Erdferkel geht in die Luft

Bosen. Über Jahre war Cordula Schank nur ein Erdferkel. So heißen im Fachjargon die Helfer, die Heißluftballons mit dem Auto hinterherfahren und Fluggerät sowie Mitfahrer nach der Landung wieder einsammeln. Ihr Erdferkel-Dasein ließ Cordula Schank am Samstag hinter sich

 Zwischen den vielen Ballons mit Firmennamen ragte der ungewöhnliche Ballon mit Gesicht und Ohren heraus. Foto: Bonenberger & Klos

Zwischen den vielen Ballons mit Firmennamen ragte der ungewöhnliche Ballon mit Gesicht und Ohren heraus. Foto: Bonenberger & Klos

Bosen. Über Jahre war Cordula Schank nur ein Erdferkel. So heißen im Fachjargon die Helfer, die Heißluftballons mit dem Auto hinterherfahren und Fluggerät sowie Mitfahrer nach der Landung wieder einsammeln. Ihr Erdferkel-Dasein ließ Cordula Schank am Samstag hinter sich. Die Ottweilerin gehörte zu den Tausenden, die am vergangenen Wochenende das Treffen der Heißluftballonfahrer am Bostalsee besuchten. Allein den Start von rund 30 Ballons erlebten am frühen Samstagabend rund 2000 Zuschauer auf der Festwiese. Ein Fahrgast war Cordula Schank. "Ich bin eigentlich ein alter Hase", sagte die Ottweilerin. Sie sei bestimmt schon 25 Mal mit einem Ballon gefahren. Ihre letzte Fahrt liege allerdings schon "mindestens sechs Jahre" zurück. So war die Vorfreude groß, als sie mit ihrem Freund Jens Schröpf den Korb bestieg. Zu ihnen gesellte sich Ortwin Seibert. Die Firma Prowin, für die der Heusweiler arbeitet, hat den neuen Ballon von Pilot Walter Peter gesponsert. "60 000 bis 70 000 Euro kostet so ein Heißluftballon", sagte Cordula Schank. Auch wenn es vielleicht so aussah, die Ballonpiloten entschieden nicht alleine, wann es in die Luft ging. Das letzte O.K. gab Startleiter Klaus Morgenstern über ein Funkgerät. Der Organisator überwachte auch die Vorbereitungen vor dem Start. Wie schlaffe Riesen lagen die Ballonhüllen auf der Festwiese, die über Seile mit den umgekippten Körben verbunden waren. Als ob eine Armada Rasenmäher angeworfen worden wäre, knatterten Benzinmotoren über das Gelände. Sie trieben Propeller an, die Leben in die Hüllen hauchten. "Es werden bis zu 60 Prozent kalter Luft in die Ballons geführt", erklärte Startleiter Morgenstern, als im wahrsten Sinne des Wortes die heiße Phase der Start-Vorbereitung begann. Die Piloten ließen mit den Gas-Brennern Heißluft in die Ballonhüllen fauchen. "Damit ein Ballon abheben kann, muss die Temperatur in der Hülle etwa 70 Grad höher sein als die Umgebungstemperatur", sagte Morgenstern. Wenig später gab er dem ersten Ballon die Fahrerlaubnis. Dann ging es Schlag auf Schlag. "Start frei", sprach der Organisator immer wieder in sein Funkgerät, und ein Heißluftballon nach dem anderen hob ab, bis am Himmel viele bunte Tupfer zu sehen waren. Das Abheben der Ballons beobachtete auch Jürgen Wendel aus Blieskastel, der im Vorzelt seines Wohnwagens saß. Wie seine Wohnmobil-Nachbarn hatte er unzählige bunte Windspiele auf der Wiese aufgebaut. Neben einer riesigen Ente wehten an einer Stange Hüllen in Fischform. Wendel gehörte zu den rund 30 Leuten, die ihre wunderschönen Modell-Drachen in die Luft stiegen ließen. Höhepunkte des Ballonfahrer-Treffens waren zudem die Landung von Fallschirmspringern sowie das Ballon-Glühen auf der Festwiese zum 30. Geburtstag des Treffens am Bostalsee. Zum Rhythmus von Musikstücken ließen die Piloten am Abend die Brenner fauchen, deren Flammen die Ballonhüllen erleuchteten. Ein Modellballon von Andreas Schmiauke aus der Nähe von Tübingen hatte es vielen Kindern angetan. Die Hülle hatte Form und Farbe eines Großen Pandas. Und Schmiauke steuerte den Modellballon so, dass die Kinder dem Panda die Hand geben konnten. Zu diesem Zeitpunkt hatten so genannte Erdferkel Cordula Schank und ihren Freund Jens längst wieder eingesammelt und zur Festwiese gebracht. "Super schön" sei die Fahrt gewesen, sagte Schank. Bis zum nächsten Ballon-Trip wolle sie nicht wieder sechs Jahre warten.

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