Blaulicht Neues Balzrevier für gefährdeten Lurch

Theley · In der Theleyer Imsbachaue wurde ein Ersatzgewässer für den vom Aussterben bedrohten Kammmolch angelegt.

 Weihen das Kammmolchgewässer in der Imsbachaue ein: Ulrich Heintz (Nabu), Eberhard Veith (Geschäftsführer Naturlandstiftung), Umweltminister Reinhold Jost, LfS-Direktor Michael Hoppstädter, Ludger Wolf (Kurator Naturlandstiftung) und Burkhard Wegmann (stellvertretender Ortsvorsteher Theley; v.l.).

Weihen das Kammmolchgewässer in der Imsbachaue ein: Ulrich Heintz (Nabu), Eberhard Veith (Geschäftsführer Naturlandstiftung), Umweltminister Reinhold Jost, LfS-Direktor Michael Hoppstädter, Ludger Wolf (Kurator Naturlandstiftung) und Burkhard Wegmann (stellvertretender Ortsvorsteher Theley; v.l.).

Foto: Thorsten Grim

Ab und an schwillt ihm der Kamm – und zwar gewaltig. Hoch aufgestellt und gezackt, wirkt er ungemein erotisch auf die Damenwelt. Auffallen um jeden Preis ist die Devise des Kammmolch-Mannes, wenn er im Frühjahr seinen Hochzeitsanzug trägt. Dann ist er bereit für Balz und Paarung. Doch um sich und seine Art erhalten zu können, braucht der bis zu 18 Zentimeter lange Kammmolch mehr als gutes Aussehen. Auf die richtige Umgebung kommt es an. Er bevorzugt Weiher und Teiche, die sich durch eine verkrautete Unterwasservegetation auszeichnen. An die Unterwasserpflanzen heftet das Weibchen seine Eier. Ein Refugium für Kammmolche befindet sich unweit des Hofgutes Imsbach in Theley. Genauer gesagt im „Roten Weiher“, wie das Gewässer im Hauptschluss des Humersbachs am Rande der Imsbachaue im Volksmund heißt. Doch es droht Gefahr.

Seinen Namen verdankt das im Natura-2000-Gebiet „Prims“ liegende Gewässer der Tatsache, dass bei Starkregen viele Schwebstoffe eingetragen werden. Die verwandeln das Wasser im Weiher in eine rote Brühe. Das sei zwar schon immer so gewesen, habe sich aber deutlich verstärkt, seit die Gemeinde das Industriegebiet BAB 1 am Autobahndreieck in Theley bauen ließ. „Nachdem das Gewerbegebiet erschlossen wurde, hat sich der Sedimenteintrag deutlich erhöht. Der Teich ist inzwischen fast verlandet“, berichtet der Landesvorsitzende des Naturschutzbundes Nabu, Ulrich Heintz, vor Ort. Und das trotz Gegensteuerns mithilfe von Rückhaltebecken oder Wasserfiltern. Zu dem Termin in Theley hatte die Naturlandstiftung Saar geladen.

Die Lösung für das Verlandungs-Problem liegt unweit des roten Weihers: Mit Hilfe des Nabu und finanziell unterstützt vom Landesbetrieb für Straßenbau (LfS) hat die Naturlandstiftung Saar in einem benachbarten Wiesenstück drei Ersatzgewässer anlegen lassen. Hierhin sollen die Molche immigrieren, wenn der rote Weiher endgültig nicht mehr als Lebensraum taugt.

„Das hier ist nur ein Teil der Projekte, die wir gemeinsam mit der Naturlandstiftung oder deren Tochergesellschaft ÖFM (Naturland Ökoflächen-Management GmbH; Anm. der Red.) umsetzen“, erklärt Michael Hoppstädter. Nach Angaben des LfS-Direktors hat der Landesbetrieb in der jüngeren Vergangenheit einen hohen zweistelligen Millionenbetrag für Kompensations- und Ausgleichsmaßnahmen ausgegeben. Hoppstädter betont, dass der LfS ein hohes Interesse habe, sich im Naturschutz zu engagieren Auch oder gerade weil der Betrieb in den Augen der Öffentlichkeit „oft als Landschaftsverbraucher in der Kritik steht“. Dem will Hoppstädter entgegenwirken. Und zwar nachhaltig, wie er betont.

