Stellen bei Merziger fallen weg

Merzig. Die Kelterei in Merzig wird demnach ausgebaut und soll künftig das Doppelte ihrer bisherigen Kapazität verarbeiten können. Damit bleiben acht bis zehn Arbeitsplätze von derzeit 36 Tucano-Beschäftigten in Merzig erhalten. Die übrigen Arbeitsplätze, vor allem im Verwaltungsbereich, werden nach Überkingen verlagert

 Das Merziger-Gelände im Gewerbegebiet Siebend. Foto: SZ

Das Merziger-Gelände im Gewerbegebiet Siebend. Foto: SZ

Merzig. Die Kelterei in Merzig wird demnach ausgebaut und soll künftig das Doppelte ihrer bisherigen Kapazität verarbeiten können. Damit bleiben acht bis zehn Arbeitsplätze von derzeit 36 Tucano-Beschäftigten in Merzig erhalten. Die übrigen Arbeitsplätze, vor allem im Verwaltungsbereich, werden nach Überkingen verlagert. Den betroffenen Mitarbeitern wurde angeboten, ihre Tätigkeit dort oder an anderen Standorten des Unternehmensverbundes fortzusetzen. Dies erläuterte gegenüber der SZ Uli Grundmann (Foto: Maurer), im Karlsberg-Verbund Geschäftsführer für Vertrieb und Marketing. Hintergrund der Umstrukturierung seien die schwieriger gewordenen Bedingungen auf dem Markt für alkoholfreie Fruchtgetränke. Seit Einführung des Einwegpfandes haben hier die Handelsmarken der großen Discount-Ketten nach Grundmanns Darstellung ihre Marktanteile deutlich ausgebaut bis auf aktuell 65 Prozent. "Wir müssen angesichts dieser Marktentwicklung unsere Standorte so umbauen, dass wir unter den veränderten Bedingungen entstehen können." Zudem sei der Fruchtsaft-Absatz in den letzten Jahren rückläufig gewesen, da der Pro-Kopf-Verbrauch stagniere. Vor zwei Jahren wurde die Saftabfüllung von Merzig an den Tucano-Standort Lauterecken (bei Kusel) verlagert, dadurch fielen 24 Arbeitsplätze in Merzig weg.Um den Standort Merzig zu sichern, wird nach den Worten von Grundmann die dortige Kelterei ausgebaut, sie soll zu der zentralen Vermostungsanlage für die Karlsberg-Fruchtsaftsparte werden. Ein anderer Kelterei-Standort im niedersächsischen Sittensen werde im Zuge der Umstrukturierung geschlossen. Der Karlsberg-Verbund investiere rund 1,5 Millionen Euro in den Kelterei-Ausbau, der bis Herbst dieses Jahres abgeschlossen sein soll. Statt der bislang dort verarbeiteten 10000 Tonnen Äpfel im Jahr soll die Verarbeitungs-Kapazität auf bis zu 20000 Tonnen wachsen. Neben sechs Vollzeit-Kräften, die zur Abwicklung der Kelterung benötigt werden, kommen nach Auskunft des Unternehmens im Herbst je nach Arbeitsaufwand noch weitere Saisonbeschäftigte. "Das bedeutet mehr Geschäftschancen für die Obstbauern aus der Region", betonte Grundmann. Schon jetzt habe die Kelterei in Merzig ihren Bedarf an Äpfeln nur zu 40 Prozent aus der Region abdecken können. Wenn der Bedarf jetzt um das Doppelte wachse, seien Anbieter aus dem heimischen Umfeld umso willkommener.Denjenigen unter den aktuell 36 Tucano-Mitarbeitern, die von der Standortkonzentration betroffen seien, habe der Verbund entweder angeboten, künftig am neuen Zentralsitz der Fruchtsaft-Sparte in Überkingen weiterzuarbeiten oder aber sich darum bemüht, Ersatzarbeitsplätze an anderen Standorten des Verbundes weiterzuführen. Zudem versuche Karlsberg Betroffene auch in neue Beschäftigungsverältnisse außerhalb des Unternehmens zu vermitteln. Während bei der Fruchtsaft-Sparte in Merzig Stellen wegfallen, wird die Karlsberg-Tochter Servi-Plus, die sich der Vermarktung von Getränke-Automaten widmet, ihre Mitarbeiterzahl in der Kreisstadt ausbauen, statt bislang 63 sollen dort künftig 72 Mitarbeiter beschäftigt werden. "Möglicherweise werden es noch ein paar mehr", sagte Grundmann. Servi Plus werde sein europäisches Zentrallager in Merzig errichten. Auch die Vertriebstochter Vendis (früher SWG) in Merzig bleibt.Auf dem weitläufigen Merziger-Gelände in der Viezstraße tut sich ebenfalls etwas: Wie Grundmann erläuterte, ist geplant, dass sich dort zwei benachbarte Firmen mit zusätzlichen Standorten niederlassen, und zwar der Autohändler Heisel und der Holzhandel Becher. "Das bedeutet mehr Geschäftschancen für die Obstbauern aus der Region."Uli Grundmann

Auf einen blickDer Merziger Oberbürgermeister Alfons Lauer bedauert in einer Stellungnahme gegenüber der SZ, dass der Verbund aus betriebswirtschaftlichen Gründen Teile der Verwaltung und der Abfüllwirtschaft verlagert. Der Konzern habe jedoch dem OB zugesagt, dass die Mitarbeiterzahl bei dem Tochterunternehmen ServiPlus in Merzig "von 60 auf 80 Mitarbeiter erhöht und weiterer Zuwachs erwartet" wird. Lauer: "Somit ist zumindest sichergestellt, dass die Arbeitsplatzbilanz des Unternehmens ausgeglichen ist." Ebenso begrüßt Lauer die Zusicherung des Konzerns, dass der Karlsberg-Standort Merzig gesichert ist, die Kelterei ausgebaut wird und die Marke "Merziger" in der Stadt verbleibt. redStichwortDie Merziger Fruchtgetränke sind heute Teil des Karlsberg-Tochterunternehmens Tucano. Die Tucano Holding wiederum wurde zum 1. Januar 2008 komplett von der Mineralbrunnen Teinach GmbH in Überkingen (Baden-Württemberg) übernommen, von der die Karlsberg-Gruppe die Mehrheit der Anteile besitzt - Tucano und Mineralbrunnen Teinach wurden also zu einem Unternehmen verschmolzen. Dies wirkt sich nun auch konkret auf den Tucano-Standort in Merzig im Gewerbegebiet Siebend aus. cbe

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