahlen.

 Der Umwelt-Campus Birkenfeld, hier einmal von oben, ist längst zu einer Institution geworden.

Der Umwelt-Campus Birkenfeld, hier einmal von oben, ist längst zu einer Institution geworden.

Foto: Christopher Müller-Dönnhoff

Heute gibt es 2500 Studierende in Neubrücke, 1104 waren geplant. Ein Großteil kommt aus dem benachbarten Saarland. „Jetzt stoßen wir aber an unsere Grenzen“, sagt Eulenstein. Und was  am Umwelt-Campus trägt heute noch seine Handschrift? Eulenstein schmunzelt: „Hier fangen die Lehrveranstaltungen um 9 Uhr an.“  Dazu sage ich nur: „Ich bin ein bekennender Langschläfer.“

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