Schutzmaßnahmen Gemeinsam gegen die Sturzfluten

Marpingen · Die Gemeinde Marpingen vereinbart eine Koope- ration mit der Technik-Hochschule. Zusammen wollen sie Bürger vor Unwetterfolgen schützen.

 Wasser bedroht Häuser: Anfang Juni 2016 traf ein Unwetter den Marpinger Ortsteil Berschweiler besonders schwer.

Wasser bedroht Häuser: Anfang Juni 2016 traf ein Unwetter den Marpinger Ortsteil Berschweiler besonders schwer.

Foto: Dirk Schäfer

Feuerwehrleute kämpfen mit Pumpen und Sandsäcken gegen die Fluten. Kräfte des Technischen Hilfswerkes errichten Dämme. Eine unterirdische Wasserblase droht, einen Hang auf Häuser abrutschen zu lassen. Anwohner schützen verzweifelt ihr Hab und Gut. Das Rathaus wird zum Notlagezentrum umfunktioniert. Szenen wie in einem Katastrophenfilm. Doch sie sind real. Im Juni 2016 haben heftige Unwetter den Ausnahmezustand in Berschweiler ausgelöst. Gleich zweimal binnen weniger Tage zogen damals Gewitter mit Starkregen über die Region.

 Die Wassermassen rissen Autos, Straßen und Bordsteine mit, machten Häuser unbewohnbar. „Die Schäden beliefen sich allein in der öffentlichen Infrastruktur auf 120 000 Euro“, erzählt Marpingens Bürgermeister Volker Weber (SPD). Außerdem seien rund 50 Häuser in Mitleidenschaft gezogen worden. Nur wenige Anwohner waren gegen Unwetter versichert. „Wir haben damals ein Spendenkonto für die Betroffenen eingerichtet“, erinnert sich der Verwaltungschef.

Jetzt, gut ein Jahr später, sind die Aufräum- und Sanierungsarbeiten abgeschlossen. Ein ungutes Gefühl aber bleibt. „Wenn es eine Unwetterwarnung gibt, schauen wir schon etwas ängstlich nach Berschweiler“, sagt Weber. Um die Bürger vor einer erneuten Sturzflut zu schützen, hat die Gemeinde Marpingen die Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Saar ins Boot geholt. Am Mittwoch unterzeichneten Bürgermeister Weber und Professor Joachim Dettmar einen entsprechenden Kooperationsvertrag. Die Mitarbeiter des Abwasserwerkes werden künftig zusammen mit Fachingenieuren und Studierenden Projekte aus dem Bereich der Siedlungs- und Abfallwirtschaft bearbeiten. „Erste Ergebnisse gibt es schon“, verkündet Weber während einer Pressekonferenz. Ein Student habe beispielsweise seine Masterarbeit über Kanaldatennetze in der Gemeinde Marpingen geschrieben. Bachelor-Student Michael Schamma hat in seiner Thesis die starkregenbedingte Sturzflut von 2016 modelltechnisch untersucht.

 Er hat darin auch Schutzmaßnahmen für die betroffenen Grundstücke, vor allem in den Straßen „An der Hümes“ und „Auf Weißmauer“, entwickelt. Dort stehen die Häuser an einem Hang. Auf dem Gelände darüber sind Wiesen, auf denen sich das Regenwasser sammelt und ohne Versickerung abläuft. „Der Student schlägt unter anderem vor, Gräben zu ziehen“, erklärt HTW-Laboringenieur Andreas Biehler. Diese sollen sich nicht an den Grenzen der Grundstücke orientieren, sondern am Geländeverlauf. Die Gräben könnten an einen bestehenden Regenwasserkanal angeschlossen werden. „Diese Variante erscheint uns sinnvoll und auch finanziell machbar“, fügt Professor Dettmar hinzu.

Weber will den Vorschlag prüfen lassen. „Wenn wir genaue Pläne haben, werde ich mich ans Ministerium in Saarbrücken wenden und um finanzielle Unterstützung bitten“, sagt der Rathauschef. Er ist zuversichtlich, dass die Kooperation für die Gemeinde und die HTW Vorteile bringt. „Uns entstehen durch die Projektbearbeitung mit Studenten deutliche wirtschaftliche Vorteile. Die Studierenden werden frühzeitig an reale Aufgaben aus der Entwässerungspraxis herangeführt.“

 Professor Joachim Dettmar (links) und Bürgermeister Volker Weber unterzeichnen den Kooperationsvertrag.

Professor Joachim Dettmar (links) und Bürgermeister Volker Weber unterzeichnen den Kooperationsvertrag.

Foto: Sarah Konrad

Bis die Ideen der Forscher umgesetzt werden können, will die Gemeinde selbst Schutzmaßnahmen treffen. „Einige haben wir schon umgesetzt“, berichtet Weber. So gebe es jetzt einen Kanalanschluss, wo früher nur eine normale Einlaufmulde war. Einige Gräben wurden tiefer gegraben, damit das Wasser anders abfließen kann. „Außerdem haben wir Straßen saniert und dort andere Versickerungsmöglichkeiten geschaffen“, berichtet Weber weiter. Er betont, dass es nicht möglich sei, eine 100-prozentige Sicherheit zu gewährleisten. Dennoch hofft der Bürgermeister, durch all diese Maßnahmen und die Kooperation mit der HTW ein zweites Szenario wie in einem Katastrophenfilm verhindern zu können.

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