Streit um Natura-2000-Gebiet im Nordwest-Saarland Dicke Luft im Rastgebiet der Mornellregenpfeifers

Mettlach · Das Umweltministerium streitet mit Bauern und Landbesitzern um das Vogelschutzgebiet Renglischberg. Nabu bestätigt Vogelnachweis.

Dicke Luft herrscht weiterhin rund um die Natura-2000-Zone am Renglischberg im äußersten Nordwesten des Saarlandes. Beim so genannten Nutzergespräch, einem Angebot des Umweltministeriums, das jetzt im Bürgerhaus in Mettlach-Faha stattfand, prallten die unterschiedlichen Auffassungen ein weiteres Mal aufeinander. Nicht so heftig wie beim Treffen im November, als die Emotionen so hochkochten, dass kein Ergebnis erreicht werden konnte. Dieses Mal hatte das Umweltministerium einen Moderator engagiert, Mettlachs Bürgermeister Daniel Kiefer (SPD).

Über die Ausweisung des Gebiets als Natura-2000-Zone an sich sollte nicht mehr diskutiert werden, nur über den Management-Plan, der den Bauern einen Ausgleich schaffen soll für die durch den Vogelschutz entstehenden Nachteile.

Zunächst stellte der Landschaftsökologe Bernd Trockur diesen Plan für den Renglischberg vor. Er erklärte den Hintergrund des Ganzen: Auf dem Gebiet zögen mehrere Vogelarten durch, darunter der besonders geschützte Mornellregenpfeifer. Dieser brüte im hohen Norden und überwintere in Nordafrika. Auf dem Weg von Nord nach Süd mache der Vogel nur an Orten Halt, die seinem Brutgebiet ähneln – und eben das sei am Renglischberg der Fall.

Eine Ausgleichszahlung von 250 Euro pro Hektar würde jenen Landwirten gewährt, die aufgrund der Naturschutzbestimmungen (vor allem, dass die Felder am 15. August abgeerntet sein müssen) eine Ertragsminderung erleiden würden. „Wir sind der Meinung, dass das ausreichend ist“, meinte Trockur. Allerdings könne ab 2021 keine Garantie mehr für die Ausgleichszahlungen gegeben werden. Die Zahlungen seien an die EU-Förderperiode gekoppelt.

Das sorgte für den größten Unmut unter den etwa 30 anwesenden Bauern und Besitzern der Äcker am Renglischberg. Ein Eigentümer forderte mehrmals unter Applaus der Betroffenen, dass die Ausgleichszahlungen doch zwingend an die Laufzeit der Ausweisung als Natura-2000-Fläche gekoppelt sein müssten. Mit dem Umstand, dass keine Garantie gegeben werden kann, zeigten sich die Vertreter des Ministeriums selbst unzufrieden. Helga May-Didion, Abteilungsleiterin für Natur- und Tierschutz im Umweltministerium, erklärte dazu, man würde die Ausgleichszahlungen in der Förderperiode ab 2021 wieder beantragen.

Obwohl darüber nicht mehr diskutiert werden sollte, kam die Frage wieder auf, inwieweit der Mornellregenpfeifer auf dem Renglischberg nachgewiesen sei. Die Bürgerinitiative Interessengemeinschaft Renglischberg, angeführt von Günter Weber und Bernhard Schmitt, verwies auf das Internetportal ornitho.de, auf dem kein Vorkommen des Vogels im besagten Gebiet verzeichnet sei. Der Ornithologe Christoph Braunberger betonte, er könne 20 Personen benennen, die das Vorkommen bezeugen würden. Zudem erklärte der Nabu Saarland, die Meldungen des Mornellregenpfeifers seien im nichtöffentlichen Teil der Internetseite erfasst. Bauer Weber erklärte, ihm lägen Gutachten vor, dass der Vogel wegen der bei Kirf aufgestellten Windräder seine alte Route über den Renglischberg nicht mehr fliege. Weber betonte, die IG Renglischberg sei „absolut unzufrieden“ mit den Vorgaben des Umweltministeriums. Immerhin: Die Umweltverbände Nabu und BUND seien bereit, mit der IG ein neues Konzept für den Renglischberg zu erarbeiten, so Weber.

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