Rund 5000 Demonstrierende Warnstreik in Saarbrücken hat große Auswirkungen auf Verkehr und Einrichtungen

Saarbrücken · Rund 5000 Beschäftigte sind am Donnerstag in Saarbrücken auf die Straße gegangen. Mehrere Gewerkschaften hatten im anhaltenden Tarifkonflikt zum Streik aufgerufen.

Warnstreik in Saarbrücken
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Foto: BeckerBredel

Ungeachtet der erzielten Einigungen bei den Metallern und der AWO in der laufenden Tarifrunde geht der Kampf um höhere Löhne im Öffentlichen Dienst erst in die finale Runde. Aus diesem Grund gingen die Gewerkschaften am Donnerstag nochmals auf die Straße und brachten rund 5000 Menschen in Saarbrücken hinter sich.

Streik in Saarbrücken: Kitas, Kliniken und Sporthallen betroffen

Nach einem Auftakt im Bürgerpark zogen die Streikenden über die Luisenbrücke und die Wilhelm-Heinrich-Brücke zum Staatstheater, wo die Abschlusskundgebung stattfand. Der Streik hatte natürlich gewollte Auswirkungen auf den Saarbrücker Stadtverkehr, aber auch auf viele Einrichtungen, denn wer demonstrierte, war natürlich nicht auf der Arbeit.

Dieses Mal waren dadurch ganz verschiedene Bereiche betroffen: In Kitas und Kliniken wurde gestreikt, es blieben aber auch Schwimmbäder und Sporthallen geschlossen. Die Saarbrücker Stadtwerke beeilten sich mit einer Mitteilung, dass die Strom-, Wasser-, Gas- und Fernwärmeversorgung sichergestellt sei. In Fechingen und Altenkessel blieben die Bäder zu, die Schulveranstaltung „Jugend trainiert für Olympia“ musste daher ausfallen.

Im anhaltenden Tarifkonflikt zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes sind die Beschäftigten zum Warnstreik aufgerufen, weil die Gewerkschaften Verdi, Erziehung und Wissenschaft (GEW) sowie der Beamtenbund dbb ein deutliches Lohnplus erwarten.

Unter der Maßgabe der Inflation wollen sie Reallohnsenkungen nicht hinnehmen. Sie mobilisieren seit Wochen ihre Mitglieder. Mehrere Aktionen gab es bereits, nach der heutigen sollen weitere folgen, die Gewerkschaften betonten auch am Donnerstag, dass sie jederzeit eine Schippe draufpacken könnten.

Verdi-Landesbezirksleiter Blug: „Wir sind berechtigt sauer über das Angebot der Arbeitgeber“

Kommunale Kitas fielen aus, die Eltern spürten die Streikfolgen direkt. Außerdem beteiligten sich nach Verdi-Angaben Beschäftigte verschiedener Krankenhäuser. Betroffen seien die SHG-Kliniken an mehreren Standorten und das Winterberg Klinikum. Bei Gemeindeverwaltungen, den Arbeitsagenturen und Jobcentern wurde gestreikt. In Völklingen, Saarlouis, Neunkirchen und Saarbrücken kam die Müllabfuhr nicht, Wertstoffhöfe bleiben vielerorts geschlossen.

Landesbezirksleiter Michael Blug von Verdi unterstrich die Forderungen: „Wir sind berechtigt sauer über das Angebot der Arbeitgeber und raten allen Arbeitgebern, ihren Einfluss beim Arbeitgeberverband geltend zu machen und für eine tragbare dritte Verhandlungsrunde zu sorgen.“

Auch Ewald Linn vom Deutschen Beamtenbund sprach in Saarbrücken und bezeichnete die vorgelegten Angebote als „substanzlos“. Die Beschäftigten seien regelrecht sauer über die Offerten, man bleibe daher bei den geforderten 10,5 Prozent und mindestens 500 Euro Lohnplus, anderenfalls werde man die Streiks deutlich ausweiten.

Für die dritte Verhandlungsrunde sei es jetzt höchste Zeit, dass der Arbeitgeberverband sich bewege. „Die Einkommen können mit der Inflation nicht mehr mithalten. Die Reallöhne sind 2022 das dritte Jahr in Folge gesunken. Die Inflation in Deutschland über das gesamte Jahr 2022 hat 7,9 Prozent betragen und belastet daher schon seit vielen Monaten die Haushalte der Beschäftigten“, so Linn während der Kundgebung.

Er verwies ebenso darauf, dass der Personalmangel im öffentlichen Dienst ohne eine massive Lohnsteigerung eskalieren werde. „Die Beschäftigten geben alles dafür, dass die öffentliche Daseinsvorsorge in diesem Land für alle funktioniert. Durch die falsche Sparpolitik der vergangenen Jahre fehlen heute schon über 360.000 Beschäftigte, weil die Jobs im öffentlichen Sektor für viele Fachkräfte im Vergleich zur Wirtschaft nicht attraktiv genug sind. Um genügend Nachwuchs- und Fachkräfte zu gewinnen, müssen die Einkommen deshalb dringend steigen“, forderte Linn.

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