Neues Testverfahren Studie zur Darmkrebs-Vorsorge läuft im Saarland an

Saarbrücken · Ärzte und Wissenschaftler erproben ein neues Testverfahren. Es könnte zeigen, ob bei einem Patienten eine Darmspiegelung überhaupt notwendig ist.

 In Hamburg wurde ein begehbares Darmmodell für Besucher ausgestellt. Es zeigt die Entwicklung vom "unauffalligen" Polypen bis zum Darmkrebs.

In Hamburg wurde ein begehbares Darmmodell für Besucher ausgestellt. Es zeigt die Entwicklung vom "unauffalligen" Polypen bis zum Darmkrebs.

Foto: picture alliance / dpa/Christian Charisius

Das Saarland wird zur Testregion für ein Verfahren zur Darmkrebs-Früherkennung. Getestet werden dabei neue biomonekulare Methoden, die in Blut- und Stuhlproben Hinweise auf den Darmkrebs oder seine Vorstufen geben können, wie Professor Hermann Brenner vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg gestern bei einer Pressekonferenz im saarländischen Gesundheitsministerium erklärte.

Solche Vortests werden auch heute schon durchgeführt. Die neuen sollen jedoch um das Doppelte genauer sein. Zudem entfalle eine bei dem alten Testverfahren noch notwendige Diät vor der Probe, sagte Brenner. Ein Ersatz für eine Darmspiegelung seien die Tests allerdings nicht. Sie können aber den Hinweis darauf geben, ob eine Darmspiegelung überhaupt notwendig wird. Denn eine Darmspiegelung gelte als unangenehm, halte daher viele Menschen von einer Vorsorgeuntersuchung, die letztlich Leben retten kann, ab.

„Die Inanspruchnahme der Vorsorgeuntersuchung ist nicht so gut, wie sie sein könnte“, sagte Brenner. Etwa 20 bis 30 Prozent der Bevölkerung nutzten das Angebot, das es seit 2002 gibt. Dabei wird mit 50 Jahren ebenfalls eine Stuhlprobe untersucht, mit 55 Jahren ist die Darmspiegelung dann das Mittel der Wahl, um die Sicherheit der eigenen Gesundheit zu gewährleisten.

Darmkrebs sei sehr gut heilbar, wenn Arzt und Patient rechtzeitig aufmerksam werden. Die Fallzahlen der Neuerkrankung stiegen allerdings, mit wenigen Ausnahmen,  weltweit. „Etwa jeder zehnte Mensch muss im Laufe seines Lebens damit rechnen, an Darmkrebs zu erkranken“, sagte Brenner. Die steigenden Zahlen führt er unter anderem auf die immer älter werdende Bevölkerung zurück. Zwar könne die Krankheit in jedem Lebensabschnitt auftreten, doch die Wahrscheinlichkeit steige mit dem Alter. Zu den Risikogruppen zählten allerdings auch Menschen mit Übergewicht, übermäßigem Alkoholkonsum, Diabetes sowie Raucher. Männer sind häufiger betroffen, gelten jedoch als Vorsorgemuffel.

Im Saarland treffe es pro Tag im Schnitt etwa zwei bis drei Menschen, rechnete die saarländische Gesundheitsministerin Monika Bachmann (CDU) anhand der Fallzahlen aus dem Jahr 2014 vor. 916 Neuerkrankungen wurden damals registriert.

Federführend bei der sogenannten Dahlie-Studie ist das Nationale Krebsinstitut in den USA, das auch den Hauptanteil der Kosten trage, so Brenner. Partner sind Kanada und Deutschland. In der Bundesrepublik werden laut Gesundheitsministerium 5000 Testpersonen gesucht, die einen Fragebogen ausfüllen, eine Blutprobe sowie eine Probe des Stuhlgangs zur Verfügung stellen. Danach folgt eine Darmspiegelung, um die Ergebnisse aus den Labortests zu vergleichen. Neben dem Wissen um die eigene Gesundheit soll eine kleine Aufwandsentschädigung von 25 Euro zum Mitmachen motivieren.

 Dr. Thomas Stolz ist einer der  Ärzte, die im Saarland die  Studie  begleiten.

Dr. Thomas Stolz ist einer der Ärzte, die im Saarland die Studie begleiten.

Foto: Thomas Stolz

Dr. Thomas Stolz aus Völklingen ist bereits mit seiner Praxis an der Studie beteiligt: „Wir haben bei einer frühzeitigen Untersuchung die Chance, dass der Darmkrebs erst gar nicht entstehen kann“, erklärte er gestern. Das Gesundheitsministerium kündigte an, weitere Ärzte im Saarland für das Projekt gewinnen zu wollen. Diese werden in den kommenden Tagen angeschrieben. Die Studie soll drei Jahre andauern.

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