"Streuobst erhält das natürliche Landschaftsbild"

Heimlich, still und leise kommt er von hinten angeschlichen. Doch leider hat Brunello das Rascheln des Grases unterschätzt und ist erkannt worden. "Der hat es ganz schön hinter den Ohren", lacht Josef Jacoby

Heimlich, still und leise kommt er von hinten angeschlichen. Doch leider hat Brunello das Rascheln des Grases unterschätzt und ist erkannt worden. "Der hat es ganz schön hinter den Ohren", lacht Josef Jacoby. Der schwarze Schafbock ist eines von 12 Tieren, die zwischen den Obstbäumen auf den Streuobstwiesen des Biolandwirts aus Tünsdorf herumstreifen, die Blätter von den herabhängenden Zweigen zupfen und genüsslich zwischen ihren Zähnen zermalmen.

Der Betrieb steht auf mehreren Beinen: extensiver (naturnaher) und intensiverer Obstanbau mit Äpfeln, Mirabellen, Zwetschen, Kirschen und Birnen. Aber auch eine Brennerei und die Obstbaum-Zucht sind Teil des Geschäfts. "Durch die Baumschule haben wir Kontakt bis nach Elmshorn in Norddeutschland", erzählt Josef Jacoby. "Von den insgesamt etwa 20 Hektar bewirtschafteter Fläche nimmt die Baumschule etwa drei Hektar ein, pro Jahr wachsen dort 50 000 Bäume", erläutert der 49-Jährige. Auf die restliche Anbaufläche des Biobetriebes verteilen sich der extensive Obstbau auf Streuobstwiesen mit zehn Hektar und der intensivere mit sieben Hektar.

Der Unterschied zwischen extensiver und intensiver Landwirtschaft bedeutet, dass entweder 250 bis 300 Obstbäume auf einem Hektar stehen oder bis zu 1000 Bäume, erläutert Jacoby. In dem Bereich, wo die Schafe weiden können, halten sie das Gras schön kurz. Das hat auch den Vorteil, dass die Äpfel besser zu sehen sind, wenn sie reif auch mal auf den Boden fallen, anstatt im Pflückeimer oder der Kiste zu landen. "Gepflückt wird auf dem Hof von Hand, aber auch mit Hilfe von Maschinen, die entweder die Früchte von den Bäumen schütteln oder sie vom Boden auflesen", erläutert der aus Perl stammende Jacoby.

Im extensiven Anbau stehen die Bäume nicht in Reih und Glied wie in der Plantage nebenan: Mirabelle steht dort neben Apfel. Diese - mitunter alten - Mischanpflanzungen sind durch ihre Vielfalt auch weniger anfällig für Schädlinge, als wenn die Bäume in Monokulturen stünden.

"Hier im Saarland gibt es zwar noch intensivere Betriebe, Sie werden dort aber immer auch einen extensiven Bereich finden." Das liege an der topografischen Beschaffenheit des Saarlandes: "Sie haben häufig die Bewirtschaftung in Hanglage und auch alte Baumbestände, die es zu erhalten lohnt. Das werden Sie so im Alten Land nicht finden, oder?" sagt Josef Jacoby mit einem Augenzwinkern auf die Herkunft des Autors bezogen.

Gerade die Streuobstwiesen in der hügeligen Landschaft prägen das ursprüngliche, natürliche Bild des Saarlandes, ist Jacoby überzeugt. "Ich freue mich, dass ich draußen in der Natur arbeiten kann, besonders, wenn das Wetter so prächtig ist wie heute." Da mache die Ernte gleich noch viel mehr Freude. Bereits von den Bäumen haben seine momentan sieben Mitarbeiter auf dem Hof die Mirabellen und Zwetschen sowie einige frühe Apfelsorten.

"Bei den Mirabellen war es in diesem Jahr nicht so üppig, etwa 30 Prozent weniger als im letzten Jahr", bedauert Jacoby, wieder in seinem Büro sitzend. Viele Früchte seien durch den Regen aufgeplatzt, da war der Großteil nur zum Brennen verwendbar. Im Moment laufe aber der Zwetschenverkauf - ob direkt ab Hof oder an Händler oder auch regionale Bäckereien - gut: "Wir sind wesentlich auf Wiederverkäufer aus. Alles andere lohnt sich nicht, wir gehen beispielsweise auch nicht auf Märkte", erläutert Jacoby seine Vertriebsstruktur.

"Ich freue mich, dass ich draußen in der Natur arbeiten kann, besonders, wenn das Wetter so prächtig ist wie heute."

Josef Jacoby

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