Schau Heiße Maschinen auf dem Stadtkurs

St. Wendel · Ein Stück St. Wendeler Rennsportgeschichte wird wieder erweckt. Im Saalbau erinnert eine Ausstellung an die glorreichen Zeiten.

 Vereinsarchivar Wolfgang Würtz wird im Saalbau über die Gründung und das Wirken der MCW-Motorsporthistoriker berichten.

Vereinsarchivar Wolfgang Würtz wird im Saalbau über die Gründung und das Wirken der MCW-Motorsporthistoriker berichten.

Foto: Frank Faber

Viele der heutigen Mitglieder der MCW-Motorsporthistoriker aus St. Wendel standen im Kindesalter an der ehemaligen Rennstrecke und waren fasziniert von Steuerkünsten der Motorradpiloten, die über den Stadtkurs rasten. Um Weltmeisterpunkte ging es nie, dennoch kamen die besten Motorradfahrer der Welt und mit ihnen mehr als 60 000 Zuschauer zu den Rennen in die Kreisstadt. „Das war sagenhaft. Wir haben damals schulfrei bekommen“, erinnert sich MCW-Vereinsarchivar Wolfgang Würtz, der seinerzeit direkt an der Rennpiste in der Linxweilerstraße gewohnt hat. Tausende Rennsportfreunde, davon kamen 80 Prozent mit dem Zug an, und strömten vom Bahnhof aus zur Strecke. Damit sie schneller ihre Plätze einnehmen sollten, wurden sie von Marschmusik aus den Lautsprechern begleitet.

An diesem Wochenende lassen die Motorsporthistoriker die Motorsportgeschichte mit den Rennen auf der Allerburg und dem St. Wendeler Stadtkurs von 1948 bis 1964 im Saalbau noch einmal aufleben. „Wir zeigen Filme vom St. Wendeler Amateurfilmclub, den der Rennleiter und damalige MCW-Vorsitzende August Balthasar engagiert hatte“, berichtet Archivar Würtz. Zudem gibt es Archivmaterial mit dem Originalkommentar vom Saarländischen Rundfunk zu sehen. Alles rund um die damaligen Motorradrennen vom Plakat bis zum Zeitungsbericht hat Würtz archiviert. „Wir haben uns sehr viel Mühe gemacht, damit wir die Rennsportgeschichte so fundiert und detailliert wie nur möglich aufbereiten können“, erzählt der 73-Jährige.

Aber um ein Haar hätten die legendären Motorradrennen in St. Wendel überhaupt nicht stattgefunden. Würtz. „Nach dem auf der Allerburg Schluss war, wollte zuerst Ottweiler eine Rennstrecke bieten, erst dann hat man in St. Wendel reagiert und die Rennen in die Stadt geholt“, erklärt er. Der geistige Vater im Hintergrund war Werner Maurer, die Piloten hat Rennleiter Balthasar von 1950 bis 1964 nach St. Wendel gelotst. Nach Unstimmigkeiten und Differenzen mit Dachorganisationen und Verwaltungen sowie weiteren Sicherheitsforderungen, denen der Stadtkurs kaum noch entsprechen konnte, dachte Rennleiter Balthasar im Mai 1964 an einen Rücktritt. Den verkündete er dann im September nach dem Unfalltod des Winterbacher Motorradrennfahrers Karl Recktenwald. „Großartige St. Wendeler Rennen! Und was nun???“, titelte daraufhin die Saarbrücker Zeitung. Mit St. Wendel verlor der deutsche Motorrad-Rennsport den letzten verbliebenen Stadtkurs und mit Maurer und Balthasar zwei Organisatoren, die die Stadt weltweit berühmt gemacht haben.

Damit die Renngeschichte nicht in Vergessenheit gerät, haben die MCW-Motorsporthistoriker im Dezember 2011 einen selbstständigen Verein gegründet. Fünf internationale Motorsport-Klassik-Ereignisse hat der MCW in den zurückliegenden Jahren im Wendelinuspark gestartet und legt nun ein neues Veranstaltungsformat nach. „Für den Verein ist das eine gute Investition in die Zukunft. Wir versuchen es mal anlaufen zu lassen“, meint der Vorsitzende Werner Klär.

 Rasant legten sich die Fahrer an der Fausenmühle in die Kurve.

Rasant legten sich die Fahrer an der Fausenmühle in die Kurve.

Foto: Archiv der MCW Motorsporthistoriker St.Wendel

Weiterer Schwerpunkt neben dem Rückblick auf die Rennsportära ist eine historische Motorradausstellung im Saalbau. „Über Solomaschinen, Gespanne werden wir bis zur Kaiserklasse 60 Motorräder auf Präsentationsbühnen zeigen können“, freut sich Klär. Stargast wird der dreifache Motorradweltmeister Luigi Taveri sein. Der 88-jährige Schweizer Taveri ist Ehrenmitglied bei den MCW Motorsporthistorikern, und wird sich ins Goldene Buch der Stadt St. Wendel eintragen.

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