Ameisenkönig und Frau Holle

St. Wendel. Kann ein alter Ofen Märchen erzählen? Natürlich kann er das. Die Kinder glaubten sofort daran, als sie ihn auf der Bühne stehen sahen. Und erst recht, als Simone Wanzek-Weber von der Märchenquelle ElfenTau ein Türchen nach dem anderen geöffnet hatte und es dahinter viele schöne Figuren zu sehen gab

 Die Jungen und Mädchen lauschen gebannt den spannenden Erzählungen. Fotos: B&K

Die Jungen und Mädchen lauschen gebannt den spannenden Erzählungen. Fotos: B&K

St. Wendel. Kann ein alter Ofen Märchen erzählen? Natürlich kann er das. Die Kinder glaubten sofort daran, als sie ihn auf der Bühne stehen sahen. Und erst recht, als Simone Wanzek-Weber von der Märchenquelle ElfenTau ein Türchen nach dem anderen geöffnet hatte und es dahinter viele schöne Figuren zu sehen gab. Die Erzählerin erfüllte die Filzpuppen bei dem Märchen "Hans in der Drachenhöhle" mit Leben und wob daraus eine spannende Geschichte. Darin ging es um drei verschwundene Königstöchter. Drei Brüder, die das Schloss besuchten, wollten sie suchen. Aber nur einer war mutig, stieg in einen tiefen Brunnenschacht, blieb über drei Drachen siegreich und erlöste die rosarot gekleideten Töchter. Auch dieses Märchen wurde im Mia-Münster-Haus gespielt.Um drei Königstöchter und drei Brüder ging es auch in der Erzählung "Die Bienenkönigin". Nachdem die Jünglinge in einem Schloss köstlich bewirtet worden waren, wurden ihnen nacheinander schier unlösbare Suchaufgaben gestellt, um zu den schlafenden Mädchen im Schloss zu gelangen und aus ihnen die Jüngste und Liebste herauszufinden. Nur der vermeintlich Dümmste von ihnen schaffte es. Der Ameisenkönig half ihm, die unter dem Moos im Wald versteckten 1000 Perlen der Königin zu finden. Eine Ente besorgte ihm vom Grund des Sees den Schlüssel zum Schlafgemach der Töchter und eine brummende Bienenkönigin fand diejenige von ihnen heraus, die vor dem Schlaf Honig geleckt hatte.

Die letzten Vorstellungen

Henny und Günter Keilholz von der Wassertrüdinger Puppenspielerei gaben mit dem Grimm'schen Märchen "Rotkäppchen" in St. Wendel ihre letzten Vorstellungen. Seit 1994 kamen sie regelmäßig zum Märchenfest. Sie werden sich demnächst zur Ruhe setzen. Ihr Theater, mit dem sie seit 43 Jahren jedes Jahr 150 Vorstellungen gaben, werden sie an einen jüngeren Nachfolger weiterreichen. "St. Wendel ist uns in all den Jahren sehr ans Herz gewachsen", gestand Henny Keilholz. Die Kinder und ihre Eltern konnten sich an den beiden Tagen auch die Märchen "Frau Holle", aufgeführt mit Marionettenfiguren, und "Aladin und die Wunderlampe" als Stabfigurenspiel ansehen.

 Rotkäppchen und der Wolf als Marionettentheater.

Rotkäppchen und der Wolf als Marionettentheater.

Von Dieben, Halunken und Habenichtsen handelten die Märchen, die Simone Wanzek-Weber, Andrea Heizmann und Ute Weidinger am Abend vor 80 meist erwachsenen Zuhörern erzählten. Aus Indien kam die Geschichte "Die drei Laster", aus Norwegen "Das Amethystenfeld", aus Ungarn die Erzählung "Vom Mönch, der sich in einen Esel verwandelt" und aus Deutschland "Der Meisterdieb". Die Erzählerin Ute Weidinger aus Nürnberg war erstmals beim St. Wendeler Märchenfest. Mit den Märchen "Der Bärenhauter" und "Die Nacht vor der Verhandlung" vermochte sie, wie ihre beiden Kolleginnen, das Publikum zu fesseln. Am Ende schenkte sie ihren Zuhörern noch eine Zugabe in fränkischer Mundart. "St. Wendel hat ein tolles Publikum", resümierte sie. "Es ist ganz dabei, und man merkt, dass es im Märchenhören sehr geübt ist." Das waren übrigens auch die Kinder. Als ihnen die Erzählerinnen Textpassagen aus bekannten Märchen vorlasen, nannten sie spontan die Titel. gtr

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