Fünf Parteien machen mit, eine entscheidetIn sieben Kommunen liegt die CDU vorn

St. Wendel. Im neuen St. Wendeler Kreistag sind fünf Parteien vertreten. Das ist das Ergebnis der Kreistagswahl am Sonntag. Die CDU kann trotzdem weiterhin mit absoluter Mehrheit alleine weiterregieren.51,6 Prozent der Wähler im Landkreis St. Wendel haben bei der Kreistagswahl für die CDU gestimmt. Gegenüber der letzten Wahl 2004 musste die Union 9,5 Prozentpunkte abgeben

St. Wendel. Im neuen St. Wendeler Kreistag sind fünf Parteien vertreten. Das ist das Ergebnis der Kreistagswahl am Sonntag. Die CDU kann trotzdem weiterhin mit absoluter Mehrheit alleine weiterregieren.51,6 Prozent der Wähler im Landkreis St. Wendel haben bei der Kreistagswahl für die CDU gestimmt. Gegenüber der letzten Wahl 2004 musste die Union 9,5 Prozentpunkte abgeben. Die SPD erreichte auf Kreisebene 31,6 Prozent und verliert gegenüber der Wahl 2004 noch einmal leicht um 0,6 Punkte. Zum ersten Mal sind die Linken angetreten und kommen aus dem Stand auf 8,9 Prozent der Stimmen. Die Grünen erreichen 4,1 Prozent (2004: 3,9 Prozent), die FDP 3,9 Prozent (2004: 2,9 Prozent). 69,4 Prozent der Wahlberechtigten, nämlich 52 979 Bürger, stimmten am Sonntag für den Kreistag ab, das sind 2,1 Prozentpunkte mehr als vor fünf Jahren.Da zum ersten Mal die Fünf-Prozent-Hürde bei Kommunalwahlen gefallen ist, ziehen alle fünf Parteien in den 27 Köpfe starken Kreistag ein. Die CDU verfügt bei 14 Sitzen über eine eigene Mehrheit. 2004 erreichte sie 18 Sitze. Die SPD behält ihre neun Mandate, die Linke kommt auf zwei Sitze und erhält damit Fraktionsstatus, FDP und Grüne sind mit je einem Sitz vertreten.Soweit die reinen Zahlen. Was aber sagen die Parteispitzen zum Ausgang der Kreistagswahl?CDU-Kreisvorsitzender Hans Ley betont: "Trotz Verlusten gibt es einen eindeutigen Sieger. Das ist die CDU." Die Union habe die absolute Mehrheit erreicht, ihre dominierende Stellung in der Region gehalten und "bleibt klar die Nummer eins im Kreis." Damit habe sie ihre Wahlziele erfüllt. Ley weiter: "Wir haben mit Abstand das beste CDU-Ergebnis im Land erreicht, sind 14,9 Prozent besser als der Landesschnitt."Der Abstand zur SPD bleibe mit 20 Prozent und 10 000 Stimmen riesig. Dass die CDU gegenüber der letzten Wahl 9,5 Prozentpunkte eingebüßt hat, liege an drei Punkten: Man habe 2004 auch vom Tiefpunkt der Rot-Grünen-Bundesregierung profitiert. Dieses Mal hätten mehr Parteien zur Wahl gestanden und zudem sei die Fünf-Prozent-Klausel gefallen.Ley: "Wir sind in allen Gemeinde die stärkste Kraft, außer in Nonnweiler. Wir sind die CDU-Hochburg im Saarland." Der Kreisvorsitzende sagt aber auch: "Ich hätte gerne mehr Stimmen gehabt."Landrat Udo Recktenwald, CDU, ergänzt: "Natürlich freut man sich nicht über Verluste. Unser Wahlziel war, mit einer eigenen absoluten Mehrheit weiter zu regieren und stärkste politische Kraft zu bleiben. Das haben wir erreicht."SPD-Kreisvorsitzender Magnus Jung spricht hingegen von einem Erdrutsch bei der CDU und massiven Einbrüchen. Dass die SPD ihren Stimmenanteil trotz der neuen Konkurrenz der Linkspartei habe halten können, das sei eine gute Leistung, so Jung: "Wir sind hervorragend rausgekommen." Das Wahlergebnis zum Kreistag sei eine schwere Niederlage für die CDU und auch für den Landrat. Magnus Jung: "Einfach durchregieren, das wollen die Leute nicht mehr". Deshalb erwarte er einen anderen Politikstil der CDU im Kreistag. "Die SPD wird mit großem Selbstbewusstsein in den neuen Kreistag einziehen."Auf Gemeindeebene habe seine Partei deutlich an Einfluss gewonnen, sagt der SPD-Politiker. Denn sie könne nun in vier Gemeinden Mehrheiten bilden und die Geschicke mitbestimmen, nämlich in Namborn, Nonnweiler, Nohfelden und Marpingen. Was künftige Koalitionen dort angeht, wolle er aber den Parteien vor Ort nicht hineinreden."Wir sind stolz, dass wir in den Kreistag eingezogen sind", freut sich Michael Lukas, Spitzenkandidat der FDP und dankt den Bürgern für den Vertrauensvorschuss. "Das ist ein guter Einstieg", unterstreicht Lars Schlaup, Spitzenkandidat der Grünen für den Kreistag. Und Mike Martin, Kreisvorsitzender der Linken und Spitzenkandidat für den Kreistag sagt: "Wir sind sehr zufrieden, sind fast an meine Prognose von zehn bis zwölf Prozent herangekommen. Aus dem Stand ist das ein gutes Ergebnis". Mit zwei Sitzen im Kreistag haben die Linken auch Fraktionsstatus.Die konstituierende Sitzung des neuen Kreistages ist am Montag, 6. Juli. Am Montag, 22. Juni, tagt zum letzten Mal der alte Kreistag.St. Wendel. In sieben der acht Gemeinden haben die Bürger bei der Kreistagswahl die meisten Stimmen der CDU gegeben, lediglich in Nonnweiler hatte die SPD die Nase vorn. In Nonnweiler erreichte die SPD 46,0 Prozent der Stimmen für die Kreistagswahl, die CDU nur 39,2 Prozent. In Oberthal, St. Wendel und Tholey kam die CDU deutlich über die 50-Prozent-Marke. Das gute Abschneiden in St. Wendel und Tholey sicherte der Union letztlich die absolute Mehrheit. Ihr bestes Ergebnis erzielte die SPD in Nonnweiler, ihr schlechtestes mit 21,2 Prozent in St. Wendel, immer bezogen auf die Kreistagswahl. Die Linke war übrigens mit 11,2 Prozent in Namborn am erfolgreichsten, die Grünen mit 4,7 Prozent in Tholey, die FDP mit 5,3 Prozent ebenfalls in Tholey.Es folgt ein Überblick über das Abstimmverhalten zur Kreistagswahl nach Kommunen. In Klammern steht die Abweichung zur letzten Kreistagswahl, ausgedrückt in Prozentpunkten. Freisen: CDU: 2239, 48,1 % (-11,6%), SPD: 1735, 37,3 % (+1,8%), Grüne: 128, 2,8 % (-0,3%), FDP: 136, 2,9 %, (+1,2 %), Linke: 414, 8,9 %. Marpingen: CDU: 3080, 47,7 % (-10,4), SPD: 2336, 36,2 %, (+1,1 %), Grüne: 275, 4,3 % (-0,2%), FDP: 204, 3,2% (+0,8%), Linke: 556, 8,6%. Namborn: CDU: 2150, 49,7% (-9,1%), SPD: 1351, 31,2% (-1,1%), Grüne: 185, 4,3 % (-0,2%), FDP: 155, 3,6 % (-0,7%), Linke: 483, 11,2 %. Nohfelden: 2864, 46,9% (-5,5%),SPD: 2221, 36,4% (-2,1%), Grüne: 246, 4,0% (-1,0%), FDP: 258, 4,2% (+0,2%), Linke: 513, 8,4%. Nonnweiler: CDU: 2126, 39,2% (-14,2%), SPD: 2496, 46,0% (+4,2%), Grüne: 143, 2,6% (+0,2%), FDP: 268, 4,9% (+2,5%), Linke: 397, 7,3%. Oberthal: CDU: 1983, 52,9% (-12,4%), SPD: 1224, 32,7 % (+3,0%). Grüne: 157, 4,2% (+1,0%), FDP: 123, 3,3% (+1,5%), Linke: 259, 6,9%. St. Wendel: CDU: 7879, 57,9% (-7,2%), SPD: 3352, 24,6% (-3,0%), Grüne: 632, 4,6% (+0,6%), FDP: 471, 3,5% (+0,2%), Linke: 1270, 9,3%. Tholey: CDU: 4069, 59,3% (-10,9%), SPD: 1454, 21,2% (-2,3%), Grüne: 322, 4,7% (+0,7%), FDP: 364, 5,3% (+2,8%), Linke: 658, 9,6%. vfMeinung

