Papst-Besuch Audienz beim Papst: Marpinger trifft den Heiligen Vater in Rom

Marpingen/Rom · (nig) „Es war sehr beeindruckend. Und sehr interessant“, Wolfgang Trost, hauptamtlicher Kirchenmusiker in Maria Himmelfahrt in Marpingen und früherer Lehrbeauftragter für Orgel an der Musikhochschule des Saarlandes, weilt immer noch ein Stück weit in Rom. „Überhaupt dahin zu kommen – viele Leute warten bis zu sechs Stunden lang, nur um den Papst von weitem zu sehen.“ Er hat ihm Auge in Auge gegenüber gestanden – und war letztlich froh, sich keinen Plan dafür zurecht gelegt zu haben: „In dem Moment, wo man dort steht, ist man so perplex, dass einem nichts mehr einfällt.“

 Papst Franziskus empfing die saarländische Delegation im Vatikan.

Papst Franziskus empfing die saarländische Delegation im Vatikan.

Foto: dpa/Andrew Medichini

Dass er von der Staatskanzlei als Teilnehmer einer saarländischen Delegation mit dem Ziel Rom auserkoren wurde, hatte ihn kalt erwischt. Auch wusste er lange nicht, wer der Delegation alles angehört. Die Vorbereitung auf den Besuch in der Vatikanstadt und das Treffen mit dem Oberhaupt der katholischen Kirche gestaltete sich dafür relativ simpel. Existiert doch ein offizieller Verhaltenskodex: Viel Haut zeigen und helle Farben sind tabu, auf Ansprachen wie „Herr Papst“ sollte man besser verzichten. Ein schlichtes „Eure Heiligkeit“ tut es auch, erzählt Gertrud Backes, die ebenfalls zur Delegation gehörte. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern besteht Franziskus bei weiblichen Gästen weder auf den Schleier noch auf einen Knicks. Allseits bekannt ist auch, dass der Argentinier einen festen Händedruck dem Küssen des Fischerrings vorzieht.

Die Audienz selbst sollte eine halbe Stunde dauern. Zuerst gab es ein Vier-Augengespräch des Papstes mit Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer in Franziskus’ Privatbibliothek. Doch die zwei verplauderten sich wohl etwas, so dass die 30 Minuten schon fast um waren, als die vier Ehrenamtlichen aus Marpingen, Neunkirchen, Friedrichsthal und Schwalbach sowie der Büroleiter der Ministerpräsidentin, Mark Reck, eintreten durften. In der Zwischenzeit kümmerte sich Kardinal Gänswein, der „George Clooney des Vatikans“, um sie. „Er hat die Stimmung aufgelockert und Späßchen gemacht“, erzählt Trost. Der ehemalige Privatsekretär Benedikts mit Wurzeln im Südschwarzwald zog die Vorhänge zur Seite. „Wir sollten runter kucken und die Perspektive genießen.“ Dann galt es festzulegen, in welche Reihenfolge wer Franziskus gegenübertritt. „Das war völlig unkompliziert“ – lobte Gänswein, der das wohl schon „ganz anders“ erlebt hatte. „Es gibt Länder, da spielt die Rangordnung eine große Rolle.“

Dann durften sie eintreten. „Wir gingen einzeln vor und begrüßten den Papst mit Handschlag.“ Vorbereitet hatte man sie schon auf das blaue Auge des Papstes. Der 80-Jährige hatte sich am Sonntag zuvor bei einer Fahrt mit dem Papamobil in Cartagena (Kolumbien) an der linken Augenbraue verletzt. „Wir sollten nicht erschrecken.“ Annegret Karmp-Karrenbauer stellte alle mit ihren Ehrenämtern vor, übersetzt von einem Dolmetscher. Auch wenn jedem Teilnehmer nur etwa eine Minute blieb, war das Treffen für Wolfgang Trost ein ergreifendes Erlebnis. „Es herrschte eine herzliche Atmosphäre“, man hatte nicht das Gefühl, nur durchgewunken, sondern von Franziskus wirklich als Mensch wahrgenommen zu werden.

Auf die Frage, ob er jetzt ein anderer Mensch geworden sei, antwortet Kirchmusiker Wolfgang Trost: „Nein, sicher nicht. Aber es war einer der Höhepunkte meines Lebens“. Eine Einschätzung, die  Gertrud Backes nur bestätigen kann: „Davon zehrt man noch lange.“

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