Im Gespräch Schmuckstücke sollen aufgewertet werden

Liebenburg stärker bespielen, Gewerbegebiet ausbauen und die Gemeinde insgesamt voranbringen. Namborns Bürgermeister hat viel vor.

 Diesen Sonntag ist Namborns Bürgermeister Sascha Hilpüsch, hier vor dem Rathaus in Hofeld-Mauschbach, 100 Tage im Amt.

Diesen Sonntag ist Namborns Bürgermeister Sascha Hilpüsch, hier vor dem Rathaus in Hofeld-Mauschbach, 100 Tage im Amt.

Foto: B & K/Franz Rudolf Klos

Namborns Bürgermeister Sascha Hilpüsch (SPD) ist diesen Sonntag 100 Tage im Amt. Traditionell ein Zeitpunkt, um ein erstes Zwischenfazit zu ziehen. SZ-Redakteur Thorsten Grim unterhielt sich mit dem Chef der Namborner Verwaltung.

Herr Hilpüsch, 100 Tage sind Sie jetzt im Amt. Haben Sie sich eingelebt als Bürgermeister?

Sascha Hilpüsch: Schon seit dem zweiten Tag. Der erste war sehr anstrengend. Ich kam heim und war fix und fertig – als hätte ich eine Vier-Stunden-Klausur geschrieben. Mein Vorgänger Theo Staub war ein sehr offener Mensch, auch hier im Haus. Das Büro war wie ein Geschäftszimmer, da konnte jeder rein und raus wann er wollte. Das war ich von meinem Beruf als Polizist so nicht gewohnt. Da wurde strukturiert gearbeitet, jeder hatte sein Aufgabenfeld. Darum habe ich am nächsten Tag hier im Haus eine Fachbereichsleiter-Besprechung angesetzt und gesagt: In diesen Strukturen kann ich nicht arbeiten. Ich musste mich ja einlesen und einarbeiten und kam gar nicht dazu, weil ständig jemand im Zimmer stand. Jetzt haben nur noch wenige Leute direkten Zutritt, alle anderen rufen, wenn sie zu mir wollen, vorher kurz an und fragen, ob es gerade passt. Seitdem macht es richtig Spaß.

Ist Bürgermeister sein so, wie Sie es sich vorgestellt haben?

Hilpüsch: Nicht ganz. Wenn man hier sitzt und mal sieht, welche Aufgaben-Bereiche man wirklich abzudecken hat, dann geht die Schere doch ganz schön weit auseinander. Alleine die ganzen Gremien, in denen man als Bürgermeister sitzt, beispielsweise im Aufsichtsrat des Versorgers WVW oder als Vorstandsmitglied der Musikschule, da muss man sich erst einmal einfinden und einlesen, worum es geht und mit wem man zu tun hat. Das hat mich am Anfang ziemlich ausgefüllt. Denn die Gremien tagen ja und warten nicht, bis ich mich eingearbeitet habe. Und hier im Haus, da habe ich zwar die Abläufe so einigermaßen gekannt, weil ich vorher als Ortsvorsteher von Baltersweiler ja öfter mal im Rathaus war. Aber wie groß und wie vielfältig der Aufgabenbereich ist, das sieht man nur, wenn man wirklich hier sitzt. Das alles ist aber auch sehr interessant, denn als Bürgermeister kriegt man wirklich alles mit und hat einen umfassenden Einblick.

Was war das Erste, das Sie als Bürgermeister angegangen sind?

Hilpüsch:Dass ich mich regelmäßig mit den Fachbereichsleitern treffe und wir alles besprechen. Das machen wir jeden Montagmorgen. In der Sitzung sprechen wir aktuelle Themen an und das, was in der Woche anliegt und stimmen uns ab. Die Arbeitsweise ist seither für mich viel besser geworden. Am Anfang bin ich aber auch hier im Haus rund gegangen und habe mich jedem vorgestellt. Ich habe nach und nach alle Kindergärten besucht, die Grundschule, war auf dem Bauhof und jetzt kommen die ganzen Jahreshauptversammlungen der einzelnen Löschbezirke, da lerne ich vor Ort die jeweiligen Feuerwehrleute und die einzelnen Gerätehäuser kennen.

Haben sich irgendwo Baustellen aufgetan, die sie so nicht erwartet haben?

