Stürmische Zeiten bei der Wehr

St. Ingbert. Sturm Xynthia hat die St. Ingberter Freiwillige Feuerwehr Ende Februar schon mal eingestimmt: Die Lebensretter erleben ein wahrlich stürmisches Jahr. Die Einsatzzahl des Vorjahres - die Statistik weist genau 157 aus - hatten sie bereits im Mai erreicht. Da liefen gerade im Stadtgebiet die Keller voll nach einem Unwetter

St. Ingbert. Sturm Xynthia hat die St. Ingberter Freiwillige Feuerwehr Ende Februar schon mal eingestimmt: Die Lebensretter erleben ein wahrlich stürmisches Jahr. Die Einsatzzahl des Vorjahres - die Statistik weist genau 157 aus - hatten sie bereits im Mai erreicht. Da liefen gerade im Stadtgebiet die Keller voll nach einem Unwetter. Und auch im Juli war es ein Sturm, der die Einsatzkräfte nach Mitternacht aus den Betten holte. Bereits 213 Mal rückte die Wehr in diesem Jahr bislang aus, 94 Fahrten gingen alleine auf das Konto von Unwettern. Eine Menge Stress für die Menschen, die einen guten Teil Freizeit zum Wohl der Allgemeinheit opfern. Treffen wissenschaftliche Prognosen zum Klimawandel auch nur halbwegs ein, dürften solche Stressphasen in Zukunft vermehrt anstehen. Wenig rosige Aussichten also? St. Ingberts Feuerwehrchef Timo Meyer will nicht schwarzmalen, sieht seine Leute aber auch zuweilen am Limit ihrer Möglichkeiten: "Jeder Einsatz ist eine Belastung. Unwetter wie in den vergangenen Monaten sind besonders körperlich eine Herausforderung." Familie, Arbeitsplatz, eigene Hobbys müssten bei hoher Einsatzdichte mit dem ehrenamtlichen Job in Einklang gebracht werden. Die Wehr der Mittelstadt bestehe zu 100 Prozent aus Ehrenamtlern, nur der Gerätewart bilde eine Ausnahme. Auf eine wachsende Zahl an Stürmen und plötzlichen Wassermassen sei die Organisation bereits eingestellt. Meyer: "Bei Großschadensereignissen haben wir das Technische Hilfswerk mittlerweile immer dabei." Das THW sei mit seinem schweren Gerät wie etwa Stromaggregaten, besonders großen Motorsägen und Seilzügen für manche Schadenssituationen besser ausgerüstet. Und gemeinsam ließen sich auch mehr Helfer in kürzester Zeit zusammenbringen. Diese verstärkte Zusammenarbeit habe sich in diesem Jahr bewährt. Die Zahl der aktiven Wehrmitglieder war in den vergangenen Jahren recht konstant. 86 aktive Mitglieder zählt der Löschbezirk Mitte. Die gesamte St. Ingberter Wehr, also alle fünf Löschbezirke, besteht aus 243 Menschen. Allerdings sinkt gerade die Zahl derer, die über Tag für einen Einsatz erreichbar sind. Meyer: "In Rohrbach zum Beispiel haben wir einige Aktive, die unter der Woche in den Tagesstunden nicht mehr erreichbar sind." Grund dafür sind Arbeitsplätze außerhalb der Stadt oder ein Studium. Auch darauf hat die Wehr reagiert. Heute rücken bei einem Alarm je nach Ereignis gleich zwei, drei oder auch alle Löschbezirke aus. Denn es müsse immer gewährleistet sein, je nach Ereignis eine bestimmte Zahl an Kräften mit der jeweils notwendigen Ausbildung vor Ort zu haben.Neben den Einsätzen kommt ein Feuerwehrmann durchschnittlich auf 120 bis 140 Ausbildungs- und Lehrgangsstunden. Dazu kommen Brandwachen. Jugendbetreuer, Führungs- und Ausbildungskräfte haben noch ein zusätzliches Stundenbudget. "Es ist nicht einfach, die Motivation hochzuhalten", sagt Meyer. Auf die kommenden 20 Jahre betrachtet kann er sich einen Umbruch in der Arbeit vorstellen. Denkbar sei, dass zumindest in den Tagesstunden Hauptamtliche die Einsatzfähigkeit gewährleisten müssen, wenn mancher Ehrenamtler sich den Stress und die stürmischen Stunden nicht mehr antun wolle.

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