Fußballfan Riesenfan – auch in der dritten Liga

Furschweiler · Vor 20 Jahren feierte Wolfgang Hartmann mit seinen Roten Teufeln die Meisterschaft. Jetzt erlebte er den Abstieg.

 Wolfgang Hartmann aus Furschweiler ist ein waschechter FCK-Fan. Das erkennt sofort jeder, der an seinem Haus vorbeifährt.

Wolfgang Hartmann aus Furschweiler ist ein waschechter FCK-Fan. Das erkennt sofort jeder, der an seinem Haus vorbeifährt.

Foto: B & K/Franz Rudolf Klos

„9. Mai, ich war dabei“ – T-Shirts mit dieser Aufschrift fanden vor genau 20 Jahren in Hamburg reißenden Absatz. Am 9. Mai 1998 gab es eine bis heute in Fußball-Deutschland einzigartige Sensation zu feiern: Dem 1. FC Kaiserslautern wurde als Aufsteiger die Meisterschale überreicht. Als Kapitän Ciriaco Sforza im Volksparkstadion die Schale in die Höhe reckte, war Wolfgang Hartmann aus Furschweiler zwar nicht dabei. Aber beim Empfang seiner Mannschaft in Kaiserslautern, da feierte er mit. Wie so oft. Denn der 67-Jährige ist Fan der Roten Teufel seit seinem 14. Lebensjahr.

Wie groß die Liebe zu seinem Verein ist, das ist für alle, die durch Furschweiler fahren, weithin sichtbar. Denn Margot und Wolfgang Hartmann haben nicht nur in Rot und Weiß „FCK“ an der Fassade ihres Hauses stehen, auch zwei Teufelchen weisen auf die Leidenschaft der Fußballfans hin. „Die habe ich selbst gemacht“, sagt der gelernte Schreiner. Kurz vor der Meisterschaft 1991 fertigte er die etwa 80 Zentimeter großen Figuren aus Holz. Während bei großen Erfolgen wie der Sensations-Meisterschaft unter Otto Rehhagel vor nun genau 20 Jahren das Haus mit weiteren Flaggen und FCK-Utensilien geschmückt war, so bleiben die beiden Teufelchen, die sich gegenseitig anschauen, auch bei Misserfolgen hängen. Also auch jetzt.

Der erstmalige Abstieg in die Drittklassigkeit macht Hartmann traurig: „Ich gebe zu, ich leide etwas.“ Aber er wird auch weiter auf den Betzenberg fahren, seine Mannschaft anfeuern. Das macht er in jüngster Vergangenheit allerdings nicht mehr so oft wie früher. Obwohl er nie eine Dauerkarte besaß, war er in jüngeren Jahren bei fast jedem Heimspiel im Stadion. In der Westkurve. Mit seinem Zwillingsbruder. Die ganz großen Spiele haben die Brüder live miterlebt. So unter anderem das legendäre 7:4 1973 gegen den FC Bayern, der mit Franz Beckenbauer, Uli Hoeneß und Gerd Müller schon nach 36 Minuten 3:0 geführt hatte. Oder auch das 5:0 gegen Real Madrid im Viertelfinale des Uefa-Cups 1982.

Die Hartmann-Brüder stammen aus Kindsbach in der Pfalz, nicht weit entfernt von Kaiserslautern. Noch heute treffen sie sich in ihrem Heimatort, wenn sie sich zusammen ein Spiel anschauen wollen. Sie lassen das Auto dort stehen und fahren mit dem Zug nach Kaiserslautern. Heute stehen sie nicht mehr in der Westkurve, sie bevorzugen einen Sitzplatz auf der Südtribüne. Aber die anderen Rituale sind geblieben. Noch bevor sie den Betzenberg erklimmen, essen sie eine Wurst in der Stadt, später gibt es dann noch ein scharfes FCK-Würstchen im Stadion, dazu ein Bier – und ein hoffentlich gutes Fußballspiel. Die gab es in der jüngeren Vergangenheit nicht mehr so oft. „Nach dem dritten Abstieg aus der Bundesliga ging nicht mehr viel“, sagt Hartmann. Das war in der Saison 2011/12. Seine Frau Margot sieht die Fehler schon früher: „Der Untergang war 2006, da hat der Verein alles ins Stadion für die Weltmeisterschaft gehängt, da blieb kein Geld mehr für Spieler.“ Die heutige Mannschaft nennt sie gar eine „Söldnertruppe“.

Den Kampf, die Identifikation mit dem Verein, vermisst Hartmann ebenfalls. Er hofft, dass sowohl Manager Martin Bader als auch Trainer Michael Frontzeck bleiben. Und dass der Verein verstärkt auf die eigene Jugend setzt. „Es gibt gute Spieler in den Jugendmannschaften, ihnen sollte man die Chance und Zeit geben“, so Hartmann.

 Vor 20 Jahren feierte der Club mit Otto Rehagel (links) und Ciriaco Sforza die Meisterschaft.

Vor 20 Jahren feierte der Club mit Otto Rehagel (links) und Ciriaco Sforza die Meisterschaft.

Foto: dpa/Stefan Hesse

Entgegen vieler Skeptiker glaubt der 67-Jährige an einen direkten Wiederaufstieg. Und der Rentner geht noch einen Schritt weiter: „Ich hoffe, dass ich in ein paar Jahren den FCK wieder in der ersten Liga anfeuern kann.“ Dann holt er ein besonderes Exemplar aus dem Keller: einen selbst gemachten lebensgroßen Teufel aus Pappmaché. Der ist allerdings etwas zerschlissen. So wie auch der FCK.

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