Sterben die Geflügelhöfe?

Saarbrücken. Mindestens die Hälfte der insgesamt 29 Geflügelhöfe im Saarland wird aufgrund der bundesweiten Umstellungspflicht von Käfig- auf Bodenhaltung die Eierproduktion zu Jahresbeginn einstellen. Dies teilte Josef Rose, Chef des Verbandes der Geflügelhalter im Saarland, der SZ mit. Damit fallen "20 bis 30 Jobs" auf den saarländischen Geflügelhöfen weg, sagte Rose

 Franz Kraemer im Hühnerstall des Gösberger Hofes. Foto: rup

Franz Kraemer im Hühnerstall des Gösberger Hofes. Foto: rup

Saarbrücken. Mindestens die Hälfte der insgesamt 29 Geflügelhöfe im Saarland wird aufgrund der bundesweiten Umstellungspflicht von Käfig- auf Bodenhaltung die Eierproduktion zu Jahresbeginn einstellen. Dies teilte Josef Rose, Chef des Verbandes der Geflügelhalter im Saarland, der SZ mit. Damit fallen "20 bis 30 Jobs" auf den saarländischen Geflügelhöfen weg, sagte Rose. Grund der geplanten Geschäftsaufgaben: Vielen der Hühnerhalter sei der Stallumbau zu teuer. Namen der entsprechenden Betriebe wollte Rose gegenüber unserer Zeitung nicht nennen. Die Betriebe würden zusätzliche Geschäftseinbußen befürchten, sollte ihre Schließungsabsicht vorzeitig publik werden, so Rose.

Franz Panzner hat einen Bauerhof im nordöstlichen Saarland, in der Nähe von Namborn. 1200 Hühner hält er in zwei Ställen in Legebatterien - ein vergleichsweise kleiner Geflügelhof. Bis nach Neunkirchen fährt er, um seine Stammkunden mit frischen Eiern zu versorgen. Als er vor etwa 20 Jahren auf Käfighaltung umstellte, staunte der heute 65-Jährige über die Legeleistung seiner Hennen: "Das war eine Leistungssteigerung, wie wenn in einem Auto ein Turbo eingebaut wird." Würde Panzner seine Hennen ab Januar nicht mehr in Legebatterien, sondern ebenerdig und auf Stangen halten, koste ihn das "30 bis 40 Euro pro Tier". Eier will der Landwirt künftig trotzdem verkaufen - allerdings nur solche, die er zuvor bei anderen Gefügelhaltern eingekauft hat.

Ein saarländischer Geflügelhof, der bereits fast ganz auf die hühnerfreundlichere Bodenhaltung umgestellt hat, ist der Geflügelhof Gösberger Hof in Schmelz. Mit 38000 Hennen - rund ein Drittel des saarländischen Legehennen-Bestands - ist der Gösberger Hof der größte Geflügelhof des Landes. Fünf von sechs Ställen hat die Familie Kraemer mit acht Mitarbeiterinnen bereits umgestellt. Und so sieht es in einem auf Bodenhaltung umgestellten Stall mit einem Fassungsvermögen von 5000 Tieren aus: Ebenerdig können die Hennen "scharren". Die Hobelspäne auf dem Stallboden werden alle drei Monate ausgewechselt. Über dem so genannten Scharrbereich fängt ein "Mistband" mit Rosten den Hühnerkot auf. Die Hennen sitzen auf mehreren Ebenen auf Sitzstangen. In so genannten Familiennestern sollen die Hennen Eier legen. In einer Art Rinne werden die gelegten Eier gesammelt.

"Der Aufwand bei der Bodenhaltung ist sehr groß", sagt Franz Kraemer. Nachteil der Bodenhaltung: Die Hennen legen ihre Eier nicht immer in die Familiennester, sondern lassen sie gelegentlich auch auf den Scharrboden fallen. Dies koste die Mitarbeiterinnen zusätzliche Zeit, die Eier einzusammeln. Und: Passten früher in einen Stall mit Käfighaltung 8000 bis 9000 Hennen, so seien es jetzt nur noch gut die Hälfte. Außerdem legten die Hennen bei Bodenhaltung drei bis fünf Prozent weniger Eier. Wegen der größeren Bewegungsfreiheit müssten die Tiere auch zehn Gramm mehr Futter bekommen, so Kraemer.

Nach Angaben der Zentralen Markt- und Preisberichtsstelle (ZMP) in Bonn sind Eier in den vergangenen Jahren immer günstiger geworden. Für ein mittelgroßes Ei aus Käfighaltung müssen Verbraucher derzeit durchschnittlich 9,2 Cent ausgeben. Vor 15 Jahren waren es etwa 13 Cent. Ein Ei aus Bodenhaltung kostet im Schnitt 14 Cent, vor 15 Jahren lag der Preis bei 17 Cent pro Ei.

HINTERGRUND

Hühnerkäfige im Kleinstformat sind ab 1. Januar 2009 deutschlandweit verboten. Dies ist in der 2. Verordnung zur Änderung der Tierschutz- und Nutztierhaltungsverordnung geregelt. Bei der Saar-Landwirtschaftkammer sind 29 Betriebe registriert. Betriebe mit weniger als 350 Hühnern sind nicht meldepflichtig. bera

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