Barrierefreiheit in der Sprache

Urexweiler · „Leichte Sprache“ – so heißt ein neues Medium, das sich vorwiegend an Menschen mit kognitiven Einschränkungen, Senioren oder Migranten richtet. Der Name ist Programm: Sachverhalte werden leicht verständlich beschrieben.

 Bernhard Müller, Landesvorsitzender des Lebenshilfe-Landesverbandes Saarland, und Landesgeschäftsführerin Barbara Kronenberger präsentieren Broschüren, die bereits in „Leichter Sprache“ erhältlich sind. Foto: Stefan Bohlander

Bernhard Müller, Landesvorsitzender des Lebenshilfe-Landesverbandes Saarland, und Landesgeschäftsführerin Barbara Kronenberger präsentieren Broschüren, die bereits in „Leichter Sprache“ erhältlich sind. Foto: Stefan Bohlander

Foto: Stefan Bohlander

Spricht man von Barrierefreiheit, denken viele vermutlich zuallererst an bauliche Möglichkeiten, die helfen beispielsweise eine Treppe zu überwinden. Mit einem eher abstrakten Begriff der Barrierefreiheit beschäftigt sich die "Leichte Sprache". Wie es der Name bereits vermuten lässt, handelt es sich hierbei um eine Ausdrucksweise, die auf leichtere Verständlichkeit innerhalb der deutschen Sprache abzielt.

"Die Leichte Sprache ist ein relativ junges Medium", sagt Bernhard Müller. Um die Jahrtausendwende wurde sie initiiert, erklärt der Landesvorsitzende des Lebenshilfe-Landesverbandes Saarland mit Sitz in Urexweiler . Leichte Sprache zeichne sich unter anderem dadurch aus, dass sie Sätze möglichst kurz hält, einfache Worte wählt, Fremdwörter außen vor lässt und auch die Zahl der Silben begrenzt. Damit wolle man Menschen mit kognitiven Einschränkungen, Senioren oder Migranten erreichen, pflichtet Barbara Kronenberger bei. Die Landesgeschäftsführerin erläutert: "Unser Anspruch ist es, dass gedruckte Angebote in zwei Sprachen veröffentlicht werden". Damit meint sie jedoch nicht nur eigene Flyer oder Hefte, sondern auch öffentliche Dienste. Einige gute Beispiele gebe es bereits, so sei ein Großteil der Internetseite der Bundesregierung bereits für das Angebot gerüstet. Auch die Landesregierung, respektive das Sozial-Ministerium, gab anlässlich der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien eine Broschüre mit den wichtigsten Regeln in Leichter Sprache heraus.

Hier wurde auch ein anderes Merkmal offensichtlich: Worte werden nämlich oftmals mit einem Bindestrich getrennt. Mit Rechtschreibung wie "Straf-Stoß", "Elf-Meter-Schießen" oder "Hand-Spiel" soll das Lesen erleichtert werden. So werde auch die Lese-Geschwindigkeit reduziert, was das Verstehen erleichtern soll. Mit der Leichten Sprache könnten auch Menschen in öffentlichen Gebäuden oder Museen schnell und einfach erreicht werden, beispielsweise durch Hinweisschilder. Auch Patientenverfügungen könnten übersetzt werden, Teile der Bibel sind es bereits. Selbst Firmen könnten von Leichter Sprache profitieren, etwa, indem sie Menschen mit sprachlichen Defiziten besser in die Betriebsabläufe integrieren könnten. Dazu bietet die Lebenshilfe Saarland im kommenden Jahr Seminare an, die sich an Unternehmen, Behörden, Vereine oder sonstige Interessierte richten.

"Auf längere Sicht sehe ich keine Gefahr für die Vielfalt der Sprache", sagt Bernhard Müller. Vielmehr gehe es darum, komplizierte Sachverhalte erfahrbar und erlebbar zu machen. "Wir bemühen uns, uns nicht durch eine elitäre Sprache abzugrenzen", pflichtet Barbara Kronenberger bei. Deswegen werden die übersetzten Texte auch vor der Veröffentlichung von der Zielgruppe überprüft, an die sie sich letztendlich richten. Zwar fallen bei der Übersetzung natürlich Worte weg, oder es werden Sätze komplett umformuliert, doch sei dies im Prinzip bei jeder Übersetzung in eine andere Sprache der Fall. "Die Quintessenz der Information bleibt erhalten", so Bernhard Müller. Barbara Kronenberger fügt hinzu: "Der tiefere Sinn ist es, sich Gedanken darüber zu machen, wie wir kommunizieren".

leichte-sprache.de

lebenshilfe-saarland.de

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