Strom und Wärme aus Erdgas und Methan

Saarbrücken. Bedeutungsschwer senkten sich drei Hände auf einen großen roten Knopf, die rechte von Oberbürgermeisterin Charlotte Britz und die jeweils linken von Dieter Attig und Peter Edlinger, beide Geschäftsführer der Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft Saarbrücken (VVS). Und dann klickten die Fotoapparate der Journalisten munter drauflos, als hätte der Knopf sie ausgelöst

 Dieter Attig (links), Charlotte Britz und Peter Edlinger bei der "offiziellen Inbetriebnahme". Foto: Manuela Meyer

Dieter Attig (links), Charlotte Britz und Peter Edlinger bei der "offiziellen Inbetriebnahme". Foto: Manuela Meyer

Saarbrücken. Bedeutungsschwer senkten sich drei Hände auf einen großen roten Knopf, die rechte von Oberbürgermeisterin Charlotte Britz und die jeweils linken von Dieter Attig und Peter Edlinger, beide Geschäftsführer der Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft Saarbrücken (VVS). Und dann klickten die Fotoapparate der Journalisten munter drauflos, als hätte der Knopf sie ausgelöst. Aber in Wirklichkeit stand dieser Knopf mit rein gar nichts in Verbindung - auch nicht mit den drei nagelneuen Blockheizkraftwerken (BHKW), vor denen er aufgebaut war.Die BHKWs stehen auf dem Gelände des Busdepots - an der Seite zur Autobahn. Und eigentlich ging's vor allem um sie. Denn die VVS hatte zur "offiziellen Inbetriebnahme" eingeladen. Die drei Kraftwerke haben zusammen knapp zehn Millionen Euro gekostet, und sie sollen drei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Erstens werden sie mit Erdgas befeuert und können deshalb auch einen Teil des Methan-Gases verwerten, das aus dem Boden unter Alt-Saarbrücken aufsteigt. Zweitens erzeugen sie Strom und Fernwärme.

Den Strom speist die VVS ins deutsche Netz und verkauft ihn an der Leipziger Strombörse. Die Fernwärme fließt direkt in die Alt-Saarbrücker Fernwärmeleitungen - und wird von Energie SaarLorLux (ESLL) verkauft.

Das Methan, das in den drei BHKWs verbrannt wird, stammt aus dem oberen Teil von Alt-Saarbrücken. Dort hat die Stadt - nach der Methan-Explosion im Haus Malstatter Straße 2 vom ersten Weihnachtstag 2006 - für rund 3,5 Millionen Euro ein Methan-Absaugsystem installiert. Aus diesem System wird das Methan jetzt zum ausgedienten kleinen Methan-Kraftwerk im Deutsch-Französischen Garten gepumpt und von dort zu den drei neuen BHKWs am Busdepot.

Das Methan, das im unteren Alt-Saarbrücken aus dem Boden drängt - also beispielsweise an der Ecke Malstatter- und Gersweilerstraße, wo auch die Explosion war - kommt nicht in die neuen BHKWs. Es wird weiterhin von der kleinen Absauganlage auf der Seite des Busdepots zur Gersweilerstraße in die Luft gepumpt.

Aus dem oberen Alt-Saarbrücken strömt derzeit so viel Methan, dass eines der drei neuen BHKWs rund um die Uhr damit läuft. Sollte das Methan irgendwann weniger werden, kann die VVS dasselbe Erdgas hinzumischen, das sie auch in den beiden anderen BHKW verbrennt - und das sie aus dem deutschen Erdgasnetz bezieht.

Methan und Erdgas sind nämlich prinzipiell gleich: Erdgas besteht zu 94 Prozent aus Methan und zu sechs Prozent aus Stickstoff - Methan, wie das im Boden unter Alt-Saarbrücken, enthält dagegen sogar 50 Prozent Stickstoff. Methan ist für Pflanzen giftig. Wenn Methan in die Atmosphäre gelangt, erhöht es den Treibhauseffekt rund 20-mal stärker als Kohlendioxid.

Also gelten die drei neuen Saarbrücker BHKWs als besonders umweltfreundlich. Denn erstens verhindern sie, dass Methan in die Luft gepumpt werden muss, und zweitens verwandeln sie rund 88 Prozent der Energie, die im Gas steckt, in Strom und Fernwärme. Andere Kraftwerke nutzen im günstigsten Fall gerade mal 58 Prozent der Energie im Gas.

Bis 2014 will die VVS noch vier weitere BHKWs bauen - und mit Erdgas befeuern. Dann, so hofft die VVS, wird sie mit ihren kleinen BHKWs und dem Heizkraftwerk Römerbrücke genauso viel Strom erzeugen, wie Saarbrücken verbraucht. Das Kraftwerk Römerbrücke gehört seit dem 23. Dezember 2010 komplett der ESLL, und an der ist die VVS zu 49 Prozent beteiligt. Außerdem will die VVS mit ihren BHKWs 2014 rund ein Drittel des Saarbrücker Fernwärme-Bedarfs decken. Vertrieben wird die Fernwärme dann von ESLL.

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