"Strukturwandel hat auch seine Chancen"

Großrosseln. Was stimmt Peter Duchene (CDU) zufrieden bei der Rückschau auf seine achtjährige Amtszeit als Großrosseler Bürgermeister, die jetzt zu Ende geht, was weniger? Was Und welche Pläne hat der 63-Jährige für seine Nach-Amts-Zeit? "Der Termindruck ist dann weg, und der öffentliche Druck ist weg", charakterisiert Duchene den vor ihm liegenden neuen Lebensabschnitt

Großrosseln. Was stimmt Peter Duchene (CDU) zufrieden bei der Rückschau auf seine achtjährige Amtszeit als Großrosseler Bürgermeister, die jetzt zu Ende geht, was weniger? Was Und welche Pläne hat der 63-Jährige für seine Nach-Amts-Zeit? "Der Termindruck ist dann weg, und der öffentliche Druck ist weg", charakterisiert Duchene den vor ihm liegenden neuen Lebensabschnitt. Er freue sich auf mehr Zeit fürs Private, für die Familie, sagt er. Fürchtet er Langeweile? "Nein, auf keinen Fall": Am eigenen Haus sei allerhand zu tun, zudem sei Enkelkind Nummer Zwei unterwegs. Und er werde sich wohl ehrenamtlich engagieren im Weißen Ring, der Kriminalitätsopfer unterstützt - und dem im Saarland sein Großrosseler Parteifreund Gerhard Müllenbach vorsteht.Rückblick? Am wichtigsten findet er "den Umgang mit allen Menschen" - Bürger, Verwaltung, Parteien. "Neue Leute kennenlernen", das zählt, denn "alleine kriegt man gar nix hin, man braucht viele Mitstreiter". Und man brauche viele Ideen, auch von anderen - ganz egal, welcher Partei oder Richtung diese anderen angehören.

Für Duchenes Amtszeit waren in der Tat Ideen gefragt, hatte Großrosseln da doch handfeste Strukturwandel-Probleme zu bewältigen: 2005 stellte das Bergwerk Warndt, dominierender Industriebetrieb und Arbeitgeber in der Gemeinde, seine Kohleförderung ein. Naja, sagt Duchene, "Strukturwandel hat ja auch seine Chancen." Trotzdem ist ihm der Tag im Gedächtnis geblieben, an dem die Schließungs-Entscheidung fiel. Er selbst war gerade auf einem Lehrgang zum Standesbeamten; dort erreichte ihn die Nachricht, RAG-Chef Bernd Tönjes rief an. Danach kam die Regionale Strukturkonferenz, in Bürgerwerkstätten entstanden Ideen für die Neunutzung des Grubengeländes. Doch all das, sagt Duchene, sei nur "der Anfang des Strukturwandels". Denn "das ist ein Prozess, der zwei Generationen dauert". Dabei müsse die Umstrukturierung "in den Köpfen" ankommen; statt Industrie werde nun Dienstleistung wichtig. Das Nordsaarland habe das in Sachen Tourismus vorgemacht, "aber es hat eben zwei Generationen gedauert". Ist Tourismus auch im Warndt wichtig? "Er ist ein Mosaikstein, aber wir werden auch Arbeitsplätze brauchen", etwa im Bereich der erneuerbaren Energien. Dennoch werde Großrosseln sich wohl zur Pendler-Kommune entwickeln; derzeit, die Zahl hat er im Kopf, gebe es in der Gemeinde rund 850 sozialversicherungspflichtige Vollzeit-Jobs.

Was ist gut gelaufen in seiner Amtszeit, was nicht? Duchene fängt mit dem Negativen an: "Nicht gut gelaufen ist die Schuldiskussion" - 2005 musste Großrosseln eine der drei lokalen Grundschulen schließen, und die Auswahl weckte heftigen, giftigen Streit. Nicht gut gelaufen sei auch die Entwicklung in Naßweiler, "mit den Franzosen": Die Regulierung der Bergschäden im Ort ist noch immer ungeklärt. Nicht gut gelaufen ist aus Duchenes Sicht auch die Kommunalwahl 2009: "Keine Mehrheiten mehr im Rat", sagt er mit einem Seufzer.

Aber "gut gelaufen ist die Halle": 2007 wurde die neu erbaute Rosseltalhalle eingeweiht. Noch besser findet Duchene, wie schnell neues Leben, neues Gewerbe auf die Tagesanlage des ehemaligen Bergwerks kam - das sei Rekord, bundesweit; wobei dazu sehr viele Partner beigetragen hätten. Zufrieden stimmt ihn auch, "dass wir mit der Neugestaltung der Großrosseler Ortsmitte anfangen konnten". Hat er dabei nicht auch Glück gehabt - mit einem Investor aus dem Ort? Gewiss, sagt er. Aber: "Glück, das ist nur ein Sammelbegriff für Fleiß, Ausdauer, Arbeit, Umgang mit Menschen, Beharrlichkeit - Glück hat man nur, wenn man hingeht", zu Gesprächspartnern im politischen wie im vorpolitischen Raum, man müsse "schon mal lästig werden". Und er ist hingegangen, ist lästig geworden? "Aber ja, das können Sie glauben!" "Glück hat man nur, wenn man hingeht."

Peter Duchene

Zur Person

Peter Duchene wurde 1948 in Ludweiler geboren und ist dort aufgewachsen. Sein letztes Schuljahr verbrachte er in Karlsbrunn, wo seine Eltern eine Tankstelle führten. Er verpflichtete sich für zwölf Jahre zur Bundeswehr, absolvierte dort den mittleren Schulabschluss und eine Fahrlehrer-Ausbildung. Danach - er hatte 1970 seine Ehefrau Inge geheiratet - ließ er sich in Karlsbrunn nieder, engagierte sich dort in Vereinen und in der CDU. Gut 20 Jahre arbeitete er im Bereich Umwelt- und Arbeitsschutz, zuerst in der Gewerbeaufsicht, später im Sozialministerium. Von 1994 bis 2003 war er Karlsbrunner Ortsvorsteher. 2003 wurde er zum Großrosseler Bürgermeister gewählt. Peter Duchene und seine Frau haben drei Kinder und ein Enkelkind. dd

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