Saarland bekommt Top-Straßen-Kunst Bodo Lutze – das Gesicht der Hüttenarbeiter

Saarbrücken · In Neunkirchen entsteht ein riesiges Hüttenarbeiter-Porträt an einer Hauswand. Am Freitag war der erste Arbeitstag für den Künstler. Doch wen malt er? Wer tritt für das Industriearbeiter-Erbe an?

  In Neunkirchen wird der Streetart-Künstler Hendrik Beikirch (links) den früheren Neunkircher Hüttenarbeiter Bodo Lutze (rechts) an einer Giebelwand verewigen. 15 Meter hoch wird das große Porträt. An diesem Freitag hat Beikirch mit seiner Arbeit begonnen.

In Neunkirchen wird der Streetart-Künstler Hendrik Beikirch (links) den früheren Neunkircher Hüttenarbeiter Bodo Lutze (rechts) an einer Giebelwand verewigen. 15 Meter hoch wird das große Porträt. An diesem Freitag hat Beikirch mit seiner Arbeit begonnen.

Foto: Engel

217 Quadratmeter für ein Kunstwerk, das klingt ziemlich groß.  Hendrik Beikirchs gigantische Arbeiterköpfe kennt man aus dem Internet oder aus dem Fernsehen. Doch die Realität ist unschlagbar. Erst wenn man sich in Neunkirchen den Hals verdreht hat, um an der Ecke Bahnhof-/Wiebelskircherstraße steilhoch nach oben zu schauen, bis zum Giebel in 15 Meter Höhe, ahnt man, welche Überraschungs-Qualität allein schon in der Dimension dieser Streetart steckt. Emotionale Überrumpelung inklusive: Hier also wird im Saarland der wohl exponierteste und persönlichste Platz sein für Erinnerung an eine Generation der in Geschichtsbüchern Verschwundenen, Industriearbeiter des alten Schlages. Bodo Lutze (79) gibt ihnen sein Gesicht. 37 Jahre  lang arbeitete er im Neunkircher Eisenwerk. Wenn er sich erinnert, sind da die Kontrast-Farben Schwarz-Weiß, sind da „Stolz und das Gegenteil davon“, spürt man  Traurigkeit und Euphorie. Bis 1973 ging es im Turbo-Tempo immer nur „vorwärts und aufwärts“, danach bergab, in einer Schussfahrt, bis zur Zusammenlegung der Flüssigproduktionen von Völklingen und Neunkirchen, 1982. Noch 13 Jahre blieb Lutze im Eisenwerk, mit 55 dann Sozialplan,  mit 60 in Rente. Das Berufsleben der Vielen im Land.