Trickbetrug Kommissar verrät die Tricks der Diebe und Betrüger

St. Wendel · Ganoven sind sehr einfallsreich, wenn es darum geht, ihre Opfer zu bestehlen. Doch wer ihre Tricks kennt, kann sich davor schützen.

 Betrüger, die sich als Beamte ausgeben, treiben in ganz Deutschland ihr Unwesen. Die Polizei in Nordrhein-Westfalen warnt mit diesem Plakat.

Betrüger, die sich als Beamte ausgeben, treiben in ganz Deutschland ihr Unwesen. Die Polizei in Nordrhein-Westfalen warnt mit diesem Plakat.

Foto: dpa/Martin Gerten

An einer Ecke lauert der Ganove auf sein Opfer. Mit schwarzem, knielangem Mantel steht er da. Der Mann beobachtet, wie ein 86-Jähriger mit seinem Rollator in die Bank hineingeht, Geld abhebt und das Institut wieder verlässt.  Auf diesen Moment hat der Schurke gewartet. „Entschuldigung, können Sie mir Geld wechseln?“, fragt er. Der Rentner bleibt stehen, beginnt, in seiner Börse nach den passenden Münzen zu kramen. Diese Hilfsbereitschaft nutzt der Betrüger schamlos aus. Unbemerkt stiehlt er 500 Euro aus der Jackentasche des 86-Jährigen und verschwindet. Was da gerade geschehen ist, bemerkt der Senior erst später. Er alarmiert die Polizei Nordsaarland. Sie ermittelt nun in dem Fall, der sich bereits am 20. November in Wolfersweiler ereignet hat. Bislang ohne Erfolg.

Auch das Dezernat 246 des Landespolizeipräsidiums (LPP) in Saarbrücken befasst sich mit solchen Trickbetrügern. Sie zu fassen, sei schwierig. Meist steckten im Ausland organisierte Gruppen dahinter. Nur in den seltensten Fällen handele es sich um Einzeltäter. „Außerdem sind die Betrüger kreativ“, sagt ein Kommissar, der aus Sicherheitsgründen nicht namentlich genannt werden will. Er ist im LPP zuständig für die Bereiche Kriminalprävention und Opferschutz. Im SZ-Gespräch gibt er Einblicke in die Welt der Bösewichte – und verrät, wie man sich vor ihnen schützen kann.

Oft würden die Diebe altbekannte Maschen nutzen und ihnen ein neues Gewand verpassen. „Die Täter lassen sich aber auch immer wieder neue Tricks einfallen“, erläutert der Polizist. Sie überraschen ihre Opfer auf der Straße, an der Haustür oder am Telefon. Meistens versuchen Trickbetrüger, ältere Menschen übers Ohr zu hauen. Senioren seien weniger mobil und reaktionsfähig, dafür aber sehr hilfsbereit. Außerdem hätten ältere Menschen noch mehr Respekt vor Ärzten, Bänkern und Polizisten. „Dadurch fallen sie leichter auf vermeintliche Amtsträger rein“, sagt der Kommissar.

Er rät daher, Fremden gegenüber misstrauisch zu sein und Unbekannte nicht in die Wohnung zu lassen. Man sollte an der Haustür auch nichts kaufen und unterschreiben. „Klingelt der Mitarbeiter einer Behörde und will ins Haus eintreten, ist es nicht unhöflich, ihn nach dem Ausweis zu fragen.“ Eine weitere Möglichkeit sei es, sich direkt bei der betreffenden Behörde nach dem Besuch zu erkundigen. Es sei wichtig zu überprüfen, wer die Person ist, die einem gegenüber steht. Das gelte auch, wenn ein Handwerker vor der Tür steht, den man gar nicht bestellt hat. Der Kommissar empfiehlt, an solche Situationen mit gesundem Menschenverstand heranzugehen und auf sein Bauchgefühl zu hören. Opfer würden im Nachhinein oft zugeben, dass ihnen an der Situation „irgendetwas komisch vorgekommen ist“.

Eine besonders beliebte Masche ist zurzeit auch der Anruf von falschen Polizisten. Im Landkreis St. Wendel haben sie bereits mehrere Male zugeschlagen (wir berichteten). Die Täter rufen bei Senioren an und teilen ihnen mit, dass sie in nächster Zeit Opfer eines Einbruchs werden könnten. Anschließend überreden die vermeintlichen Beamten die Personen, ihnen Geld oder Wertgegenstände zu übergeben. „Die Betrüger sind geschult. Sie wissen, wie sie ihr Opfer in ein Gespräch verwickeln können“, sagt der Kommissar. Das Gespräch sei ohnehin immer der erste Schritt. „Die Täter wollen so das Vertrauen ihrer Opfer gewinnen.“ Davon sollte man sich jedoch nicht um den Finger wickeln lassen. „Die Polizei würde niemals dazu auffordern, Geld oder Schmuck herauszugeben“, betont der Kommissar. Außerdem würde sie nicht unter der Nummer 110 anrufen,so wie es manche Kriminelle tun. . Generell gilt: Nie am Telefon Auskunft über persönliche Daten geben und sich nicht unter Druck setzen lassen „Wenn man sich unsicher ist, sollte man den Hörer einfach auflegen“, sagt der Kommissar. Es sei die einzige Möglichkeit, Betrüger abzuschütteln. Denn hätten diese ihr Opfer erstmal an der Angel, würden sie nicht mehr loslassen. Keine gute Idee sei es hingegen, den Helden zu spielen und den Täter selbst überführen zu wollen. „Das sollten die Opfer lieber uns überlassen“, warnt der Kommissar. Er betont wie wichtig es ist, die Polizei zu alarmieren – egal, ob der Betrug geglückt ist oder nicht. „Dafür sind wir da.“ Viele Opfer würden sich schämen, wenn sie auf einen Trickbetrüger reingefallen sind. „Sie trauen sich daher nicht, um Unterstützen zu fragen“, berichtet der Kommissar. Dafür gebe es allerdings keinen Grund. Die Polizei könne nur helfen, wenn sie über den Betrug informiert wird.

Wer Hinweise auf einen Trickbetrüger hat oder selbst Opfer geworden ist, kann sich im Landkreis wenden an die St. Wendeler Polizei, Tel. (0 68 51) 89 80 oder die Polizei Nordsaar, ´ (0 68 71) 9 00 10.

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