Hilpüsch: Ja. Das eine ist die Kompostierungsanlage. Da war eine gemeinsame Anlage mit St. Wendel angedacht. Anfang Januar kam aber der Bescheid von der Stadtverwaltung, dass das nicht klappt. Da sind wir jetzt in Zugzwang, unsere bestehende Anlage so zu verändern, dass sie bis Ende des Jahres den Vorgaben des Gesetzgebers entspricht. Vorher, am 15. Dezember, stand noch der Umzug des Kindergartens Furschweiler an. Der ist wunderschön geworden und soll im April eingeweiht werden. Ein dritter Punkt ist die interkommunale Zusammenarbeit mit den Stadtwerken St. Wendel im Abwasserbereich. Da gab es Abstimmungsbedarf im Abrechnungswesen, auch dort sind wir weiter gekommen.

Was steht für die kommenden Jahre auf der Agenda?

Hilpüsch: Die Liebenburg. Beispielsweise wollen wir das mittelalterliche Treiben nutzen, das in diesem Jahr auf das Wochenende vom 10. und 11. August fällt, um die Burg stärker ins Bewusstsein der Menschen zu rücken. Bis vor ein paar Jahren haben unsere drei kommunalen Kindergärten und die Grundschule an der Veranstaltung mitgewirkt. Das war zuletzt gar nicht mehr der Fall. Das wollen wir wieder ändern. Die Kinder sollen entsprechende Kleidung tragen und auch eigene Stände betreiben können. Der Erlös des Verkaufs sollte den Fördervereinen und somit den Kindern selbst zugute kommen. Wir wollen überhaupt mehr Publikumsverkehr dort oben und unseren Kindern näher bringen, was für ein geschichtsträchtiges Schmuckstück wir hier vor der Tür haben. Dazu soll auch die Schauspielgruppe Bad Segeberg beitragen, eine der bekanntesten  Deutschlands. Die haben ihr Kommen für das mittelalterliche Treiben zugesagt – für dieses und nächstes Jahr. Denn im kommenden Jahr steht die 800-Jahr-Feier der Liebenburg an. Übrigens haben mir bei meinen Hausbesuchen während des Wahlkampfs erschreckend viele Namborner eingestanden, dass sie noch nie auf der Burg waren. Auch das wollen wir ändern. Darum versuchen wir, dort oben ein Open-Air zu veranstalten und eine Rockband spielen zu lassen. Da sind wir in Gesprächen.

Sonst noch was?

Hilpüsch: Unseren Premiumwanderweg Schmugglertour. Den bin ich vergangenen Herbst gemeinsam mit unserem Wanderwart Rüdiger Andres abgegangen, weil ich mir ein genaues Bild vom Zustand des Weges machen wollte. Mit dem Fazit, dass da noch einige Kleinigkeiten zu machen sind. Beispielsweise auf dem Abschnitt vom Schützenhaus zur Metzelberghütte müssen einige Stufen und Geländer erneuert werden, damit man den Weg sicher gehen kann. Auch der Anschluss von der Straße unmittelbar an den Parkplatz ist in einem schlechten Zustand und müsste die ersten zehn, fünfzehn Meter asphaltiert werden. An manchen Stellen fehlt auch noch eine schöne Ruhebank. Das gilt auch für den einen oder anderen Dorfplatz, da wollen wir was machen. Bisschen was pflastern, Bänke aufstellen. Schwierig im Nordsaarland ist, dass die meisten Dörfer keinen zentralen Ortsmittelpunkt haben, wo schöne Plätze sind – anders als beispielsweise in der Südpfalz. Darum muss man die Stellen, die man hat, auch schön herrichten. In vielen Ortsteilen wurde in dieser Hinsicht schon mit viel Eigenleistung und mit Hilfe des Bauhofs etwas gemacht. Was ich auch noch gerne angehen will, sind die Friedhofshallen und Feuerwehrgerätehäuser, barrierefreie Bushaltestellen, die ebenfalls für unsere Bürger hergerichtet werden sollen. Das ist zum Teil schon geschehen, soll jetzt aber weitergehen. Auch hier soll viel in Eigenregie passieren. Außerdem noch eine Verbesserung des DSL- und Mobilfunknetzes in der Gemeinde.

Kommen wir zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Haben Sie jetzt mehr oder weniger Zeit für Ihre Lieben?