Irgendwie sind alle Gewinner

Von SZ-Redakteur Volker Fuchs Folgt man den Wahlanalysen der Kreispolitiker, so haben alle gewonnen. Die CDU, weil sie nach wie vor stärkste Kraft ist und ihre Mehrheit im Kreistag verteidigt hat. Die SPD, weil sie trotz Konkurrenz der Linken nicht noch einmal deutlich abgesackt ist und in mehreren Gemeinderäten mitentscheiden kann. Die kleinen Parteien, weil sie endlich im Kreistag und erstmals in vielen Gemeinderäten vertreten sind.Aber eigentlich können zumindest CDU und SPD nicht ganz zufrieden sein. Die Union ist von einem, zugegeben historisch guten Abschneiden 2004 um fast zehn Prozentpunkte in der Wählergunst gefallen. Warum so viel, warum nicht nur fünf Prozent? Das muss zu denken geben. Und die SPD ist aus ihrem tiefen Tal mit knapp 32 Prozent auch nicht rausgekommen. Von den Verlusten der CDU hätte die SPD als Wahlalternative profitieren müssen. FDP, Grüne und Linke sind von den Wählern mit einem Vertrauensvorschuss ausgestattet worden, wie es FDP-Politiker Michael Lukas richtig ausdrückt. Mal schauen, ob sie diesen Vorschuss auch einlösen können.Prima ist auf jeden Fall, dass so viele Menschen in der Region zur Wahl gegangen sind. Landesweit rangiert da das St. Wendeler Land ganz vorn. So gibt es einen unbestrittenen Gewinner: die Demokratie.

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