Frühlingsfest soll Kontakte festigen

Nonnweiler. Depressionen, Ängste, Psychosen - es gibt verschiedene Krankheitsbilder, unter denen die Seele leiden kann. Menschen mit einer solchen Krankheit können auch nach der Behandlung in einer psychiatrischen Klinik oft ihren Alltag nicht alleine bewältigen

Nonnweiler. Depressionen, Ängste, Psychosen - es gibt verschiedene Krankheitsbilder, unter denen die Seele leiden kann. Menschen mit einer solchen Krankheit können auch nach der Behandlung in einer psychiatrischen Klinik oft ihren Alltag nicht alleine bewältigen. Unterstützung finden sie in dem "Übergangs- und Wohnheim für Menschen mit seelischer Behinderung" der Arbeiterwohlfahrt (Awo) in Nonnweiler. Am Sonntag, 17. Mai, lädt die Einrichtung zum traditionellen Frühlingsfest ein. Interessierte können das Haus und seine Arbeit kennen lernen. Außerdem sollen Vorurteile und Berührungsängste mit Menschen, die unter psychischen Krankheiten leiden, abgebaut werden. Seit 1982 gibt es das Übergangs- und Wohnheim in Nonnweiler. Zu Beginn hatte die soziale Einrichtung mit Vorurteilen aus der Bevölkerung zu kämpfen. Doch heute ist die Akzeptanz groß, was man auch bei dem Frühlingsfest spüren kann. Denn bei der Gestaltung helfen auch regionale Vereine mit. Hans-Werner Zenner, der seit 1991 Einrichtungsleiter in Nonnweiler ist, erklärt, dass man bei dem Namen der Einrichtung bewusst von "Menschen mit seelischer Behinderung" spricht: "Der Begriff Psychiatrie ist negativ belastet. Dabei bedeutet er nichts anderes als die Lehre der Seele."Weg zurück in den Alltag Zu den Aufgaben der Einrichtung gehört es, den Menschen dabei zu helfen, einen Weg zurück in den Alltag zu finden. Sie sollen wieder einen Bezug zu der Realität bekommen und den Kontakt zu "Normalbürgern" suchen. Neben verschiedenen Therapien und Trainingseinheiten wie zum Beispiel dem Haushaltstraining wird auch die Freizeitbeschäftigung groß geschrieben. Das Besondere an der Einrichtung ist für Zenner, dass die Klienten "von multiprofessionellen Mitarbeitern betreut werden und sie ihre Therapien mitbestimmen können." Außerdem bekomme jeder für die Therapie die Zeit, die er persönlich brauche. Ein erfolgreiches Projekt des Hauses ist das Awo-Lädchen. Dort verkaufen die Bewohner Produkte, die sie selbst hergestellt haben. So bekommen sie die direkten Reaktionen der "Normalbürger" mit, was ihr Selbstbewusstsein stärkt. Zirka 15 Mitarbeiter bilden das Stammteam des Hauses. Dieses Team besteht aus examinierten und diplomierten Mitarbeitern der Bereiche Krankenpflege, Sozialarbeit, Ergotherapie und Hauswirtschaft. Gemeinsam betreuen sie momentan 35 Klienten, die aus allen sozialen Schichten und Berufssparten kommen. Zwei der Klienten leben in einer Trainingswohnung in Otzenhausen. Dort proben sie sozusagen den Alltag. Nach zwei Jahren in dieser Wohnung sollen sie dann den Sprung in ein lose betreutes Leben schaffen. "In der Psychiatrie gibt es naturgemäß nicht so eine Fülle an Erfolgserlebnissen, wie in der Chirurgie", erklärt Zenner. Doch manchmal hat sein Team richtig Grund zur Freude: Zuletzt ist es durch Arbeitsförderungsprozesse gelungen, einem ehemaligen Rechtsanwaltsgehilfen zurück in den Beruf zu begleiten. Solche Erfolge beflügeln die Mitarbeiter, denn es ist nicht immer leicht im psychiatrischen Bereich zu arbeiten. "Im ersten Jahr in der Psychiatrie zeigt es sich, ob man dafür geeignet ist.", erklärt Zenner. "Denn man muss lernen, die Probleme und Geschichten der Klienten nicht mit nach Hause zu nehmen". Das ist auch etwas, das die Schüler aus dem Kranken- und Pflegebereich, die in Nonnweiler ausgebildet werden, lernen müssen. "Die ersten Schüler, die gekommen sind, hatten Angst, weil sie die Psychiatrie nur aus der überzogenen Darstellung aus dem Fernsehen kannten", erzählt der Einrichtungsleiter. "Doch die Schüler tauen recht schnell auf", so Zenner weiter, "Und sind am Ende froh über die Erfahrung, die sie gemacht haben". Denn im Umgang mit seelisch kranken Menschen sind zwei Dinge wichtig: Fingerspitzengefühl und sich Zeit nehmen für jeden einzelnen. evy

Auf einen Blick Das Frühlingsfest des "Übergangs- und Wohnheims für Menschen mit seelischer Behinderung" der Awo in Nonnweiler findet am 17. Mai, zehn Uhr statt. Neben Führungen durch die Einrichtung gibt es auch leckeres Essen und ein Rahmenprogramm mit viel Musik. Alle beteiligten Musikacts treten ohne Gage an, so auch der Shanty Chor der Marinekameradschaft Passat Nunkirchen. evy

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