Stürmische Christina erobert das Festzelt Von Berlin nach Wolfersweiler

Wolfersweiler. Christina Stürmer hüpft und springt von einer Ecke der Bühne zur anderen. Die Eröffnungsnummer heißt zwar "Zeitlupe", doch zum Warmmachen tritt die Band aufs Gaspedal. Der Dauerbrenner "Lebe lauter" beantwortet die Frage: "Kommt ein Rock-Pop-Konzert dieser Güteklasse in einem Festzelt an?" mit einem "Ja!"

 Begeisterte Fans in der ersten Reihe. Foto: B & K

Begeisterte Fans in der ersten Reihe. Foto: B & K

Wolfersweiler. Christina Stürmer hüpft und springt von einer Ecke der Bühne zur anderen. Die Eröffnungsnummer heißt zwar "Zeitlupe", doch zum Warmmachen tritt die Band aufs Gaspedal. Der Dauerbrenner "Lebe lauter" beantwortet die Frage: "Kommt ein Rock-Pop-Konzert dieser Güteklasse in einem Festzelt an?" mit einem "Ja!". Die Akustik ist bestens, der Sound klar, die Light-Show stimmt und das Publikum ist bis in die hinteren Reihen in Bewegung. Um ihre Sicht zum Bühnenspektakel zu erhöhen, erklimmen viele Fans die fußhohen Holzbänke. Über dem Graben der Fotografen zettelt die 29-Jährige eine La-Ola-Welle an, und schickt mit "Fieber" Österreichs offizielle Hymne zur Fußball-Europameisterschaft 2008 hinterher."Sie ist ganz natürlich, sie ist eine von uns", beschreibt Sarah Räsch die Popsängerin, die die Nähe zum Publikum liebt. Die Stimmung dicht vor der Bühne sei einfach super. Auf den Titelsong des gleichnamigen Albums "In dieser Stadt" hat Christina Stürmer an diesem Abend verzichtet, dafür lobt sie ein Dorf. "Ich muss gestehen, in Wolfersweiler ist es sehr, sehr schön. Wir hatten einen herrlichen Tag hier." Davon kann die Band "Nie genug" kriegen. Stilistisch bewegt sich ihre Musik zwischen Mainstream-Pop und Deutschrockund läuft nie Gefahr zu rockig zu werden. Im Vordergrund dominiert deutlich die Stimme von Christina Stürmer, während die Band wenig Freiraum hat, um sich einmal solistisch auszuleben. Macht jedoch nix, denn das Programm ist rund und wohl dosiert. Um zwischendrin einmal durchpusten zu können, sind in der Setlist geschickt zwei Blöcke mit ruhigeren, langsameren Liedern eingebaut.

Parallel zur temperamentvollen Bühnenpräsenz besitzt Frau Stürmer eine Schwäche für die authentische Darbietung tiefgründiger Balladen. In "Ohne dich" verrät sie ihr Rezept gegen Trennungsschmerz, zu "Im Kreis" bedienen sich Oliver Varga und Matthias Simoner ihrer Akustikgitarren. Und bei dem gefühlsintensiven "Scherbenmeer" singen viele weibliche Fans die Zeilen "der Versuch dich zu hassen, hat bestens funktioniert". Gute Laune pur versprüht dagegen der Sonnensong "An Sommertagen", bei dem Roland Kirchbauer mit der Posaune als Gastmusiker erscheint.

Selbstverständlich hat die Band nicht vergessen, dass der Laurentiusmarkt seinen 40. Geburtstag feiert. "Wir haben euch Geschenke mitgebracht", vermeldet die Frontfrau. Mit einer Schleuder schießen sie T-Shirts fast bis in den eingezäunten Biergarten des Zeltes ab. Der Titel "Ich lebe", und "Nichts von dem" beschließen den offiziellen Teil. Dass die Fans ohne Zugabenrunde in die dunkle Nacht entlassen werden, daran glaubt niemand. Richtig. Denn dafür ist Christina Stürmer viel zu nett. Und alle wissen ganz genau mit welchem Lied sie ihr Konzert deckelt: "Engel fliegen einsam", "Das ist mein Lieblingslied", jubelt Yvonne Scherer-Adams aus Neunkirchen/Nahe. Ihre Freundin Carmelina Klein lobt die kommunikative Art des Megastars. "Alles war toll. Sie hat ständig mit den Leuten gesprochen."

