Nach Hunsrück-Vorbild: Bänke machen mobil

Freisen · Mehr als 40 Mitfahrerbänke sollen in den Gemeinden Freisen und Nonnweiler aufgestellt werden. Die beiden Projektpartner wollen damit jeweils ihre einzelnen Ortsteile untereinander vernetzen. Und im Sinne einer Nachbarschaftshilfe im größeren Kreis Menschen ohne Auto zu mehr Mobilität verhelfen.

Die Idee stammt aus der Verbandsgemeinde Speicher im Hunsrück. Dort sind die Mitfahrerbänke bereits ein voller Erfolg. Jetzt werden sie mehr und mehr auch zum Exportschlager . Nach Tholey, Theley und Türkismühle sollen künftig auch in der Gemeinde Freisen und in der Gemeinde Nonnweiler die Bänke mit Funktion stehen.

Wer hierauf Platz nimmt, der möchte nämlich - im Gegensatz zu den üblichen Sitzgelegenheiten im öffentlichen Raum - nicht verweilen, sondern möglichst rasch zu seinem gewünschten Ziel kommen. Dieses kann auf einem Schilderbaum neben der Bank ausgewählt werden. Jetzt muss nur noch ein Autofahrer anhalten und schon beginnt die gemeinsame Fahrt.

"Mich hat das Konzept überzeugt", sagt Freisens Bürgermeister Karl-Josef Scheer (SPD ). Als Partner hat er sich die Gemeinde Nonnweiler mit ins Boot geholt. Gemeinsam wurde dann ein Antrag auf Förderung bei dem Projekt "Land(auf)schwung" gestellt Anfang November rechnet der Verwaltungschef mit der Entscheidung.

Mehr als 40 Bänke sollen in den beiden Gemeinden positioniert werden. Kostenpunkt: 35 000 Euro. Jeweils vier Bänke sollen in den größten Ortsteilen Freisen und Oberkirchen ihren Platz finden, zwei bis drei sind es jeweils in Grügelborn, Haupersweiler, Schwarzerden, Reitscheid und Eitzweiler. Bis auf Asweiler nehmen alle Dörfer an dem Projekt Mitfahrerbank teil. "Die Standorte sollen von den Ortsvorstehern festgelegt werden", sagt Scheer. In Freisen biete sich das Freisbachcenter, das Ortszentrum mit den Banken oder das Rathaus an. Das Konzept gilt nicht nur innerörtlich. Ältere Menschen in den kleinen Ortschaften ohne eigene Geschäfte sollen so bequem zum nächsten Supermarkt kommen. Es sind jene, die nicht so mobil sind, an die bei den Mitfahrerbänken gedacht wird. "Vielleicht kann die Bank von Reitscheid aus als Wahlziel auch St. Wendel beinhalten", überlegt Scheer. Zurück müsste man dann allerdings auf die öffentlichen Bussen zurückgreifen. Hingegen gibt es innerhalb der Gemeinde Freisen an jedem Ziel ein Pendant, das zum Ausgangspunkt zurückführt.

Autofahrer , die jemanden mitnehmen, sind in Schadensfällen geschützt. "Sie sind über die Ehrenamtsversicherung des Landes versichert", sagt Scheer. Wer bei dem Projekt als Fahrer mitmachen will, der kann das mit einem entsprechenden Aufkleber auf seinem Wagen für alle sichtbar zeigen. "Die beste Werbung wird die Mund-zu-Mund-Propaganda sein", ist sich Scheer sicher. Welche Farbe die Bänke haben werden, steht noch nicht fest, aber auffallen sollen sie. Damit die Autofahrer sie gleich erkennen und anhalten können.

Und wenn das doch mal ein bisschen länger dauert, hat Baldur Thomé von der Gemeinde Nonnweiler noch einen Tipp: "Die Bank ist nicht nur da, um sich draufzusetzen und zu warten, sondern dienen auch als Kommunikationsplatz." 26 Bänke sollen in den acht Nonnweiler Ortsteilen positioniert werden. Im Schnitt sind es drei pro Dorf. "Damit sollen die Ortsteile untereinander vernetzt werden", so Thomé. Ebenso wie in Freisen wünscht sich der Projektpartner mehr Mobilität für ältere Menschen. Aber auch an die Flüchtlinge wurde bei dem Konzept gedacht. "Ich bin optimistisch, dass es genutzt wird", sagt Thomé.

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Hintergrund Der Landkreis St. Wendel gehört zu den 13 Regionen bundesweit, die für das Modellprojekt "Land(auf)Schwung" ausgewählt wurden. Jede Region bekommt vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft in den nächsten drei Jahren insgesamt 1,5 Millionen Euro für die Entwicklung des ländlichen Raumes. red

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