Hilpüsch: Es ist besser geworden, weil ich jeden Abend, egal was ist, zuhause sein kann. Das hatte ich so vorher nicht, da war ich beruflich immer für eine Woche komplett weg. Dann war ich ja noch Ortsvorsteher und Trainer im Jugendfußball – und ich habe das alles immer mit Herzblut gemacht –, da war es manchmal schon schwierig, noch Zeit für die eigene Familie zu finden. Im Moment können wir jedenfalls alles besser miteinander vereinbaren als vorher.

Sie haben fünf Kinder, wie ist denn zuhause die Erwartungshaltung an Papa Bürgermeister? Haben ihre Kinder Forderungen gestellt, im Sinne von: Papa, da musst Du mal was machen!

Hilpüsch: Von unserem Jüngsten, er ist jetzt sechs, kommt da ab und an was. ‚Papa, Du musst die Bushaltestelle überdachen lassen’ oder solche Sachen, die kriege ich schon von ihm zu hören. Und er hat auch ein Ziel, er will hier in der Gemeinde einmal Landwirt werden. Dabei werde ich ihn unterstützen, wenn ich mal in Rente bin. Wir müssen nur noch den geeigneten Hof finden. Die älteren Kinder sprechen mich mit Themen an, die sie bewegen, das hat auch was mit einem besseren und schnelleren Internet zu tun. Aber ansonsten gehen wir da alle sehr locker mit um. Ich bin ja durch das Amt kein anderer oder besserer Mensch geworden, ich habe nur andere Aufgaben.

Die Kommunalwahl am 26. Mai wirft ihre Schatten voraus. Sie sind zwar als unabhängiger Kandidat in den Wahlkampf um den Chefsessel im Rathaus gezogen, sind aber dennoch ein Bürgermeister mit SPD-Parteibuch. Werden Sie sich einbringen für die Sozialdemokraten?

Hilpüsch: An mich wurde der Wunsch herangetragen, für die SPD auf Listenplatz eins für den Gemeinderat zu kandidieren. Ich bin aber zu dem Entschluss gelangt, dass ich das nicht mache. Ich bin als Unabhängiger für das Amt des Bürgermeisters angetreten und wollte offen sein für alle Bürger, egal für welche Partei sie Sympathien hegen. Ich habe für mich beschlossen, dass ich diesen Weg weiter gehe und nicht für den Gemeinderat kandidiere. Auch, weil ich diesen Platz faktisch ja gar nicht wahrnehmen möchte. Selbstverständlich werde ich – ich bin SPD Mitglied – die Vertreter der SPD für die Orts- und Gemeinderäte bei der kommenden Kommunalwahl unterstützen.

 Von hier aus lenkt er die Geschicke der Gemeinde Namborn: Bürgermeister Sascha Hilpüsch an seinem Schreibtisch im Rathaus in Hofeld-Mauschbach.

Von hier aus lenkt er die Geschicke der Gemeinde Namborn: Bürgermeister Sascha Hilpüsch an seinem Schreibtisch im Rathaus in Hofeld-Mauschbach.

Foto: B & K/Franz Rudolf Klos

Wenn wir uns zum Ende ihrer Amtszeit 2024 wieder treffen und ich Sie fragen würde, was hat sich in ihrer Amtszeit in Namborn getan, was würden Sie dann gerne sagen?

Hilpüsch: Dass wir unser kulturelles Erbe vielen Menschen in der Gemeinde, im Landkreis und darüber hinaus näher gebracht haben. Ich würde gerne kleinere Neubaugebiete angestoßen haben, um den Menschen vor Ort die Möglichkeit zu geben, in ihrer Gemeinde zu bleiben. Ich versuche jedenfalls, in den nächsten fünf Jahren gute Arbeit für die Menschen hier abzuliefern, um uns als Gemeinde weiter voran zu bringen. Dazu zählt auch, dass wir das Gewerbegebiet an der Allerburg optimieren und erweitern. Wir haben konkrete Gespräche mit möglichen Investoren aufgenommen und schauen jetzt, was daraus wird. Optimal für die Verkehrssituation an der Einfahrt zur Allerburg wäre, wenn man dort einen großen Kreisverkehr einrichten könnte. Autos, die von der B 41 kommen und zur Allerburg abbiegen, haben oft eine sehr hohe Geschwindigkeit, und auch der Einmündungsbereich ist nicht so gut einsehbar, ebenso der Abbiegebereich Richtung Namborn. Wenn dort ein großer Kreisverkehr wäre und man alles miteinander verbinden könnte, das wäre meiner Meinung nach perfekt.

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