Auch Rüdiger Eifler, der Vorsitzende der Vereinsgemeinschaft Laurentiuskirmes, freut sich über 1200 Besucher und eine gelungene Geburtstagsparty, wozu die Vorgruppe Elliot einen nicht unerheblichen Beitrag geleistet hat.Spielen Sie gerne Fußball, wenn Sie auf Tour sind?

Christina Stürmer: Wenn man mit Jungs unterwegs ist, ist das wohl zwangsläufig so. Meine Jungs fragen überall, wo denn der nächste Sportplatz ist. Hier in Wolfersweiler und dann noch mit Kunstrasen, ist das für sie optimal. Ich bin weniger so der Fußballer, ich bin mehr der Fan.

Wie kam der Kontakt mit dem örtlichen Veranstalter zustande?

Stürmer: Beim Management ging eine Anfrage ein. Im Saarland sind wir ja oft unterwegs, also stand dem Auftritt nix im Wege. Fraglich ist eigentlich immer nur, ob es mit der Technik klappt.

In Wolfersweiler treten Sie in einem Festzelt auf. Ist das ein großer Unterschied zu anderen Festivals oder Hallen?

Stürmer: Nein. Das hat alles seinen Reiz. Bei Hallenkonzerten ist das Großartige daran, da ist das Wetter einfach egal. Bei Open-Air-Festivals denke ich, ist es etwas Besonderes, dort am Abend aufzutreten. Ich denke, einfach die Abwechslung macht es aus. Gestern haben wir vor 13 000 Leuten in der Wuhlheide in Berlin gespielt, heute sind wir in Wolfersweiler - das passt doch.

Im Moment spielen Sie nur Single-Shows. Wie ist die "Nah-dran-Tour" angekommen?

Stürmer: Ja, es war okay. Es waren 40 Konzerte. Mit allem drum und dran kommen wir pro Jahr auf 100 Shows. Da ist dann auch mal ein spezielles Konzert vor 20 Leuten in einem gemütlichen Wohnzimmer dabei.

Wie sehen die Zukunftspläne von Christina Stürmer mit Band aus? Steht ein neues Album an?

Stürmer: Im September ist erstmal Pause angesagt. Luftschnappen. Neue Songs schreiben und ins Studio gehen das ist ein Prozess, der dauert. Wie gesagt, zuerst kommt mal eine Pause.

Viele Bands wandeln sich im Laufe der Zeit und nehmen neue Trends auf. Werdet ihr in Zukunft eurem Stil treu bleiben, oder können Sie sich vorstellen, dass sich der Sound der Band verändert?

Stürmer: Rock, Pop, Balladen - wir machen ja von allem was. Und alles, was in unserem Leben rund um passiert fließt in die Arbeit mit ein. Ich kann mir nicht vorstellen dass ich einmal Sakral-Punk mache, oder morgen nur noch englische Texte singe.

Zur Person

 Christina Stürmer ganz entspannt vor dem Konzert in Wolfersweiler. Foto: Faber

Christina Stürmer ganz entspannt vor dem Konzert in Wolfersweiler. Foto: Faber

Christina Stürmer (29): Seit einer Castingshow im Jahre 2003 zählt sie zu den populärsten Sängerinnen in Österreich. Bislang hat sie 1,5 Millionen Tonträger verkauft. Auszeichnungen in Deutschland: Echo: Künstlerin des Jahres 2006 in der Kategorie Rock/Pop national. Goldene Stimmgabel: Beste Deutsch-Pop-Sängerin 2006. Bravo-Otto: Bronze in der Kategorie Sängerin 2005. Diva-Award: New Talent of the Year 2006. Hörerpreis 2005 beim Radio-Regenbogen-Award. frf

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