Streit um Arbeitszeit von Azubis

Saarbrücken. Angeblich unbezahlte Überstunden sind Thema Nummer eins, wenn sich Lehrlinge bei der Handwerkskammer (HWK) oder der Industrie- und Handelskammer über ihre Ausbildungsbetriebe beschweren

Saarbrücken. Angeblich unbezahlte Überstunden sind Thema Nummer eins, wenn sich Lehrlinge bei der Handwerkskammer (HWK) oder der Industrie- und Handelskammer über ihre Ausbildungsbetriebe beschweren.Weit weniger Klagen gibt's über "rüden Umgangston" und schlechte Ausbildung oder darüber, dass Lehrlinge sogenannte "ausbildungsfremde Arbeiten" machen müssen - also Arbeiten, die nichts mit dem Beruf zu tun haben, den sie laut Ausbildungsvertrag erlernen sollen. Extrem selten sind Beschwerden darüber, dass ein Unternehmen seine Fürsorgepflicht vernachlässigt, keine Sicherheitsausrüstung verteilt oder den Lehrlingen Aufgaben aufbrummt, denen sie nicht gewachsen sind. Das ergab eine SZ-Recherche beim Ausbildungsberater der HWK, Stefan Emser, und beim Teamleiter Ausbildung der IHK, Michael Meter.

Hintergrund war der jüngste Gesundheitsreport der Deutschen Angestellten-Krankenkasse (DAK) für den Regionalverband und St. Ingbert (die SZ berichtete). Darin stellte die DAK fest: Krankheiten, die von der Psyche ausgelöst sind, greifen weiter um sich und treffen zunehmend junge Arbeitnehmer. Außerdem erklärten 23 Prozent aller Saarländer zwischen 18 und 29, dass sie ihren Arbeitsalltag als "sehr belastend" empfinden. Laut DAK-Chef Frank Schönwetter liegt "der Schlüssel zur Gesundheit" von Berufsanfängern "auch im Betrieb". Dazu erläuterte HWK-Ausbildungsberater Stefan Emser: "Für viele junge Leute ist beispielsweise der Wechsel von der Hauptschule in den Betrieb ein echter Quantensprung. Die Schule ging bis zum Nachmittag.

Aber im Betrieb sind die jungen Leute plötzlich acht oder neun Stunden gefordert. Das kann nicht von einem Moment auf den anderen hundertprozentig funktionieren. Da muss es eine Anlaufphase geben, einen Umstellungsprozess. Nehmen wir beispielsweise die Bäcker. Die fangen um drei oder vier Uhr an. Daran muss man sich erst gewöhnen."HWK und IHK zusammen waren 2011 für rund 20 000 Lehrlinge zuständig. Bei der HWK waren etwa 7000 Ausbildungsverträge registriert, davon 2500 neue, die 2011 geschlossen wurden. Die IHK hatte rund 13 000 registriert, davon 5000 neue.

Rat und Hilfe der Ausbildungsberater und Ausbildungsförderer von beiden Kammern waren 2011 rund 6500-mal gefragt, 2500-mal bei der HWK, 4000-mal bei der IHK.

Allerdings sind die Ausbildungsberater und Ausbildungsförderer nicht nur die Ansprechpartner von Lehrlingen, die Probleme am Arbeitsplatz haben, - sondern auch von Unternehmen, denen ihre Lehrlinge Sorgen machen.

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