Das gehe aber nicht alleine, dafür brauche man Partner. „So eine Anlage bauen, das können wir“, sagt Hoppstädter. Aber regelmäßig nachschauen, sie pflegen und gegebenenfalls nachsteuern, das sei nicht Sache des LfS. Dafür benötige man Fachwissen, wie es die Naturlandstiftung beziehungsweise der Nabu haben. Daher stehe das Projekt „Ersatzgewässer für den Kammmolch“ auch beispielhaft für die zukünftige Zusammenarbeit zwischen Naturlandstiftung und LfS. Denn seit Sommer ist der Landesbetrieb 19. Mitglied in deren Stiftungsrat. „Jetzt können wir das, was wir im Naturschutz machen wollen, auch vernünftig umsetzen“, sagt der LfS-Direktor. Er freue sich, dass die Aufnahme in den Stiftungsrat von den anderen Mitgliedern so gut angenommen worden sei.

Das findet auch der saarländische Umweltminister Reinhold Jost (SPD), der dem LfS bescheinigt, in den vergangenen Jahren gut mit dem Umweltministerium zusammengearbeitet zu haben. „Das ist nicht immer und nicht überall so.“ Daher sei es begrüßenswert, dass die vermeintlich gegensätzlichen Stellen „miteinander und nicht übereinander“ redeten. Der LfS nehme Natur nicht nur in Anspruch, er gebe auch etwas zurück. Und zwar nicht nur dem Kammmolch. Jost hofft in diesem Zusammenhang „auf weitere Projekte“ und spricht von einem „Beispiel gedeihlicher Zusammenarbeit“.

Die drei Ersatzgewässer sind unterschiedlich groß und fassen zwischen 450 und 750 Kubikmetern Wasser. Sie sind maximal 1,50 Meter tief und unterschiedlich profiliert. Das Gewässer wurde nicht bepflanzt, sondern der natürlichen Sukzession überlassen. Das heißt, die Vegetation stellt sich auf natürlichem Wege ein. Und bei Gewässern gehe das gemeinhin sehr schnell.

2014 sei mit dem Anlegen der Teichlandschaft begonnen worden. Inzwischen leben hier Grasfrösche, Erdkröten und andere Amphibien. Außerdem jede Menge Libellen. „Zehn Arten sind nachgewiesen, zudem viele andere Wasserinsekten“, berichtet Axel Didion von der Naturlandstiftung. Und selbstverständlich Molche wie der Berg- und der Fadenmolch. „Wenn es richtig angelegt wird, entwickelt sich ein künstliches Biotop sehr schnell zu einem natürlichen Lebensraum“, sagt Didion. Wobei Eberhard Veith, Geschäftsführer der Naturlandstiftung, einräumt, dass die Teiche in der Imsbachaue vermutlich nicht ohne die Hilfe des Menschen dauerhaft werden bestehen können. Wegen des fehlenden Wasserzustroms. Oberflächenwasser alleine werde wohl nicht genügen, um den Wasserpegel zu halten. Hier kommt der Wasserversorger WVW ins Spiel, der in der Nähe der Anlage einst einen Brunnen betrieb.

Daraus wird seit Jahren kein Trinkwasser mehr gepumpt, doch nun kann er zu neuen Ehren kommen. Denn die Naturlandstiftung hat einen Vertrag mit der WVW geschlossen, der regelt, dass die Stiftung pro Jahr bis zu 1200 Kubikmeter Wasser aus dem Brunnen in die Teichlandschaft pumpen darf. „Was nicht über das Oberflächenwasser kommt, kann also über den Brunnen ausgeglichen werden“, erklärt Veith.

Laut Naturlandstiftung haben die Gewässer inzwischen die entsprechende Entwicklungsreife erreicht, sodass sie jetzt für den Kammmolch geeignet sein dürften. Deshalb werde im kommenden Jahr erstmalig mit geeigneten Erfassungsmethoden gezielt nach der Art gesucht, erklärt Axel Didion.

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