Uniklinik Homburg Homburger Uni-Klinik erinnert an NS-Vorläufer

Homburg · Neue Stele zum Gedenken an bis zu 1600 Opfer von Nazi-Ärzten, die Euthanasie- und Zwangssterilisationsverbrechen verübten.

 Eine Klinik des Grauens: Im Landeskrankenhaus Homburg sterilisierten Ärzte von 1935 bis 1939 wehrlose Opfer. 

Eine Klinik des Grauens: Im Landeskrankenhaus Homburg sterilisierten Ärzte von 1935 bis 1939 wehrlose Opfer. 

Foto: SZ

Eine Stele zum Gedenken an die Opfer von Euthanasie und Zwangssterilisation zur Zeit des Nationalsozialismus wird am nächsten Dienstag am Historischen Friedhof der Homburger Uniklinik eingeweiht. Das haben die Staatskanzlei des Saarlandes und das Universitätsklinikum am Mittwoch mitgeteilt.

Sowohl die Medizinische Fakultät der Saar-Uni als auch das Universitätsklinikum des Saarlandes „verstehen es als Verpflichtung, eine Erinnerungskultur an die Zeit des Nationalsozialismus zu entwickeln, die es allen im medizinischen Umfeld Tätigen ermöglicht, sich kritisch mit der deutschen – und speziell saarländischen – Vergangenheit auseinanderzusetzen und daraus auch Erkenntnisse für gegenwärtige Ethik-Diskussionen in Medizin und Wissenschaft zu gewinnen“, heißt es in der Mitteilung. Eine gemeinsame Arbeitsgruppe der Medizinischen Fakultät, des Vorstands des Uniklinik, der Staatskanzlei und des Landesarchivs hätte sich dafür eingesetzt, eine Gedenkstätte für die zwangssterilisierten Opfer von verbrecherischen Ärzten am Landeskrankenhaus (1935-1939) sowie aller NS-Opfer der Euthanasie zu schaffen.

„Nach der Volksabstimmung von Januar 1935 und der Rückführung des damaligen Saargebietes ins nationalsozialistische Deutsche Reich wurde das Landeskrankenhaus Homburg sofort in die rassenpolitischen Maßnahmen der NS-Diktatur eingebunden“, hieß es. Hieraus habe „eine ideologisch instrumentalisierte Medizin“ resultiert, „die von einer übergroßen Mehrheit der Ärzte mitgetragen und ausgeführt wurde“. Im Saarland seien in der NS-Zeit über 2880 Anträge auf Zwangssterilisation gestellt worden – die Mehrzahl sei im damaligen Landeskrankenhaus Homburg ausgeführt worden. „Um die Krankenhäuser Merzig und Homburg für die militärische Nutzung frei zu machen, wurde im Jahr 1939 ein Großteil der damals 1200 bis 1600 psychiatrischen Patienten in andere Anstalten deportiert und getötet“, heißt es weiter in der Mitteilung.

Hinter der Opfer-Stele „Erinnern – Mahnen – Lernen“ auf dem Historischen Friedhof befinden sich unter anderem die Grabstätten der Ordensschwestern vom Heiligen Geist, die seit 1922 im Dienst des Landeskrankenhauses standen. Rechts neben der Opfer-Stele befindet sich an der Hauswand von Gebäude 30 ein Grabstein mit kyrillischer Inschrift für russische Kriegsgefangene.

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