Endlich erfahren wir mehr Stelen erklären das Leben des mutigen Rabbi

Saarbrücken · Heute wird Saarbrückens Kulturdezernent Thomas Brück die neuen Info-Tafeln am Rabbiner-Rülf-Platz offiziell in Dienst stellen.

 Die neuen, mehrsprachigen Info-Stelen auf dem Rabbiner-Rülf-Platz in Saarbrücken.     

Die neuen, mehrsprachigen Info-Stelen auf dem Rabbiner-Rülf-Platz in Saarbrücken.    

Foto: BeckerBredel

Am heutigen Montag ist es endlich so weit: Um 11 Uhr wird der Saarbrücker Kulturdezernent Thomas Brück auf dem Rabbiner-Rülf-Platz die drei neuen Info-Tafeln — die dort schon eine Weile stehen — offiziell der Öffentlichkeit übergeben. Die drei jeweils zwei Meter hohen Tafeln aus Sicherheitsglas und einem Sockel aus Corten-Stahl hinter einer der drei Bushaltestellen liefern seit kurzem die bis dahin fehlenden Erklärungen zur Bedeutung des Platzes. Er dient als Erinnerungsort an Leben und Verfolgung der jüdischen Bevölkerung im Nationalsozialismus an der Saar und in Saarbrücken.

Wer war Rabbiner Rülf, der Namensgeber des Platzes, und was hatte er mit Saarbrücken zu tun? Warum stehen hier bronzene Baumstämme, und wofür stehen sie? Auf diese Fragen fanden Passanten bisher auf dem 2012 bis 2014 neu gestalteten Platz in der Stadtmitte so gut wie keine Antworten. Es gab dort nur eine Gedenkplatte, ein Tastmodell für Blinde und ein Straßenschild, das Rabbiner Rülf mit Lebensdaten als „Rabbiner, Lehrer und Schriftsteller“ auswies.

Die schlicht, aber elegant wirkenden Tafeln sorgen jetzt für Abhilfe. In drei Sprachen — auf Deutsch, Englisch und Französisch — bieten sie kompakte Informationen.

Der in sechs Abschnitte unterteilte Text, flankiert von drei illustrierenden Fotos, geht zunächst auf die besondere Situation des Saargebiets unter der Völkerbundsverwaltung ein, die dazu führte, dass nach der Machtergreifung Hitlers viele Juden aus dem Reich hierher  flüchteten. Man erfährt, dass der auch an der Saar zunehmende Antisemitismus dazu führte, dass die Synagogengemeinde unter Leitung ihres Rabbiners Friedrich Rülf 1934 eine eigene Volksschule eröffnen musste, um ihre Schulkinder vor Übergriffen zu schützen.

Beschrieben wird die Bedeutung des Römischen Abkommens, das jüdischen Bürgern im Saargebiet auch nach einem Anschluss an Nazi-Deutschland noch ein Jahr Verfolgungsschutz gewähren sollte. Ein Abschnitt widmet sich der Reichspogromnacht, in der die Synagogen zerstört wurden, und der Deportierung der saarländischen Juden 1940 ins französische Lager Gurs.

„Von dort“, so erfährt man, „kamen die meisten in Vernichtungslager wie Auschwitz und Theresienstadt, wo sie kaltblütig ermordet wurden.“

Der folgende Abschnitt geht auf die Skulpturengruppe „Der unterbrochene Wald“ ein und auf die Bedeutung der Baumstümpfe als Sinnbild für Verlust und brutal gekappte Tradition.

Der letzte Abschnitt schließlich beschreibt Leben und Wirken des Rabbiners Dr. Friedrich Schlomo Rülf und seinen besonderen Einsatz zur Rettung vieler saarländischer Juden. Den Informationstext formulierte die Stadt in enger Abstimmung mit der Synagogengemeinde Saar in Saarbrücken.

Schon 2014, kurz nach der Einweihung der vom Bildhauer Ariel Auslender geschaffenen Skulpturengruppe, hatte die Stadt auf Initiative der FDP-Fraktion den Informations-Magel festgestellt und wollte ihn noch im selben Jahr mit neuen Tafeln beheben. Aus vielerlei nicht völlig geklärten Gründen zogen sich die Planungsarbeiten dazu hin. Mehrmals diskutierte man im Kulturausschuss über das Aussehen und Material der Stelen sowie die Frage der Barrierefreiheit.

Statt einer ursprünglich vorgesehen Info in Braille-Schrift haben die Stelen jetzt für Sehbehinderte einen QR-Code: Hält man das Smartphone davor, dann bekommt man den Text vorgelesen. Was lange währte, ist nun endlich fertig. Laut Stadt hat die Gestaltung der Stelen insgesamt rund 47 000 Euro gekostet.

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