Saarbrücken. "Learning by doing", also durchs Tun und aus Erfahrung lernen - diesen Leitsatz hat der britische General Sir Robert Baden-Powell seinen Pfadfindern ins Stammbuch geschrieben. 101 Jahre ist es her, seit Baden-Powell das erste Pfadfinderzeltlager überhaupt organisiert und die Weltpfadfinderbewegung gegründet hat. Seitdem haben haben Pfadfinder einiges gelernt. Zum Beispiel, dass verlässliche Kinder- und Jugendarbeit auf einem finanziell soliden Fundament stehen muss. Das werde immer schwieriger, sagt Werner Raquet aus Saarbrücken-Gersweiler. Raquet muss es wissen. Er engagiert sich seit Jahrzehnten in der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg (DPSG) im Bistum Trier, zu dem alle saarländischen Kommunen bis auf die im Saar-Pfalz-Kreis gehören. Das Bistum spart, die Städte und Gemeinden sind selbst in finanzieller Not, und der Pfadfinderverband tut sich immer schwerer, Ehrenamtliche zu finden, die sich mit Geldbeschaffung auseinandersetzen wollen oder können.Um die Arbeit der DPSG, die im Bistum Trier rund 5000 Mitglieder hat, abzusichern, haben sich die Ober-Georgspfadfinder eine Struktur ausgedacht, die mehr an einen Konzern als einen Jugendverband erinnert. Da gibt es zum einen das als Verein eingetragene Landesamt St. Georg. Dem Verein, der von Ehrenamtlichen geleitet wird, gehört unter anderem das DPSG-Zentrum in Heddert (Eifel). Das Landesamt hat zwei "Töchter": die DPSG trevirensis gGmbH und die Stiftung Deutsche Pfadfinderschaft St. Georg DV Trier. Die gemeinnützige GmbH verwaltet den Etat der DPSG, das Zentrum in Heddert und beschäftigt Personal. Vier Bildungsreferenten, zwei Verwaltungsangestellte, eine Auszubildende und ein Zivildienstleistender kümmern sich um Gruppenleiterausbildung und unterstützen die Ehrenamtlichen. Wobei die DPSG-Führung ganz bewusst eine behinderte Auszubildende eingestellt hat. Und eine Verwaltungsmitarbeiterin, die über 50 Jahre alt ist, "weil die sonst keine Chance mehr hätte auf dem Arbeitsmarkt", erklärt Saskia Kreis aus Neunkirchen. Saskia Kreis sitzt wie Werner Raquet im Kuratorium der DPSG-Stiftung. Die Aufgabe der Stiftung ist leicht erklärt: Sie soll Geld "einwerben" und für Projekte der DPSG wieder auszahlen, erklärt Stiftungs-Kurator Markus Krogull-Kalb aus Lahnstein. Mit dem Geld der Stiftung werden unter anderem die Ausbildung der Gruppenleiter, das Austauschprogramm mit dem bolivianischen Pfadfinderverband und große Zeltlager finanziert.Die Konstruktion von Landesamt, Stiftung und gemeinnütziger GmbH wirke aufwendig, räumt Werner Raquet ein. Aber diese Konstruktion sei notwendig, wenn man die Finanzierung der Pfadfinderarbeit nicht dem Zufall überlassen wolle. Insbesondere die Stiftung mache die DPSG unabhängiger von Geld aus Kirchen- und Staatskassen. Diese Struktur ist neu, die Idee im Grundsatz nicht. Der alte britische General hat schon vor über 100 Jahren geraten: "Paddle your own Canoe." Also: Paddle Dein Kanu selbst.

HintergrundUm Kinder- und Jugendarbeit finanzieren zu können, wirbt die Stiftung der Georgspfadfinder um Erbschaften, Darlehen, Spenden, Vermächtnisse (also Teile von Erbschaften) und Zustiftungen. Informationen: Stiftung DPSG Diözesanverband Trier c/o Hans-Werner Tonner, Weberbach 70, 54290 Trier, Telefon (0651) 9771180, E-Mail stiftung@dpsg-trier.de, Internet: www.dpsg-trier.de/Stiftung. ols