Streit um Mogelschinken geht weiter

Saarbrücken. Der Gaststättenverband Dehoga hat sich gegen Pläne des Verbraucherschutzministeriums gewandt, Namen von Gastwirten, die wiederholt Mogelschinken verkaufen, im Internet zu veröffentlichten. Nach Auffassung von Dehoga-Hauptgeschäftsführer Frank C. Hohrath macht es keinen Sinn, Verstöße im Internet anzuprangern, die bis zur Veröffentlichung längst beseitigt seien

Saarbrücken. Der Gaststättenverband Dehoga hat sich gegen Pläne des Verbraucherschutzministeriums gewandt, Namen von Gastwirten, die wiederholt Mogelschinken verkaufen, im Internet zu veröffentlichten. Nach Auffassung von Dehoga-Hauptgeschäftsführer Frank C. Hohrath macht es keinen Sinn, Verstöße im Internet anzuprangern, die bis zur Veröffentlichung längst beseitigt seien.

Dehoga-Präsidentin Gudrun Pink (Foto: bub) riet zugleich allen Gastronomen, offen zu legen, woher sie Ihre Produkte beziehen, und sich von Ihrem Lieferanten die Qualität und Frische der bezogenen Produkte bestätigen zu lassen. Im Übrigen biete der Dehoga "Hygieneseminare für seine Mitglieder an, bei denen auch auf die Tücken im Einkauf und die korrekte Deklarierung eingegangen wird".

Der Dehoga nahm damit erneut zu den Ergebnissen jüngster Kontrollen in Gaststätten Stellung, wonach 18 von 19 Proben beanstandet wurden. In den meisten Fällen hatten die Wirte, überwiegend Betreiber von Pizzerien, minderwertige Schinken-Imitate als Formfleisch- oder Kochschinken ausgewiesen.

Die SPD-Abgeordnete Isolde Ries (Foto: SZ) erklärte dazu, seit mehr als zehn Jahren wüssten die Behörden vom Betrug mit Kochschinken. Der Fleischgehalt sei von einmal 83 Prozent auf oft weniger als 60 Prozent gesunken, gleichzeitig der Wassergehalt auf mehr als 40 Prozent gestiegen. Die Ergebnisse der Kontrollen zeigten, dass öfter kontrolliert werden muss, so Ries. Entgegen der Behauptung der Dehoga würden Schinken- und Käse-Imitate nicht eingesetzt, weil die Firmen die Verpackungen nicht lesen könnten und dies irrtümlich geschehe, sondern weil die Firmen viel Geld sparten, indem sie Verbrauchern minderwertige Produkte verkaufen.

Die Namen der Firmen, Händler und Gastronomen, die die Verbraucher täuschen, müssten daher veröffentlicht werden, forderte Ries. Sie lobte zugleich die saarländische Bäckerinnung, die in ihren Läden mit besten Zutaten wirbt und sich gegen Imitate ausspricht. Solche Aktionen könnten auch im Hotel- und Gaststättengewerbe gestartet werden, regte die Abgeordnete an.

Grünen-Generalsekretär Markus Tressel (Foto: Hiegel) forderte die Landesregierung auf, die Namen der Betriebe zu veröffentlichen, die etwa Imitatlebensmittel falsch oder gar nicht gekennzeichnet haben. Die zunehmende Verwendung von Mogelschinken erfordere künftig ein konsequenteres Eingreifen der Behörden.

Vorstellbar sei auch eine positive Kennzeichnung vorbildlicher Betriebe, die auf den Einsatz derartiger Lebensmittel verzichteten. In Berlin gebe es ein derartiges Projekt bereits. Des weiteren forderte Tressel die Landesregierung auf, sich für eine Verbesserung der gesetzlichen Vorgaben zur Verbraucherinformation einzusetzen. Tressel unterstrich: "Die zuständigen Behörden müssen verpflichtet werden, die betroffenen Betriebe, Produkte und Dienstleistungen zu benennen.

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